Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 2. Stuttgart, 1898.Sechsundzwanzigstes Kapitel: Intrigen. lassen, als Sie mich hierbei mit Einem meiner Untergebenen aufEine Linie stellten. Das Verletzende dieses Verfahrens springt so sehr in die Augen, daß die Annahme der Absichtlichkeit und die hieran nothwendiger Weise sich knüpfende Gedankenreihe nahe liegen. Der letzteren Folge zu geben, werde ich nicht zögern, so¬ bald ich mich überzeuge, daß diese Annahme zutrifft. Indem ich einstweilen davon ausgehe, daß dies nicht der Fall ist, beschränke ich mich darauf, Ew. Durchlaucht dringend zu bitten, ein ähnliches Verfahren nicht wiederkehren zu lassen. Mit etc. Graf Eulenburg." "Gastein, den 20. August 1878. Eure Excellenz haben, wie ich aus dem geehrten Schreiben Mit etc. v. Bismarck." Es ist bekannt, unter welchen Umständen Graf Eulenburg Sechsundzwanzigſtes Kapitel: Intrigen. laſſen, als Sie mich hierbei mit Einem meiner Untergebenen aufEine Linie ſtellten. Das Verletzende dieſes Verfahrens ſpringt ſo ſehr in die Augen, daß die Annahme der Abſichtlichkeit und die hieran nothwendiger Weiſe ſich knüpfende Gedankenreihe nahe liegen. Der letzteren Folge zu geben, werde ich nicht zögern, ſo¬ bald ich mich überzeuge, daß dieſe Annahme zutrifft. Indem ich einſtweilen davon ausgehe, daß dies nicht der Fall iſt, beſchränke ich mich darauf, Ew. Durchlaucht dringend zu bitten, ein ähnliches Verfahren nicht wiederkehren zu laſſen. Mit ꝛc. Graf Eulenburg.“ „Gaſtein, den 20. Auguſt 1878. Eure Excellenz haben, wie ich aus dem geehrten Schreiben Mit ꝛc. v. Bismarck.“ Es iſt bekannt, unter welchen Umſtänden Graf Eulenburg <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0216" n="192"/><fw place="top" type="header">Sechsundzwanzigſtes Kapitel: Intrigen.<lb/></fw> laſſen, als Sie mich hierbei mit Einem meiner Untergebenen auf<lb/> Eine Linie ſtellten. Das Verletzende dieſes Verfahrens ſpringt ſo<lb/> ſehr in die Augen, daß die Annahme der Abſichtlichkeit und die<lb/> hieran nothwendiger Weiſe ſich knüpfende Gedankenreihe nahe<lb/> liegen. Der letzteren Folge zu geben, werde ich nicht zögern, ſo¬<lb/> bald ich mich überzeuge, daß dieſe Annahme zutrifft. Indem ich<lb/> einſtweilen davon ausgehe, daß dies nicht der Fall iſt, beſchränke<lb/> ich mich darauf, Ew. Durchlaucht dringend zu bitten, ein ähnliches<lb/> Verfahren nicht wiederkehren zu laſſen.</p><lb/> <p>Mit ꝛc. <space dim="horizontal"/> Graf Eulenburg.“</p><lb/> <p rendition="#right">„Gaſtein, den 20. Auguſt 1878.</p><lb/> <p>Eure Excellenz haben, wie ich aus dem geehrten Schreiben<lb/> vom 18. entnehme, die, wie es ſcheint, wenig vorſichtige, mir jeden¬<lb/> falls unerwartete Folge, die der Geheim-Rath Tiedemann meiner<lb/> vertraulichen und formloſen Aeußerung gegeben hat, mir mit vollem<lb/> Gewichte zur Laſt geſchrieben, ohne mir auch nur das Beneficium<lb/> der Unvollkommenheit des Geſchäftsganges bei eingreifender Bade¬<lb/> kur zu gewähren. Nach Inhalt Ihres Schreibens bin ich unter<lb/> dem Eindruck, daß Ihnen gegenüber eine Tactloſigkeit in der Form<lb/> begangen iſt, für die ich Sie um Verzeihung bitte, obſchon ich ſie<lb/> nicht verſchuldet, höchſtens ermöglicht habe. Daß Eurer Excellenz<lb/> dabei der Gedanke an eine Abſichtlichkeit meinerſeits hat nahe treten<lb/> können, iſt mir unerwartet und betrübend, indem ich die freund¬<lb/> ſchaftliche Natur unſrer perſönlichen Beziehungen zu einander zu<lb/> geſichert glaubte, um ein derartiges Mißverſtändniß aufkommen<lb/> zu laſſen.</p><lb/> <p>Mit ꝛc. <space dim="horizontal"/> v. Bismarck.“</p><lb/> <p>Es iſt bekannt, unter welchen Umſtänden Graf Eulenburg<lb/> im Februar 1881 ſeinen Abſchied nahm, und daß er im Auguſt<lb/> deſſelben Jahres zum Oberpräſidenten in Kaſſel ernannt wurde.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [192/0216]
Sechsundzwanzigſtes Kapitel: Intrigen.
laſſen, als Sie mich hierbei mit Einem meiner Untergebenen auf
Eine Linie ſtellten. Das Verletzende dieſes Verfahrens ſpringt ſo
ſehr in die Augen, daß die Annahme der Abſichtlichkeit und die
hieran nothwendiger Weiſe ſich knüpfende Gedankenreihe nahe
liegen. Der letzteren Folge zu geben, werde ich nicht zögern, ſo¬
bald ich mich überzeuge, daß dieſe Annahme zutrifft. Indem ich
einſtweilen davon ausgehe, daß dies nicht der Fall iſt, beſchränke
ich mich darauf, Ew. Durchlaucht dringend zu bitten, ein ähnliches
Verfahren nicht wiederkehren zu laſſen.
Mit ꝛc. Graf Eulenburg.“
„Gaſtein, den 20. Auguſt 1878.
Eure Excellenz haben, wie ich aus dem geehrten Schreiben
vom 18. entnehme, die, wie es ſcheint, wenig vorſichtige, mir jeden¬
falls unerwartete Folge, die der Geheim-Rath Tiedemann meiner
vertraulichen und formloſen Aeußerung gegeben hat, mir mit vollem
Gewichte zur Laſt geſchrieben, ohne mir auch nur das Beneficium
der Unvollkommenheit des Geſchäftsganges bei eingreifender Bade¬
kur zu gewähren. Nach Inhalt Ihres Schreibens bin ich unter
dem Eindruck, daß Ihnen gegenüber eine Tactloſigkeit in der Form
begangen iſt, für die ich Sie um Verzeihung bitte, obſchon ich ſie
nicht verſchuldet, höchſtens ermöglicht habe. Daß Eurer Excellenz
dabei der Gedanke an eine Abſichtlichkeit meinerſeits hat nahe treten
können, iſt mir unerwartet und betrübend, indem ich die freund¬
ſchaftliche Natur unſrer perſönlichen Beziehungen zu einander zu
geſichert glaubte, um ein derartiges Mißverſtändniß aufkommen
zu laſſen.
Mit ꝛc. v. Bismarck.“
Es iſt bekannt, unter welchen Umſtänden Graf Eulenburg
im Februar 1881 ſeinen Abſchied nahm, und daß er im Auguſt
deſſelben Jahres zum Oberpräſidenten in Kaſſel ernannt wurde.
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