Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.Güte anlächeln, ewig nicht anlächeln? Allein; was sag' ich? Sind nicht rund Güte anlächeln, ewig nicht anlächeln? Allein; was ſag’ ich? Sind nicht rund <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0118" n="110"/> Güte anlächeln, ewig nicht anlächeln?<lb/> Nein! ſo handelſt Du nicht, mein Schö-<lb/> pfer! Deine Geſchaffenen dürfen dem Ta-<lb/> ge ihrer Geburt nicht fluchen, noch Dich<lb/> anklagen, daſs Du ſie, wider ihren Willen,<lb/> zum Seyn aus dem Nichts hervorgerufen.</p><lb/> <p>Allein; was ſag’ ich? Sind nicht rund<lb/> um mich die Fuſsſtapfen des Elends und<lb/> der Verheerung? Fühl’ ich nicht ſelbſt das<lb/> Unglück in tauſend ſchweren Schlägen?<lb/> Seufzen nicht meine Mitgeſchöpfe rund um<lb/> mich? Hör’ ich nicht ihre Klagen, ſeh’ ich<lb/> nicht ihre Thränen, theil’ ich nicht mit ih-<lb/> nen die Laſt ihres Schickſals? Triefen<lb/> nicht die Fluren von Blut? vom Blute mei-<lb/> ner Brüder, vom Blute der erſchlagnen Un-<lb/> ſchuld? Dampfen nicht weite Provinzen<lb/> vom Donner des Krieges entzündet?<lb/> Und werden nicht bald Aſchenhügel und<lb/> rauchende Trümmer da ſeyn, wo ſonſt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0118]
Güte anlächeln, ewig nicht anlächeln?
Nein! ſo handelſt Du nicht, mein Schö-
pfer! Deine Geſchaffenen dürfen dem Ta-
ge ihrer Geburt nicht fluchen, noch Dich
anklagen, daſs Du ſie, wider ihren Willen,
zum Seyn aus dem Nichts hervorgerufen.
Allein; was ſag’ ich? Sind nicht rund
um mich die Fuſsſtapfen des Elends und
der Verheerung? Fühl’ ich nicht ſelbſt das
Unglück in tauſend ſchweren Schlägen?
Seufzen nicht meine Mitgeſchöpfe rund um
mich? Hör’ ich nicht ihre Klagen, ſeh’ ich
nicht ihre Thränen, theil’ ich nicht mit ih-
nen die Laſt ihres Schickſals? Triefen
nicht die Fluren von Blut? vom Blute mei-
ner Brüder, vom Blute der erſchlagnen Un-
ſchuld? Dampfen nicht weite Provinzen
vom Donner des Krieges entzündet?
Und werden nicht bald Aſchenhügel und
rauchende Trümmer da ſeyn, wo ſonſt
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