Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 2. Stuttgart, 1898.Gruners Ernennung zum Wirkl. Geh. Rathe. nennungen zwischen Reich, Preußen und Haus erreichbar sein,namentlich wenn die Presse dazu eine Erläuterung erhält. Em¬ pfehlen würde es sich aber meines Erachtens, wenn die Anstellung Gruners im Hausministerium vorher in separato unter der Haus¬ ministerial-Rubrik veröffentlicht und am andern Tage bekannt ge¬ geben würde, daß Se. Majestät geruht hätte, den im Hausmini¬ sterium etc. Angestellten den Titel eines Wirklichen Geheim-Raths etc. zu verleihn; eine etwas abweichende Gestalt des Wortlauts der Bekanntmachung von der sonst üblichen, wenn auch nur eine ganz geringe, würde sich immer empfehlen." Diesem, an den Geheim-Rath Tiedemann gerichteten, unter "...Ich bin, wie ich glaube, von dem Vorgange in einem Gruners Ernennung zum Wirkl. Geh. Rathe. nennungen zwiſchen Reich, Preußen und Haus erreichbar ſein,namentlich wenn die Preſſe dazu eine Erläuterung erhält. Em¬ pfehlen würde es ſich aber meines Erachtens, wenn die Anſtellung Gruners im Hausminiſterium vorher in separato unter der Haus¬ miniſterial-Rubrik veröffentlicht und am andern Tage bekannt ge¬ geben würde, daß Se. Majeſtät geruht hätte, den im Hausmini¬ ſterium ꝛc. Angeſtellten den Titel eines Wirklichen Geheim-Raths ꝛc. zu verleihn; eine etwas abweichende Geſtalt des Wortlauts der Bekanntmachung von der ſonſt üblichen, wenn auch nur eine ganz geringe, würde ſich immer empfehlen.“ Dieſem, an den Geheim-Rath Tiedemann gerichteten, unter „...Ich bin, wie ich glaube, von dem Vorgange in einem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0227" n="203"/><fw place="top" type="header">Gruners Ernennung zum Wirkl. Geh. Rathe.<lb/></fw> nennungen zwiſchen Reich, Preußen und Haus erreichbar ſein,<lb/> namentlich wenn die Preſſe dazu eine Erläuterung erhält. Em¬<lb/> pfehlen würde es ſich aber meines Erachtens, wenn die Anſtellung<lb/> Gruners im Hausminiſterium <hi rendition="#g">vorher</hi> <hi rendition="#aq">in separato</hi> unter der Haus¬<lb/> miniſterial-Rubrik veröffentlicht und am andern Tage bekannt ge¬<lb/> geben würde, daß Se. Majeſtät geruht hätte, den im Hausmini¬<lb/> ſterium ꝛc. Angeſtellten den Titel eines Wirklichen Geheim-Raths ꝛc.<lb/> zu verleihn; eine etwas abweichende Geſtalt des Wortlauts der<lb/> Bekanntmachung von der ſonſt üblichen, wenn auch nur eine ganz<lb/> geringe, würde ſich immer empfehlen.“</p><lb/> <p>Dieſem, an den Geheim-Rath Tiedemann gerichteten, unter<lb/> fliegendem Siegel an den Miniſter von Bülow beförderten Schreiben<lb/> fügte ich für Letztern mit dem Anheimſtellen vertraulicher Benutzung<lb/> bei den Collegen Folgendes hinzu:</p><lb/> <p>„...Ich bin, wie ich glaube, von dem Vorgange in einem<lb/> ſtärkern Maße betroffen als meine Collegen; höchſtens Camphauſen<lb/> iſt außer mir noch von der Reichsglockenpartei verleumdet worden,<lb/> aber doch lange nicht mit dem Maße von Niedertracht, wie es mir<lb/> gegenüber geſchehn iſt. Man hat ihn ſachlich in Bezug auf ſein<lb/> Amt mit unwürdigen Mitteln angegriffen, aber doch ſeine perſön¬<lb/> liche Ehre nicht angetaſtet. Das Staatsminiſterium im Ganzen iſt<lb/> gewiß in der Lage, ſich durch die <hi rendition="#g">Form</hi> der Ernennung Gruners<lb/> verletzt zu finden und gegen dieſe Verletzung zu reagiren, um<lb/> ſeine Rechte und ſeine Würde für die Zukunft ſicher zu ſtellen.<lb/> Die Verletzung aber, die in der <hi rendition="#g">Thatſache</hi> der Ernennung<lb/> Gruners liegt, trifft weſentlich mich allein; ſeine langjährige Feind¬<lb/> ſchaft gegen mich perſönlich iſt es allein, welche die Aufmerkſam¬<lb/> keit auf ihn hat lenken können, denn er beſitzt weder Fähigkeiten<lb/> noch Verdienſte, war im Auswärtigen Amte durch ſeine, in wich¬<lb/> tigen Momenten an Geiſteskrankheit grenzende Unfähigkeit ein<lb/> Hinderniß und hat nunmehr ſeit 15 Jahren nichts geleiſtet, als<lb/> mit der ganzen Verbiſſenheit verkannter Selbſtüberſchätzung gegen<lb/> mich geſprochen, geſchrieben, intrigirt. Ich ſehe dabei für den<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [203/0227]
Gruners Ernennung zum Wirkl. Geh. Rathe.
nennungen zwiſchen Reich, Preußen und Haus erreichbar ſein,
namentlich wenn die Preſſe dazu eine Erläuterung erhält. Em¬
pfehlen würde es ſich aber meines Erachtens, wenn die Anſtellung
Gruners im Hausminiſterium vorher in separato unter der Haus¬
miniſterial-Rubrik veröffentlicht und am andern Tage bekannt ge¬
geben würde, daß Se. Majeſtät geruht hätte, den im Hausmini¬
ſterium ꝛc. Angeſtellten den Titel eines Wirklichen Geheim-Raths ꝛc.
zu verleihn; eine etwas abweichende Geſtalt des Wortlauts der
Bekanntmachung von der ſonſt üblichen, wenn auch nur eine ganz
geringe, würde ſich immer empfehlen.“
Dieſem, an den Geheim-Rath Tiedemann gerichteten, unter
fliegendem Siegel an den Miniſter von Bülow beförderten Schreiben
fügte ich für Letztern mit dem Anheimſtellen vertraulicher Benutzung
bei den Collegen Folgendes hinzu:
„...Ich bin, wie ich glaube, von dem Vorgange in einem
ſtärkern Maße betroffen als meine Collegen; höchſtens Camphauſen
iſt außer mir noch von der Reichsglockenpartei verleumdet worden,
aber doch lange nicht mit dem Maße von Niedertracht, wie es mir
gegenüber geſchehn iſt. Man hat ihn ſachlich in Bezug auf ſein
Amt mit unwürdigen Mitteln angegriffen, aber doch ſeine perſön¬
liche Ehre nicht angetaſtet. Das Staatsminiſterium im Ganzen iſt
gewiß in der Lage, ſich durch die Form der Ernennung Gruners
verletzt zu finden und gegen dieſe Verletzung zu reagiren, um
ſeine Rechte und ſeine Würde für die Zukunft ſicher zu ſtellen.
Die Verletzung aber, die in der Thatſache der Ernennung
Gruners liegt, trifft weſentlich mich allein; ſeine langjährige Feind¬
ſchaft gegen mich perſönlich iſt es allein, welche die Aufmerkſam¬
keit auf ihn hat lenken können, denn er beſitzt weder Fähigkeiten
noch Verdienſte, war im Auswärtigen Amte durch ſeine, in wich¬
tigen Momenten an Geiſteskrankheit grenzende Unfähigkeit ein
Hinderniß und hat nunmehr ſeit 15 Jahren nichts geleiſtet, als
mit der ganzen Verbiſſenheit verkannter Selbſtüberſchätzung gegen
mich geſprochen, geſchrieben, intrigirt. Ich ſehe dabei für den
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |