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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.

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aus der wir uns mit Hülfe einer einzigen,
auf das höchste getriebenen Kraft heraus-
helfen müssten.

Doch wir wollten ja nur von der Gut-
herzigkeit reden. Sie ist eine Tugend;
aber sie ist es nicht immer und sie ist es als-
dann am wenigsten wenn sie auch nur ei-
ner einzigen wahren Verbindlichkeit entge-
gen steht.

Mein thätiges Verlangen den Wohlstand
meiner Nebengeschöpfe zu vergrössern, ist
Gutherzigkeit. Dadurch unterscheidet sie
sich von einem jeden unwirksamen Wohl-
wollen, von einer jeden aufwallenden,
weichherzigen Regung und von dem Af-
feckte des Mitleidens, der sich auf Unglück-
liche allein nur beziehen kann. Das gute
Herz äussert sich gegen Feinde und Freun-
de, gegen Glückliche und Unglückliche,
gegen Hohe und Niedrige. Aus einem

aus der wir uns mit Hülfe einer einzigen,
auf das höchſte getriebenen Kraft heraus-
helfen müſsten.

Doch wir wollten ja nur von der Gut-
herzigkeit reden. Sie iſt eine Tugend;
aber ſie iſt es nicht immer und ſie iſt es als-
dann am wenigſten wenn ſie auch nur ei-
ner einzigen wahren Verbindlichkeit entge-
gen ſteht.

Mein thätiges Verlangen den Wohlſtand
meiner Nebengeſchöpfe zu vergröſsern, iſt
Gutherzigkeit. Dadurch unterſcheidet ſie
ſich von einem jeden unwirkſamen Wohl-
wollen, von einer jeden aufwallenden,
weichherzigen Regung und von dem Af-
feckte des Mitleidens, der ſich auf Unglück-
liche allein nur beziehen kann. Das gute
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de, gegen Glückliche und Unglückliche,
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[120/0128] aus der wir uns mit Hülfe einer einzigen, auf das höchſte getriebenen Kraft heraus- helfen müſsten. Doch wir wollten ja nur von der Gut- herzigkeit reden. Sie iſt eine Tugend; aber ſie iſt es nicht immer und ſie iſt es als- dann am wenigſten wenn ſie auch nur ei- ner einzigen wahren Verbindlichkeit entge- gen ſteht. Mein thätiges Verlangen den Wohlſtand meiner Nebengeſchöpfe zu vergröſsern, iſt Gutherzigkeit. Dadurch unterſcheidet ſie ſich von einem jeden unwirkſamen Wohl- wollen, von einer jeden aufwallenden, weichherzigen Regung und von dem Af- feckte des Mitleidens, der ſich auf Unglück- liche allein nur beziehen kann. Das gute Herz äuſsert ſich gegen Feinde und Freun- de, gegen Glückliche und Unglückliche, gegen Hohe und Niedrige. Aus einem

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/128>, abgerufen am 27.11.2024.