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Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

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im hohen Götterhaus. Kein Morgenstern der Freuden"
geht so Goldgläntzend auf/ er zieht mit Leid und Leiden"
den Abendstern nach sich. Dem Phosphor aller Lust"
ein Traur-Hesper oft das Liecht ausleschen must"
und Leichenfackel seyn. Gott wiese diese Weise"
dem Vater aller Welt dort in dem Paradeise/"
ehe er das Käisertum der Welt jhm eingethan:"
der Schlaf/ des Todes bild/ ward Mann an diesem Mann/"
als Gott den Tod der Welt/ das Weib/ aus seiner Rieben"
zu bauen war bedacht. Hiemit hat er geschrieben"
ein Denkmal in den Sinn/ der Sünde solt gebärn/"
daß deren Sold der Tod das Leben würd gefährn/"
das sonst nicht sterben solt. Daher geht leidigs Klagen
vom Menschen. Die jhn vor gesehen/ müssen fragen:
wo ist/ der nicht mehr ist/ der wie ein Traum entbricht/
den man gesehen hat als wie ein Nachtgesicht?
O all zu waares Wort/ O Wort an dir bewäret/
Leopoldina du! Ach die so grün bejähret/
die Blume dieser Zeit/ der Tod gerissen hin/
wo bist/ wo bist du nun/ du schönste Käiserin?
wo bist du/ Zier der Zeit/ du Spiegel aller Tugend/
du Himmel auf der Erd/ du Alter in der Jugend/
des Ostenhauses Ehr/ du du der gantzen Welt
und jhres Haubtes Lust/ du waarer Wollust Zelt/
wo bist du Kron deß Reichs? Du warest und bist nimmer.
Der Tod hat dich geführt hin in sein Knochenzimmer/
die Kluft nam dich in Haft. Die Nacht uns nachtet hier/
die dich von uns geruckt/ und uns geruckt von dir/
und mit dir unsren Tag. must uns dein Tod so straffen!
ach mustest du so bald den Schlaf deß Todes schlaffen/
den gar zu früen Schlaf! Must du uns wie ein Traum
entwischen! muß dann dich/ die wir ersehen kaum/
der Würger würgen ab! Wie wann in grünen Auen
ein junges Blümlein steht. Der Mond es küst mit Tauen/
die Sonne lacht es an/ der Himmel hat es lieb/
die Erde zieht es auf. Bald wird das Wetter trüb/
die
im hohen Goͤtterhaus. Kein Morgenſtern der Freuden„
geht ſo Goldglaͤntzend auf/ er zieht mit Leid und Leidẽ„
den Abendſtern nach ſich. Dem Phosphor aller Luſt„
ein Traur-Heſper oft das Liecht ausleſchen muſt„
und Leichenfackel ſeyn. Gott wieſe dieſe Weiſe„
dem Vater aller Welt dort in dem Paradeiſe/„
ehe er das Kaͤiſertum der Welt jhm eingethan:„
der Schlaf/ des Todes bild/ ward Mann an dieſem Mann/„
als Gott den Tod der Welt/ das Weib/ aus ſeiner Rieben„
zu bauen war bedacht. Hiemit hat er geſchrieben„
ein Denkmal in den Sinn/ der Suͤnde ſolt gebaͤrn/„
daß deren Sold der Tod das Leben wuͤrd gefaͤhrn/„
das ſonſt nicht ſterben ſolt. Daher geht leidigs Klagen
vom Menſchen. Die jhn vor geſehen/ muͤſſen fragen:
wo iſt/ der nicht mehr iſt/ der wie ein Traum entbricht/
den man geſehen hat als wie ein Nachtgeſicht?
O all zu waares Wort/ O Wort an dir bewaͤret/
Leopoldina du! Ach die ſo gruͤn bejaͤhret/
die Blume dieſer Zeit/ der Tod geriſſen hin/
wo biſt/ wo biſt du nun/ du ſchoͤnſte Kaͤiſerin?
wo biſt du/ Zier der Zeit/ du Spiegel aller Tugend/
du Himmel auf der Erd/ du Alter in der Jugend/
des Oſtenhauſes Ehr/ du du der gantzen Welt
und jhres Haubtes Luſt/ du waarer Wolluſt Zelt/
wo biſt du Kron deß Reichs? Du wareſt und biſt nimmer.
Der Tod hat dich gefuͤhrt hin in ſein Knochenzimmer/
die Kluft nam dich in Haft. Die Nacht uns nachtet hier/
die dich von uns geruckt/ und uns geruckt von dir/
und mit dir unsren Tag. muſt uns dein Tod ſo ſtraffen!
ach muſteſt du ſo bald den Schlaf deß Todes ſchlaffen/
den gar zu fruͤen Schlaf! Muſt du uns wie ein Traum
entwiſchen! muß dann dich/ die wir erſehen kaum/
der Wuͤrger wuͤrgen ab! Wie wann in gruͤnen Auen
ein junges Bluͤmlein ſteht. Der Mond es kuͤſt mit Tauen/
die Sonne lacht es an/ der Himmel hat es lieb/
die Erde zieht es auf. Bald wird das Wetter truͤb/
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[39/0089] im hohen Goͤtterhaus. Kein Morgenſtern der Freuden„ geht ſo Goldglaͤntzend auf/ er zieht mit Leid und Leidẽ„ den Abendſtern nach ſich. Dem Phosphor aller Luſt„ ein Traur-Heſper oft das Liecht ausleſchen muſt„ und Leichenfackel ſeyn. Gott wieſe dieſe Weiſe„ dem Vater aller Welt dort in dem Paradeiſe/„ ehe er das Kaͤiſertum der Welt jhm eingethan:„ der Schlaf/ des Todes bild/ ward Mann an dieſem Mann/„ als Gott den Tod der Welt/ das Weib/ aus ſeiner Rieben„ zu bauen war bedacht. Hiemit hat er geſchrieben„ ein Denkmal in den Sinn/ der Suͤnde ſolt gebaͤrn/„ daß deren Sold der Tod das Leben wuͤrd gefaͤhrn/„ das ſonſt nicht ſterben ſolt. Daher geht leidigs Klagen vom Menſchen. Die jhn vor geſehen/ muͤſſen fragen: wo iſt/ der nicht mehr iſt/ der wie ein Traum entbricht/ den man geſehen hat als wie ein Nachtgeſicht? O all zu waares Wort/ O Wort an dir bewaͤret/ Leopoldina du! Ach die ſo gruͤn bejaͤhret/ die Blume dieſer Zeit/ der Tod geriſſen hin/ wo biſt/ wo biſt du nun/ du ſchoͤnſte Kaͤiſerin? wo biſt du/ Zier der Zeit/ du Spiegel aller Tugend/ du Himmel auf der Erd/ du Alter in der Jugend/ des Oſtenhauſes Ehr/ du du der gantzen Welt und jhres Haubtes Luſt/ du waarer Wolluſt Zelt/ wo biſt du Kron deß Reichs? Du wareſt und biſt nimmer. Der Tod hat dich gefuͤhrt hin in ſein Knochenzimmer/ die Kluft nam dich in Haft. Die Nacht uns nachtet hier/ die dich von uns geruckt/ und uns geruckt von dir/ und mit dir unsren Tag. muſt uns dein Tod ſo ſtraffen! ach muſteſt du ſo bald den Schlaf deß Todes ſchlaffen/ den gar zu fruͤen Schlaf! Muſt du uns wie ein Traum entwiſchen! muß dann dich/ die wir erſehen kaum/ der Wuͤrger wuͤrgen ab! Wie wann in gruͤnen Auen ein junges Bluͤmlein ſteht. Der Mond es kuͤſt mit Tauen/ die Sonne lacht es an/ der Himmel hat es lieb/ die Erde zieht es auf. Bald wird das Wetter truͤb/ die

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/89>, abgerufen am 24.11.2024.