Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665.Der Teutsche Orfeus. 4. Ihr thut Gewalt/ ihr Fata! du Gesetzeder Sterblichkeit! und du des Todes Netze! diß euer Thun/ hat keine Rechts-gestalt. Ihr tödt: was lebt zu aller Welt Behagen/ wz liebt und labt. Ich muß noch einmal sagen: Ihr thut Gewalt. 5. Gern wolt ich ja/ O Himmel/ deinem Willenitzt geben Ehr: das Herz ist nicht zustillen. Noch ist von Ihr/ dz Schmerz-andenken da. Dem Leib/ sie starb: der Liebe Sie noch lebet. Ach! die Vernunft der Angst nit widerstrebet: Gern wolt ich ja. 6. Ach helft mir doch dem harten Himmel flehen/ihr Saiten ihr! ihn so erweicht zusehen: daß er mir gönn die Schönste länger noch. Ob ihr zu euch/ ihr Sternen/ Sie genommen in eure Zahl: lasst Sie mir widerkommen! Ach helft mir doch! 7. Es ist noch Zeit. Kein Mensch kan euch ent-laufen/ (fen ihr Parcen ihr! man komt dem Todten-hau- doch endlich zu. Hier ist kein' Ewigkeit. Lass du Sie nur mich noch ein Zeitlang laben! du solst sie doch/ O Himmel! einmal haben: Es ist noch Zeit. 8. Erlaubt
Der Teutſche Orfeus. 4. Ihr thut Gewalt/ ihr Fata! du Geſetzeder Sterblichkeit! und du des Todes Netze! diß euer Thun/ hat keine Rechts-geſtalt. Ihr toͤdt: was lebt zu aller Welt Behagen/ wz liebt und labt. Ich muß noch einmal ſagē: Ihr thut Gewalt. 5. Gern wolt ich ja/ O Him̄el/ deinem Willenitzt geben Ehr: das Herz iſt nicht zuſtillen. Noch iſt vō Ihr/ dz Schmerz-andenken da. Dem Leib/ ſie ſtarb: der Liebe Sie noch lebet. Ach! die Vernunft der Angſt nit widerſtrebet: Gern wolt ich ja. 6. Ach helft mir doch dem hartē Him̄el flehen/ihr Saiten ihr! ihn ſo erweicht zuſehen: daß er mir goͤnn die Schoͤnſte laͤnger noch. Ob ihr zu euch/ ihr Sternen/ Sie genommen in eure Zahl: laſſt Sie mir widerkommen! Ach helft mir doch! 7. Es iſt noch Zeit. Kein Menſch kan euch ent-laufen/ (fen ihr Parcen ihr! man komt dem Todten-hau- doch endlich zu. Hier iſt kein’ Ewigkeit. Laſſ du Sie nur mich noch ein Zeitlang laben! du ſolſt ſie doch/ O Himmel! einmal haben: Es iſt noch Zeit. 8. Erlaubt
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Der Teutſche Orfeus.
4.
Ihr thut Gewalt/ ihr Fata! du Geſetze
der Sterblichkeit! und du des Todes Netze!
diß euer Thun/ hat keine Rechts-geſtalt.
Ihr toͤdt: was lebt zu aller Welt Behagen/
wz liebt und labt. Ich muß noch einmal ſagē:
Ihr thut Gewalt.
5.
Gern wolt ich ja/ O Him̄el/ deinem Willen
itzt geben Ehr: das Herz iſt nicht zuſtillen.
Noch iſt vō Ihr/ dz Schmerz-andenken da.
Dem Leib/ ſie ſtarb: der Liebe Sie noch lebet.
Ach! die Vernunft der Angſt nit widerſtrebet:
Gern wolt ich ja.
6.
Ach helft mir doch dem hartē Him̄el flehen/
ihr Saiten ihr! ihn ſo erweicht zuſehen:
daß er mir goͤnn die Schoͤnſte laͤnger noch.
Ob ihr zu euch/ ihr Sternen/ Sie genommen
in eure Zahl: laſſt Sie mir widerkommen!
Ach helft mir doch!
7.
Es iſt noch Zeit. Kein Menſch kan euch ent-
laufen/ (fen
ihr Parcen ihr! man komt dem Todten-hau-
doch endlich zu. Hier iſt kein’ Ewigkeit.
Laſſ du Sie nur mich noch ein Zeitlang laben!
du ſolſt ſie doch/ O Himmel! einmal haben:
Es iſt noch Zeit.
8. Erlaubt
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