Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 2. Stuttgart, 1898.Ablehnende Haltung der Fortschrittspartei. waren. Wir glaubten deshalb, Ihnen eine rechte Freude mit dieserVorlage zu machen. ... Ich war nicht darauf gefaßt, in dem Bericht der Commission Ablehnende Haltung der Fortſchrittspartei. waren. Wir glaubten deshalb, Ihnen eine rechte Freude mit dieſerVorlage zu machen. ... Ich war nicht darauf gefaßt, in dem Bericht der Commiſſion <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0043" n="19"/><fw place="top" type="header">Ablehnende Haltung der Fortſchrittspartei.<lb/></fw> waren. Wir glaubten deshalb, Ihnen eine rechte Freude mit dieſer<lb/> Vorlage zu machen. ...</p><lb/> <p>Ich war nicht darauf gefaßt, in dem Bericht der Commiſſion<lb/> eine indirecte Apologie Hannibal Fiſchers zu finden, der die deutſche<lb/> Flotte unter den Hammer brachte. Auch dieſe deutſche Flotte<lb/> ſcheiterte daran, daß in den deutſchen Gebieten, ebenſo in den<lb/> höhern, regirenden Kreiſen, wie in den niedern die Parteileiden¬<lb/> ſchaft mächtiger war, als der Gemeinſinn. Ich hoffe, daß der<lb/> unſrigen daſſelbe nicht beſchieden ſein wird. Ich war einigermaßen<lb/> überraſcht ferner darüber, daß dem Gebiete der Technik ein ſo<lb/> großer Raum in dem Berichte angewieſen war. Ich zweifle nicht<lb/> daran, daß es viele unter Ihnen giebt, die vom Seeweſen mehr<lb/> verſtehn als ich, und mehr zur See geweſen ſind als ich, die Mehr¬<lb/> zahl unter Ihnen, meine Herrn, iſt es aber nicht, und doch muß<lb/> ich ſagen, ich würde mir nicht getrauen, über techniſche Details<lb/> der Marine ein Urtheil zu fällen, welches meine Abſtimmung<lb/> motiviren, welches mir Motive zur Verwerfung einer Marine¬<lb/> vorlage geben könnte. Ich kann mich deshalb auch mit der Wider¬<lb/> legung dieſes Theils Ihrer Einwendungen nicht beſchäftigen. ...<lb/> Ihre Zweifel, ob es mir gelingen wird, Kiel zu erwerben, berührt<lb/> mein Reſſort näher. Wir beſitzen in den Herzogthümern mehr als<lb/> Kiel, wir beſitzen die volle Souveränetät in den Herzogthümern in<lb/> Gemeinſchaft mit Oeſtreich, und ich wüßte nicht, wer uns dieſes<lb/> Pfand, das dem von uns erſtrebten Object an Werth ſo viel über¬<lb/> legen iſt, nehmen könnte anders, als durch einen für Preußen<lb/> unglücklichen Krieg. Faſſen wir aber dieſe Eventualität in's Auge,<lb/> ſo können wir <hi rendition="#g">jeden</hi> in unſerm Beſitz befindlichen Hafen ebenſo<lb/> gut verlieren. Unſer Beſitz iſt ein gemeinſamer, das iſt wahr, mit<lb/> Oeſtreich. Nichtsdeſtoweniger iſt er ein Beſitz, für deſſen Auf¬<lb/> gebung wir berechtigt ſein würden, unſre Bedingungen zu ſtellen.<lb/> Eine dieſer Bedingungen, und zwar eine der ganz unerläßlichen,<lb/> ohne deren Erfüllung wir dieſen Beſitz nicht aufgeben wollen, iſt<lb/> das künftige alleinige Eigenthum des Kieler Hafens für Preußen. ...</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0043]
Ablehnende Haltung der Fortſchrittspartei.
waren. Wir glaubten deshalb, Ihnen eine rechte Freude mit dieſer
Vorlage zu machen. ...
Ich war nicht darauf gefaßt, in dem Bericht der Commiſſion
eine indirecte Apologie Hannibal Fiſchers zu finden, der die deutſche
Flotte unter den Hammer brachte. Auch dieſe deutſche Flotte
ſcheiterte daran, daß in den deutſchen Gebieten, ebenſo in den
höhern, regirenden Kreiſen, wie in den niedern die Parteileiden¬
ſchaft mächtiger war, als der Gemeinſinn. Ich hoffe, daß der
unſrigen daſſelbe nicht beſchieden ſein wird. Ich war einigermaßen
überraſcht ferner darüber, daß dem Gebiete der Technik ein ſo
großer Raum in dem Berichte angewieſen war. Ich zweifle nicht
daran, daß es viele unter Ihnen giebt, die vom Seeweſen mehr
verſtehn als ich, und mehr zur See geweſen ſind als ich, die Mehr¬
zahl unter Ihnen, meine Herrn, iſt es aber nicht, und doch muß
ich ſagen, ich würde mir nicht getrauen, über techniſche Details
der Marine ein Urtheil zu fällen, welches meine Abſtimmung
motiviren, welches mir Motive zur Verwerfung einer Marine¬
vorlage geben könnte. Ich kann mich deshalb auch mit der Wider¬
legung dieſes Theils Ihrer Einwendungen nicht beſchäftigen. ...
Ihre Zweifel, ob es mir gelingen wird, Kiel zu erwerben, berührt
mein Reſſort näher. Wir beſitzen in den Herzogthümern mehr als
Kiel, wir beſitzen die volle Souveränetät in den Herzogthümern in
Gemeinſchaft mit Oeſtreich, und ich wüßte nicht, wer uns dieſes
Pfand, das dem von uns erſtrebten Object an Werth ſo viel über¬
legen iſt, nehmen könnte anders, als durch einen für Preußen
unglücklichen Krieg. Faſſen wir aber dieſe Eventualität in's Auge,
ſo können wir jeden in unſerm Beſitz befindlichen Hafen ebenſo
gut verlieren. Unſer Beſitz iſt ein gemeinſamer, das iſt wahr, mit
Oeſtreich. Nichtsdeſtoweniger iſt er ein Beſitz, für deſſen Auf¬
gebung wir berechtigt ſein würden, unſre Bedingungen zu ſtellen.
Eine dieſer Bedingungen, und zwar eine der ganz unerläßlichen,
ohne deren Erfüllung wir dieſen Beſitz nicht aufgeben wollen, iſt
das künftige alleinige Eigenthum des Kieler Hafens für Preußen. ...
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