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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.

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windlich gewiss macht, mich erwarte ein
Glück von ewiger Dauer, von einem Um-
fange für den ich das Maass vermisse und
den ich villeicht erst künftig zu übersehen
fähig seyn werde? Dieser Gedanke beru-
higt mich. Er thut der Güte ein Genüge
die jede denkende Seele an dem Urheber
der Welten preist, die sich durch alle We-
sen herab, bis auf die untersten Stufen der
Schöpfung ergiesst.

Ja, gewiss! ich werde ewig leben; ich
werde ewig glücklich leben; ich werde die-
se irrdische Schale abwerfen; mein Geist
wird frey in das Land der Seligkeit über-
gehen. Jch glaube diese Verwandlung so
fest, dass ich sie nicht zu fürchten vermag.
Jch kann mich nicht irren! Und gesetzt ich
irrte: so lieb' ich doch diesen schmeicheln-
den Jrrthum so sehr, dass ich ihn um alle
Güter der Erde nicht weggeben möchte.

windlich gewiſs macht, mich erwarte ein
Glück von ewiger Dauer, von einem Um-
fange für den ich das Maaſs vermiſse und
den ich villeicht erſt künftig zu überſehen
fähig ſeyn werde? Dieſer Gedanke beru-
higt mich. Er thut der Güte ein Genüge
die jede denkende Seele an dem Urheber
der Welten preiſt, die ſich durch alle We-
ſen herab, bis auf die unterſten Stufen der
Schöpfung ergieſst.

Ja, gewiſs! ich werde ewig leben; ich
werde ewig glücklich leben; ich werde die-
ſe irrdiſche Schale abwerfen; mein Geiſt
wird frey in das Land der Seligkeit über-
gehen. Jch glaube dieſe Verwandlung ſo
feſt, daſs ich ſie nicht zu fürchten vermag.
Jch kann mich nicht irren! Und geſetzt ich
irrte: ſo lieb’ ich doch dieſen ſchmeicheln-
den Jrrthum ſo ſehr, daſs ich ihn um alle
Güter der Erde nicht weggeben möchte.

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[112/0120] windlich gewiſs macht, mich erwarte ein Glück von ewiger Dauer, von einem Um- fange für den ich das Maaſs vermiſse und den ich villeicht erſt künftig zu überſehen fähig ſeyn werde? Dieſer Gedanke beru- higt mich. Er thut der Güte ein Genüge die jede denkende Seele an dem Urheber der Welten preiſt, die ſich durch alle We- ſen herab, bis auf die unterſten Stufen der Schöpfung ergieſst. Ja, gewiſs! ich werde ewig leben; ich werde ewig glücklich leben; ich werde die- ſe irrdiſche Schale abwerfen; mein Geiſt wird frey in das Land der Seligkeit über- gehen. Jch glaube dieſe Verwandlung ſo feſt, daſs ich ſie nicht zu fürchten vermag. Jch kann mich nicht irren! Und geſetzt ich irrte: ſo lieb’ ich doch dieſen ſchmeicheln- den Jrrthum ſo ſehr, daſs ich ihn um alle Güter der Erde nicht weggeben möchte.

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/120>, abgerufen am 23.11.2024.