Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

Gesellschaft Spiel-Gespräche.
Geheimnis/ am sichersten zuvertrauen
sey? antwortete er? Einem Lügner! dann
diesem/ ob er es schon ausplaudern möch-
te/ wird nicht gegläubet.

Gleichfalls/ auf Galatheen Frage/
Was das Geschwindeste auf Erden sey?
gabe er zur Antwort: Das Gemüte!
dann dieses kan/ in einem Augenblick/ alle
Dinge durchlaufen.

Abermals/ auf Floridans Frage/ Wo-
mit man den Neid vergleichen könne?
benennte er eine Schabe: dann diese/
(thäte er hinzu) benaget erstlich das
Kleid/ aus dem sie gewachsen/ ehe sie ein
anders durchlöchere. Also verzehret der
Neid sich selber/ ehe er einen andern be-
schädigen kan.

Als Myrtillus ihn fragte/ Was dem
Tod am ähnlichsten sey? sagte er zu
Sylvien: Edle Nymfe/ du wollest Myr-
tillen befehlen/ daß er mich etwas anders
frage: dann sonst werde ich/ mit mei-
ner Antwort/ abermal Ungnade verdie-
nen mussen. Du darfst hier alles sagen/
(versetzte Sylvia/) was züchtige Ohren

nicht

Geſellſchaft Spiel-Geſpraͤche.
Geheimnis/ am ſicherſten zuvertrauen
ſey? antwortete er? Einem Luͤgner! dan̄
dieſem/ ob er es ſchon ausplaudern moͤch-
te/ wird nicht geglaͤubet.

Gleichfalls/ auf Galatheen Frage/
Was das Geſchwindeſte auf Erden ſey?
gabe er zur Antwort: Das Gemuͤte!
dann dieſes kan/ in einem Augenblick/ alle
Dinge durchlaufen.

Abermals/ auf Floridans Frage/ Wo-
mit man den Neid vergleichen koͤnne?
benennte er eine Schabe: dann dieſe/
(thaͤte er hinzu) benaget erſtlich das
Kleid/ aus dem ſie gewachſen/ ehe ſie ein
anders durchloͤchere. Alſo verzehret der
Neid ſich ſelber/ ehe er einen andern be-
ſchaͤdigen kan.

Als Myrtillus ihn fragte/ Was dem
Tod am aͤhnlichſten ſey? ſagte er zu
Sylvien: Edle Nymfe/ du wolleſt Myr-
tillen befehlen/ daß er mich etwas anders
frage: dann ſonſt werde ich/ mit mei-
ner Antwort/ abermal Ungnade verdie-
nen můſſen. Du darfſt hier alles ſagen/
(verſetzte Sylvia/) was zuͤchtige Ohren

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0116" n="104"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft Spiel-Ge&#x017F;pra&#x0364;che.</hi></fw><lb/>
Geheimnis/ am &#x017F;icher&#x017F;ten zuvertrauen<lb/>
&#x017F;ey? antwortete er? Einem Lu&#x0364;gner! dan&#x0304;<lb/>
die&#x017F;em/ ob er es &#x017F;chon ausplaudern mo&#x0364;ch-<lb/>
te/ wird nicht gegla&#x0364;ubet.</p><lb/>
        <p>Gleichfalls/ auf Galatheen Frage/<lb/>
Was das Ge&#x017F;chwinde&#x017F;te auf Erden &#x017F;ey?<lb/>
gabe er zur Antwort: Das Gemu&#x0364;te!<lb/>
dann die&#x017F;es kan/ in einem Augenblick/ alle<lb/>
Dinge durchlaufen.</p><lb/>
        <p>Abermals/ auf Floridans Frage/ Wo-<lb/>
mit man den Neid vergleichen ko&#x0364;nne?<lb/>
benennte er eine Schabe: dann die&#x017F;e/<lb/>
(tha&#x0364;te er hinzu) benaget er&#x017F;tlich das<lb/>
Kleid/ aus dem &#x017F;ie gewach&#x017F;en/ ehe &#x017F;ie ein<lb/>
anders durchlo&#x0364;chere. Al&#x017F;o verzehret der<lb/>
Neid &#x017F;ich &#x017F;elber/ ehe er einen andern be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;digen kan.</p><lb/>
        <p>Als Myrtillus ihn fragte/ Was dem<lb/>
Tod am a&#x0364;hnlich&#x017F;ten &#x017F;ey? &#x017F;agte er zu<lb/>
Sylvien: Edle Nymfe/ du wolle&#x017F;t Myr-<lb/>
tillen befehlen/ daß er mich etwas anders<lb/>
frage: dann &#x017F;on&#x017F;t werde ich/ mit mei-<lb/>
ner Antwort/ abermal Ungnade verdie-<lb/>
nen m&#x016F;&#x017F;&#x017F;en. Du darf&#x017F;t hier alles &#x017F;agen/<lb/>
(ver&#x017F;etzte Sylvia/) was zu&#x0364;chtige Ohren<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0116] Geſellſchaft Spiel-Geſpraͤche. Geheimnis/ am ſicherſten zuvertrauen ſey? antwortete er? Einem Luͤgner! dan̄ dieſem/ ob er es ſchon ausplaudern moͤch- te/ wird nicht geglaͤubet. Gleichfalls/ auf Galatheen Frage/ Was das Geſchwindeſte auf Erden ſey? gabe er zur Antwort: Das Gemuͤte! dann dieſes kan/ in einem Augenblick/ alle Dinge durchlaufen. Abermals/ auf Floridans Frage/ Wo- mit man den Neid vergleichen koͤnne? benennte er eine Schabe: dann dieſe/ (thaͤte er hinzu) benaget erſtlich das Kleid/ aus dem ſie gewachſen/ ehe ſie ein anders durchloͤchere. Alſo verzehret der Neid ſich ſelber/ ehe er einen andern be- ſchaͤdigen kan. Als Myrtillus ihn fragte/ Was dem Tod am aͤhnlichſten ſey? ſagte er zu Sylvien: Edle Nymfe/ du wolleſt Myr- tillen befehlen/ daß er mich etwas anders frage: dann ſonſt werde ich/ mit mei- ner Antwort/ abermal Ungnade verdie- nen můſſen. Du darfſt hier alles ſagen/ (verſetzte Sylvia/) was zuͤchtige Ohren nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665/116
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665/116>, abgerufen am 22.11.2024.