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Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898.

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Achtzehntes Kapitel: König Ludwig II. von Baiern.
Kaisers niemals als eine Beeinträchtigung ihrer eignen europäischen
Stellung empfunden haben.
v. Bismarck.

Mein lieber Graf!

Mit lebhaftem Vergnügen habe ich bemerkt, daß Sie trotz
zahlreicher und dringender Geschäfte Muße gefunden, Ihren Ge¬
fühlen gegen mich Ausdruck zu verleihen.

Ich sende Ihnen deshalb meinen wärmsten Dank; denn ich
lege hohen Werth auf die ergebene Gesinnung eines Mannes, nach
dem das ganze Deutschland freudigen Stolzes seine Blicke richtet.

Mein Brief an Ihren König, meinen vielgeliebten hochver¬
ehrten Oheim, wird morgen in dessen Hände gelangen. -- Ich
wünsche von ganzem Herzen, daß mein Vorschlag beim Könige,
den übrigen Bundesgliedern, welchen ich geschrieben, und auch bei
der Nation vollsten Anklang finde, und ist es mir ein befriedigen¬
des Bewußtsein, daß ich vermöge meiner Stellung in Deutschland
wie beim Beginne so beim Abschlusse dieses ruhmreichen Krieges
in der Lage war, einen entscheidenden Schritt zu Gunsten der
nationalen Sache thun zu können. Ich hoffe aber auch mit Be¬
stimmtheit, daß Bayern seine Stellung fortan erhalten bleibt, da
sie mit einer treuen, rückhaltlosen Bundespolitik wohl vereinbar¬
lich ist und verderblicher Centralisation am sichersten steuert.

Groß, unsterblich ist das, was Sie für die deutsche Nation
gethan haben, und ohne zu schmeicheln, darf ich sagen, daß Sie
in der Reihe der großen Männer unseres Jahrhunderts den her¬
vorragendsten Platz einnehmen. Möge Gott Ihnen noch viele,
viele Jahre verleihen, damit Sie fortfahren können zu wirken für
das Wohl und Gedeihen unseres gemeinsamen Vaterlandes. Meine
besten Grüße Ihnen sendend, bleibe ich, mein lieber Graf, stets
Hohenschwangau, den 2. December 1870.
Ihr
aufrichtiger Freund
Ludwig.

Achtzehntes Kapitel: König Ludwig II. von Baiern.
Kaiſers niemals als eine Beeinträchtigung ihrer eignen europäiſchen
Stellung empfunden haben.
v. Bismarck.

Mein lieber Graf!

Mit lebhaftem Vergnügen habe ich bemerkt, daß Sie trotz
zahlreicher und dringender Geſchäfte Muße gefunden, Ihren Ge¬
fühlen gegen mich Ausdruck zu verleihen.

Ich ſende Ihnen deshalb meinen wärmſten Dank; denn ich
lege hohen Werth auf die ergebene Geſinnung eines Mannes, nach
dem das ganze Deutſchland freudigen Stolzes ſeine Blicke richtet.

Mein Brief an Ihren König, meinen vielgeliebten hochver¬
ehrten Oheim, wird morgen in deſſen Hände gelangen. — Ich
wünſche von ganzem Herzen, daß mein Vorſchlag beim Könige,
den übrigen Bundesgliedern, welchen ich geſchrieben, und auch bei
der Nation vollſten Anklang finde, und iſt es mir ein befriedigen¬
des Bewußtſein, daß ich vermöge meiner Stellung in Deutſchland
wie beim Beginne ſo beim Abſchluſſe dieſes ruhmreichen Krieges
in der Lage war, einen entſcheidenden Schritt zu Gunſten der
nationalen Sache thun zu können. Ich hoffe aber auch mit Be¬
ſtimmtheit, daß Bayern ſeine Stellung fortan erhalten bleibt, da
ſie mit einer treuen, rückhaltloſen Bundespolitik wohl vereinbar¬
lich iſt und verderblicher Centraliſation am ſicherſten ſteuert.

Groß, unſterblich iſt das, was Sie für die deutſche Nation
gethan haben, und ohne zu ſchmeicheln, darf ich ſagen, daß Sie
in der Reihe der großen Männer unſeres Jahrhunderts den her¬
vorragendſten Platz einnehmen. Möge Gott Ihnen noch viele,
viele Jahre verleihen, damit Sie fortfahren können zu wirken für
das Wohl und Gedeihen unſeres gemeinſamen Vaterlandes. Meine
beſten Grüße Ihnen ſendend, bleibe ich, mein lieber Graf, ſtets
Hohenſchwangau, den 2. December 1870.
Ihr
aufrichtiger Freund
Ludwig.

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[354/0381] Achtzehntes Kapitel: König Ludwig II. von Baiern. Kaiſers niemals als eine Beeinträchtigung ihrer eignen europäiſchen Stellung empfunden haben. v. Bismarck. Mein lieber Graf! Mit lebhaftem Vergnügen habe ich bemerkt, daß Sie trotz zahlreicher und dringender Geſchäfte Muße gefunden, Ihren Ge¬ fühlen gegen mich Ausdruck zu verleihen. Ich ſende Ihnen deshalb meinen wärmſten Dank; denn ich lege hohen Werth auf die ergebene Geſinnung eines Mannes, nach dem das ganze Deutſchland freudigen Stolzes ſeine Blicke richtet. Mein Brief an Ihren König, meinen vielgeliebten hochver¬ ehrten Oheim, wird morgen in deſſen Hände gelangen. — Ich wünſche von ganzem Herzen, daß mein Vorſchlag beim Könige, den übrigen Bundesgliedern, welchen ich geſchrieben, und auch bei der Nation vollſten Anklang finde, und iſt es mir ein befriedigen¬ des Bewußtſein, daß ich vermöge meiner Stellung in Deutſchland wie beim Beginne ſo beim Abſchluſſe dieſes ruhmreichen Krieges in der Lage war, einen entſcheidenden Schritt zu Gunſten der nationalen Sache thun zu können. Ich hoffe aber auch mit Be¬ ſtimmtheit, daß Bayern ſeine Stellung fortan erhalten bleibt, da ſie mit einer treuen, rückhaltloſen Bundespolitik wohl vereinbar¬ lich iſt und verderblicher Centraliſation am ſicherſten ſteuert. Groß, unſterblich iſt das, was Sie für die deutſche Nation gethan haben, und ohne zu ſchmeicheln, darf ich ſagen, daß Sie in der Reihe der großen Männer unſeres Jahrhunderts den her¬ vorragendſten Platz einnehmen. Möge Gott Ihnen noch viele, viele Jahre verleihen, damit Sie fortfahren können zu wirken für das Wohl und Gedeihen unſeres gemeinſamen Vaterlandes. Meine beſten Grüße Ihnen ſendend, bleibe ich, mein lieber Graf, ſtets Hohenſchwangau, den 2. December 1870. Ihr aufrichtiger Freund Ludwig.

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Zitationshilfe: Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bismarck_erinnerungen01_1898/381>, abgerufen am 24.11.2024.