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Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

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Unterdessen liesse sie jhren Hofmeister beruffen/ und befahl
jhme/ zu vorhabender Reise alle Anstalt zu machen.

14.

Nach etlichen Tagen/ als nun alles in bereitschaft
ware/ kame es zur Abreise. Sie liesse jhr einen Wagen/ mit
Gold vnd Edelgesteinen reichlich bekleidet/ vorziehen/ dessen
Himmel/ an statt der Stangen/ an den Ecken von 6 Liebchen
gehalten wurde. Ihre Hoffarbe ware rot/ mit Silb er bele-
get. Sie selber hatte einen Oberrock an von Silbern Stück/
mit grunen Oelzweigen eingewürket. Der Unterrock ware
roter Satin/ zerhäkelt auf einem güldenen Boden: Ihre
Halskette aber von kleinen Hertzlein zusammen gegliedert/
welches lauter in Gold gesetzte Edelgesteine waren/ wor-
auf jhrer Reichssöhne Wappen mit gehörigen Farben ein-
geschmälzet. Unten an derselben hienge als ein Kleinod ein
köstlicher Demant/ auf welchem ein schwartzer Adler mit
künstlicher Arbeiterhaben sich vorstellete. Die Haare/ die sie
bisher unter einer Trauermützen verstekt/ und gleichsam ge-
fangen getragen/ flatterten ihr nun wider frey üm die röse-
lichten Wangen/ oben mit einem hochschätzbaren Krönlein
eingefangen. In solcher Himmelschönen Zierde setzte diese
irdische Göttin sich zu Wagen; wiewol jhre eigene Schön-
heit dieses Zusatzes nicht bedürfig/ und jhme mehr Zier mit-
theilete/ als sie von jhm bekame. Eubulus muste zu jhr hinein
sitzen/ mit deme Sie die Länge deß Wegs kürtzen wolte. Also
fuhre sie davon/ von einem ansehnlichen Hofstaat mit dem
Leihe/ von den hinderbleibenden Ihrigen aber mit tausen-
derley Glückwunschungen begleitet.

15.

Das Geruchte floge voran/ und verkündigte der
Nymfe Noris jhre Ankunfft. die schickete jhre Abgesandten/
Sie einzuholen und willkomm zu heissen/ Ihr ein halbe Meil
Wegs entgegen. Sie selber begegnete jhr unten am Thore/
Ihr die Hände zu küssen. An statt der Worte sahe man all-

da

Unterdeſſen lieſſe ſie jhren Hofmeiſter beruffen/ und befahl
jhme/ zu vorhabender Reiſe alle Anſtalt zu machen.

14.

Nach etlichen Tagen/ als nun alles in bereitſchaft
ware/ kame es zur Abreiſe. Sie lieſſe jhr einen Wagen/ mit
Gold vnd Edelgeſteinen reichlich bekleidet/ vorziehen/ deſſen
Himmel/ an ſtatt der Stangen/ an den Ecken von 6 Liebchen
gehalten wurde. Ihre Hoffarbe ware rot/ mit Silb er bele-
get. Sie ſelber hatte einen Oberrock an von Silbern Stuͤck/
mit grůnen Oelzweigen eingewürket. Der Unterrock ware
roter Satin/ zerhaͤkelt auf einem güldenen Boden: Ihre
Halskette aber von kleinen Hertzlein zuſammen gegliedert/
welches lauter in Gold geſetzte Edelgeſteine waren/ wor-
auf jhrer Reichsſoͤhne Wappen mit gehoͤrigen Farben ein-
geſchmaͤlzet. Unten an derſelben hienge als ein Kleinod ein
koͤſtlicher Demant/ auf welchem ein ſchwartzer Adler mit
künſtlicher Arbeiterhaben ſich vorſtellete. Die Haare/ die ſie
bisher unter einer Trauermuͤtzen verſtekt/ und gleichſam ge-
fangen getragen/ flatterten ihr nun wider frey uͤm die roͤſe-
lichten Wangen/ oben mit einem hochſchaͤtzbaren Kroͤnlein
eingefangen. In ſolcher Himmelſchoͤnen Zierde ſetzte dieſe
irdiſche Goͤttin ſich zu Wagen; wiewol jhre eigene Schoͤn-
heit dieſes Zuſatzes nicht beduͤrfig/ und jhme mehr Zier mit-
theilete/ als ſie von jhm bekame. Eubulus muſte zu jhr hinein
ſitzen/ mit deme Sie die Laͤnge deß Wegs kürtzen wolte. Alſo
fuhre ſie davon/ von einem anſehnlichen Hofſtaat mit dem
Leihe/ von den hinderbleibenden Ihrigen aber mit tauſen-
derley Gluͤckwůnſchungen begleitet.

15.

Das Gerůchte floge voran/ und verkuͤndigte der
Nymfe Noris jhre Ankunfft. die ſchickete jhre Abgeſandten/
Sie einzuholen und willkomm zu heiſſen/ Ihr ein halbe Meil
Wegs entgegen. Sie ſelber begegnete jhr unten am Thore/
Ihr die Haͤnde zu küſſen. An ſtatt der Worte ſahe man all-

da
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[10/0060] Unterdeſſen lieſſe ſie jhren Hofmeiſter beruffen/ und befahl jhme/ zu vorhabender Reiſe alle Anſtalt zu machen. 14. Nach etlichen Tagen/ als nun alles in bereitſchaft ware/ kame es zur Abreiſe. Sie lieſſe jhr einen Wagen/ mit Gold vnd Edelgeſteinen reichlich bekleidet/ vorziehen/ deſſen Himmel/ an ſtatt der Stangen/ an den Ecken von 6 Liebchen gehalten wurde. Ihre Hoffarbe ware rot/ mit Silb er bele- get. Sie ſelber hatte einen Oberrock an von Silbern Stuͤck/ mit grůnen Oelzweigen eingewürket. Der Unterrock ware roter Satin/ zerhaͤkelt auf einem güldenen Boden: Ihre Halskette aber von kleinen Hertzlein zuſammen gegliedert/ welches lauter in Gold geſetzte Edelgeſteine waren/ wor- auf jhrer Reichsſoͤhne Wappen mit gehoͤrigen Farben ein- geſchmaͤlzet. Unten an derſelben hienge als ein Kleinod ein koͤſtlicher Demant/ auf welchem ein ſchwartzer Adler mit künſtlicher Arbeiterhaben ſich vorſtellete. Die Haare/ die ſie bisher unter einer Trauermuͤtzen verſtekt/ und gleichſam ge- fangen getragen/ flatterten ihr nun wider frey uͤm die roͤſe- lichten Wangen/ oben mit einem hochſchaͤtzbaren Kroͤnlein eingefangen. In ſolcher Himmelſchoͤnen Zierde ſetzte dieſe irdiſche Goͤttin ſich zu Wagen; wiewol jhre eigene Schoͤn- heit dieſes Zuſatzes nicht beduͤrfig/ und jhme mehr Zier mit- theilete/ als ſie von jhm bekame. Eubulus muſte zu jhr hinein ſitzen/ mit deme Sie die Laͤnge deß Wegs kürtzen wolte. Alſo fuhre ſie davon/ von einem anſehnlichen Hofſtaat mit dem Leihe/ von den hinderbleibenden Ihrigen aber mit tauſen- derley Gluͤckwůnſchungen begleitet. 15. Das Gerůchte floge voran/ und verkuͤndigte der Nymfe Noris jhre Ankunfft. die ſchickete jhre Abgeſandten/ Sie einzuholen und willkomm zu heiſſen/ Ihr ein halbe Meil Wegs entgegen. Sie ſelber begegnete jhr unten am Thore/ Ihr die Haͤnde zu küſſen. An ſtatt der Worte ſahe man all- da

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/60>, abgerufen am 25.11.2024.