teuffel, den er persönlich haßt, und wenn er Sachsen und Baiern für sich hat, so wird er auf Widerspruch Preußens nach dem Bundesbeschluß noch weniger rechnen als vorher.
Wäre es solchen Eventualitäten nicht bei weitem vorzuziehn, daß wir als europäische Macht direct mit Frankreich und England über unsern Beitritt unterhandelt hätten, als daß wir es wie einer, der nicht sui juris ist, unter Oestreichs Vormundschaft thun und nur noch als Pfeil in Buol's Köcher auf der Conferenz in Rech¬ nung kommen? 1)... v. B."
Der Eindruck, daß wir in den Formen wie in der Sache von Oestreich geringschätzig behandelt wurden, wie er sich in vorstehen¬ dem Schreiben ausspricht, und daß wir uns diese geringschätzige Behandlung nicht gefallen lassen dürften, ist nicht ohne Folgen geblieben für die spätere Gestaltung der preußisch-östreichischen Be¬ ziehungen.
1) Fortsetzung s. in Horst Kohl, Bismarcks Briefe an den General Leo pold v. Gerlach S. 281 f.
Fünftes Kapitel: Wochenblattspartei. Krimkrieg.
teuffel, den er perſönlich haßt, und wenn er Sachſen und Baiern für ſich hat, ſo wird er auf Widerſpruch Preußens nach dem Bundesbeſchluß noch weniger rechnen als vorher.
Wäre es ſolchen Eventualitäten nicht bei weitem vorzuziehn, daß wir als europäiſche Macht direct mit Frankreich und England über unſern Beitritt unterhandelt hätten, als daß wir es wie einer, der nicht sui juris iſt, unter Oeſtreichs Vormundſchaft thun und nur noch als Pfeil in Buol's Köcher auf der Conferenz in Rech¬ nung kommen? 1)... v. B.“
Der Eindruck, daß wir in den Formen wie in der Sache von Oeſtreich geringſchätzig behandelt wurden, wie er ſich in vorſtehen¬ dem Schreiben ausſpricht, und daß wir uns dieſe geringſchätzige Behandlung nicht gefallen laſſen dürften, iſt nicht ohne Folgen geblieben für die ſpätere Geſtaltung der preußiſch-öſtreichiſchen Be¬ ziehungen.
1) Fortſetzung ſ. in Horſt Kohl, Bismarcks Briefe an den General Leo pold v. Gerlach S. 281 f.
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Fünftes Kapitel: Wochenblattspartei. Krimkrieg.
teuffel, den er perſönlich haßt, und wenn er Sachſen und Baiern
für ſich hat, ſo wird er auf Widerſpruch Preußens nach dem
Bundesbeſchluß noch weniger rechnen als vorher.
Wäre es ſolchen Eventualitäten nicht bei weitem vorzuziehn,
daß wir als europäiſche Macht direct mit Frankreich und England
über unſern Beitritt unterhandelt hätten, als daß wir es wie einer,
der nicht sui juris iſt, unter Oeſtreichs Vormundſchaft thun und
nur noch als Pfeil in Buol's Köcher auf der Conferenz in Rech¬
nung kommen? 1)... v. B.“
Der Eindruck, daß wir in den Formen wie in der Sache von
Oeſtreich geringſchätzig behandelt wurden, wie er ſich in vorſtehen¬
dem Schreiben ausſpricht, und daß wir uns dieſe geringſchätzige
Behandlung nicht gefallen laſſen dürften, iſt nicht ohne Folgen
geblieben für die ſpätere Geſtaltung der preußiſch-öſtreichiſchen Be¬
ziehungen.
1)
Fortſetzung ſ. in Horſt Kohl, Bismarcks Briefe an den General Leo
pold v. Gerlach S. 281 f.
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Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bismarck_erinnerungen01_1898/147>, abgerufen am 17.02.2025.
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