die Hegemonie für die Belebung unsrer nationalen Gefühle und für die verfassungsmäßige Entwicklung nützlich war.
Aber die von Oestreich mit Hülfe des Fürstentags von 1863 erstrebte Bundesreform würde für eine Rivalität zwischen Preußen, Oestreich und dem Parlamentarismus geringen Raum gelassen haben. Die Vorherrschaft Oestreichs in der damals beabsichtigten Bundes¬ reform würde, auf Grund der dynastischen Befürchtungen vor Preußen und vor parlamentarischen Kämpfen, vermittelst einer dauernden und systematisch begründeten Bundesmajorität gesichert gewesen sein.
Das Ansehn Deutschlands nach außen hing in beiden Ge¬ staltungen, der dualistischen und der östreichischen, von dem Grade fester Einigkeit ab, den die eine und die andre der Gesammt¬ nation gewährt haben würde. Daß Oestreich und Preußen, so¬ bald sie einig, eine Macht in Europa darstellen, welche leicht¬ fertig anzugreifen keine der andern Mächte geneigt war, hat der ganze Verlauf der dänischen Verwicklungen gezeigt. So lange Preußen allein, wenn auch in Verbindung mit dem stärksten Aus¬ druck der öffentlichen Meinung des deutschen Volkes, einschließlich der Mittelstaaten, die Sache in der Hand hatte, kam sie nicht vor¬ wärts und führte zu Abschlüssen, wie der Waffenstillstand von Malmö und die Olmützer Convention. Sobald es gelungen war, Oestreich unter Rechberg für eine mit Preußen übereinstimmende Action zu gewinnen, wurde das Schwergewicht der beiden deutschen Großstaaten stark genug, um die Einmischungsgelüste, welche andre Mächte haben konnten, zurückzuhalten. England hat im Laufe der neuern Geschichte jederzeit das Bedürfniß der Verbindung mit einer der continentalen Militärmächte gehabt und die Befriedigung desselben, je nach dem Standpunkt der englischen Interessen, bald in Wien, bald in Berlin gesucht, ohne, bei plötzlichem Uebergang von einer Anlehnung an die andre, wie im siebenjährigen Kriege, scrupulöse Bedenken gegen den Vorwurf des Imstichlassens alter Freunde zu hegen. Wenn aber die beiden Höfe einig und ver¬
Siebzehntes Kapitel: Der Frankfurter Fürſtentag.
die Hegemonie für die Belebung unſrer nationalen Gefühle und für die verfaſſungsmäßige Entwicklung nützlich war.
Aber die von Oeſtreich mit Hülfe des Fürſtentags von 1863 erſtrebte Bundesreform würde für eine Rivalität zwiſchen Preußen, Oeſtreich und dem Parlamentarismus geringen Raum gelaſſen haben. Die Vorherrſchaft Oeſtreichs in der damals beabſichtigten Bundes¬ reform würde, auf Grund der dynaſtiſchen Befürchtungen vor Preußen und vor parlamentariſchen Kämpfen, vermittelſt einer dauernden und ſyſtematiſch begründeten Bundesmajorität geſichert geweſen ſein.
Das Anſehn Deutſchlands nach außen hing in beiden Ge¬ ſtaltungen, der dualiſtiſchen und der öſtreichiſchen, von dem Grade feſter Einigkeit ab, den die eine und die andre der Geſammt¬ nation gewährt haben würde. Daß Oeſtreich und Preußen, ſo¬ bald ſie einig, eine Macht in Europa darſtellen, welche leicht¬ fertig anzugreifen keine der andern Mächte geneigt war, hat der ganze Verlauf der däniſchen Verwicklungen gezeigt. So lange Preußen allein, wenn auch in Verbindung mit dem ſtärkſten Aus¬ druck der öffentlichen Meinung des deutſchen Volkes, einſchließlich der Mittelſtaaten, die Sache in der Hand hatte, kam ſie nicht vor¬ wärts und führte zu Abſchlüſſen, wie der Waffenſtillſtand von Malmö und die Olmützer Convention. Sobald es gelungen war, Oeſtreich unter Rechberg für eine mit Preußen übereinſtimmende Action zu gewinnen, wurde das Schwergewicht der beiden deutſchen Großſtaaten ſtark genug, um die Einmiſchungsgelüſte, welche andre Mächte haben konnten, zurückzuhalten. England hat im Laufe der neuern Geſchichte jederzeit das Bedürfniß der Verbindung mit einer der continentalen Militärmächte gehabt und die Befriedigung deſſelben, je nach dem Standpunkt der engliſchen Intereſſen, bald in Wien, bald in Berlin geſucht, ohne, bei plötzlichem Uebergang von einer Anlehnung an die andre, wie im ſiebenjährigen Kriege, ſcrupulöſe Bedenken gegen den Vorwurf des Imſtichlaſſens alter Freunde zu hegen. Wenn aber die beiden Höfe einig und ver¬
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Siebzehntes Kapitel: Der Frankfurter Fürſtentag.
die Hegemonie für die Belebung unſrer nationalen Gefühle und
für die verfaſſungsmäßige Entwicklung nützlich war.
Aber die von Oeſtreich mit Hülfe des Fürſtentags von 1863
erſtrebte Bundesreform würde für eine Rivalität zwiſchen Preußen,
Oeſtreich und dem Parlamentarismus geringen Raum gelaſſen haben.
Die Vorherrſchaft Oeſtreichs in der damals beabſichtigten Bundes¬
reform würde, auf Grund der dynaſtiſchen Befürchtungen vor
Preußen und vor parlamentariſchen Kämpfen, vermittelſt einer
dauernden und ſyſtematiſch begründeten Bundesmajorität geſichert
geweſen ſein.
Das Anſehn Deutſchlands nach außen hing in beiden Ge¬
ſtaltungen, der dualiſtiſchen und der öſtreichiſchen, von dem Grade
feſter Einigkeit ab, den die eine und die andre der Geſammt¬
nation gewährt haben würde. Daß Oeſtreich und Preußen, ſo¬
bald ſie einig, eine Macht in Europa darſtellen, welche leicht¬
fertig anzugreifen keine der andern Mächte geneigt war, hat der
ganze Verlauf der däniſchen Verwicklungen gezeigt. So lange
Preußen allein, wenn auch in Verbindung mit dem ſtärkſten Aus¬
druck der öffentlichen Meinung des deutſchen Volkes, einſchließlich
der Mittelſtaaten, die Sache in der Hand hatte, kam ſie nicht vor¬
wärts und führte zu Abſchlüſſen, wie der Waffenſtillſtand von
Malmö und die Olmützer Convention. Sobald es gelungen war,
Oeſtreich unter Rechberg für eine mit Preußen übereinſtimmende
Action zu gewinnen, wurde das Schwergewicht der beiden deutſchen
Großſtaaten ſtark genug, um die Einmiſchungsgelüſte, welche andre
Mächte haben konnten, zurückzuhalten. England hat im Laufe der
neuern Geſchichte jederzeit das Bedürfniß der Verbindung mit
einer der continentalen Militärmächte gehabt und die Befriedigung
deſſelben, je nach dem Standpunkt der engliſchen Intereſſen, bald
in Wien, bald in Berlin geſucht, ohne, bei plötzlichem Uebergang
von einer Anlehnung an die andre, wie im ſiebenjährigen Kriege,
ſcrupulöſe Bedenken gegen den Vorwurf des Imſtichlaſſens alter
Freunde zu hegen. Wenn aber die beiden Höfe einig und ver¬
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Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bismarck_erinnerungen01_1898/361>, abgerufen am 24.11.2024.
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