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Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898.

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Briefwechsel mit Ludwig von Baiern.
sicherung meiner wärmsten Sympathie und der besonderen Werth¬
schätzung, mit welcher ich stets bin
Berg, den 1. Sept. 1880.
Ihr
aufrichtiger Freund
Ludwig.

Mein lieber Fürst!

Der gute Erfolg Ihrer Cur in Kissingen hat meine auf¬
richtigen Wünsche erfüllt, und ich hoffe, daß die nöthige Ruhe auch
die neuralgischen Schmerzen heilen wird, welche, wie Sie mir zu
meinem lebhaften Bedauern mittheilen, noch vorhanden sind. --
Die Darstellung der äußeren und inneren Lage, welche ich Ihrem,
mir so willkommenen hochgeschätzten Schreiben verdanke, war mir
im höchsten Grade interessant. Wie Großes Sie nach beiden Seiten
hin leisten, ist der Gegenstand meiner Bewunderung. Für die
Friedensaussichten bin ich ebenso empfänglich, als für Ihr festes
Standhalten gegen die Gelüste nach parlamentarischer Majoritäts¬
regierung, welche gegenwärtig auch in Bayern, wenn auch von
anderer Seite her, auftauchen. Ich werde dafür sorgen, daß ihr
Ziel, das mit dem monarchischen Princip nicht zu vereinigen ist
und nur endlose Unruhe und Unfrieden herbeiführen würde, un¬
erreicht bleibt. -- Den bevorstehenden Wahlen sehe ich mit dem
größten Interesse entgegen. Wenn sie auch nicht nach Wunsch aus¬
fallen, so glaube ich doch fest daran, daß es Ihrer Beharrlichkeit
gelingen wird, die finanziellen und wirthschaftlichen Grundlagen
zu schaffen, welche nothwendig sind, um die Wohlfahrt der deut¬
schen Lande und insbesondere die Lage der Arbeiter auf eine be¬
friedigende Stufe zu bringen; der ehrlichen Mitwirkung von Seiten
meiner Regierung sind Sie gewiß. -- Andererseits bin ich der
vertrauensvollen Ueberzeugung, daß Sie, mein lieber Fürst, bei
der Durchführung Ihrer großen Ideen von dem föderativen Prin¬
cip ausgehen, auf welchem das Reich und die Selbstständigkeit der
Einzelstaaten bestehen. --

Briefwechſel mit Ludwig von Baiern.
ſicherung meiner wärmſten Sympathie und der beſonderen Werth¬
ſchätzung, mit welcher ich ſtets bin
Berg, den 1. Sept. 1880.
Ihr
aufrichtiger Freund
Ludwig.

Mein lieber Fürſt!

Der gute Erfolg Ihrer Cur in Kiſſingen hat meine auf¬
richtigen Wünſche erfüllt, und ich hoffe, daß die nöthige Ruhe auch
die neuralgiſchen Schmerzen heilen wird, welche, wie Sie mir zu
meinem lebhaften Bedauern mittheilen, noch vorhanden ſind. —
Die Darſtellung der äußeren und inneren Lage, welche ich Ihrem,
mir ſo willkommenen hochgeſchätzten Schreiben verdanke, war mir
im höchſten Grade intereſſant. Wie Großes Sie nach beiden Seiten
hin leiſten, iſt der Gegenſtand meiner Bewunderung. Für die
Friedensausſichten bin ich ebenſo empfänglich, als für Ihr feſtes
Standhalten gegen die Gelüſte nach parlamentariſcher Majoritäts¬
regierung, welche gegenwärtig auch in Bayern, wenn auch von
anderer Seite her, auftauchen. Ich werde dafür ſorgen, daß ihr
Ziel, das mit dem monarchiſchen Princip nicht zu vereinigen iſt
und nur endloſe Unruhe und Unfrieden herbeiführen würde, un¬
erreicht bleibt. — Den bevorſtehenden Wahlen ſehe ich mit dem
größten Intereſſe entgegen. Wenn ſie auch nicht nach Wunſch aus¬
fallen, ſo glaube ich doch feſt daran, daß es Ihrer Beharrlichkeit
gelingen wird, die finanziellen und wirthſchaftlichen Grundlagen
zu ſchaffen, welche nothwendig ſind, um die Wohlfahrt der deut¬
ſchen Lande und insbeſondere die Lage der Arbeiter auf eine be¬
friedigende Stufe zu bringen; der ehrlichen Mitwirkung von Seiten
meiner Regierung ſind Sie gewiß. — Andererſeits bin ich der
vertrauensvollen Ueberzeugung, daß Sie, mein lieber Fürſt, bei
der Durchführung Ihrer großen Ideen von dem föderativen Prin¬
cip ausgehen, auf welchem das Reich und die Selbſtſtändigkeit der
Einzelſtaaten beſtehen. —

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[373/0400] Briefwechſel mit Ludwig von Baiern. ſicherung meiner wärmſten Sympathie und der beſonderen Werth¬ ſchätzung, mit welcher ich ſtets bin Berg, den 1. Sept. 1880. Ihr aufrichtiger Freund Ludwig. Mein lieber Fürſt! Der gute Erfolg Ihrer Cur in Kiſſingen hat meine auf¬ richtigen Wünſche erfüllt, und ich hoffe, daß die nöthige Ruhe auch die neuralgiſchen Schmerzen heilen wird, welche, wie Sie mir zu meinem lebhaften Bedauern mittheilen, noch vorhanden ſind. — Die Darſtellung der äußeren und inneren Lage, welche ich Ihrem, mir ſo willkommenen hochgeſchätzten Schreiben verdanke, war mir im höchſten Grade intereſſant. Wie Großes Sie nach beiden Seiten hin leiſten, iſt der Gegenſtand meiner Bewunderung. Für die Friedensausſichten bin ich ebenſo empfänglich, als für Ihr feſtes Standhalten gegen die Gelüſte nach parlamentariſcher Majoritäts¬ regierung, welche gegenwärtig auch in Bayern, wenn auch von anderer Seite her, auftauchen. Ich werde dafür ſorgen, daß ihr Ziel, das mit dem monarchiſchen Princip nicht zu vereinigen iſt und nur endloſe Unruhe und Unfrieden herbeiführen würde, un¬ erreicht bleibt. — Den bevorſtehenden Wahlen ſehe ich mit dem größten Intereſſe entgegen. Wenn ſie auch nicht nach Wunſch aus¬ fallen, ſo glaube ich doch feſt daran, daß es Ihrer Beharrlichkeit gelingen wird, die finanziellen und wirthſchaftlichen Grundlagen zu ſchaffen, welche nothwendig ſind, um die Wohlfahrt der deut¬ ſchen Lande und insbeſondere die Lage der Arbeiter auf eine be¬ friedigende Stufe zu bringen; der ehrlichen Mitwirkung von Seiten meiner Regierung ſind Sie gewiß. — Andererſeits bin ich der vertrauensvollen Ueberzeugung, daß Sie, mein lieber Fürſt, bei der Durchführung Ihrer großen Ideen von dem föderativen Prin¬ cip ausgehen, auf welchem das Reich und die Selbſtſtändigkeit der Einzelſtaaten beſtehen. —

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Zitationshilfe: Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bismarck_erinnerungen01_1898/400>, abgerufen am 22.11.2024.