hen, so wird man dann aus der Erde die Sonne, so z. E. jene in dem Coluro Solstitiorum zwischen der Sonne und dem Anfang des Krebses zu stehen vorkommet, gegen über zu Anfang des Steinbocks, da die Mittags- höhe nur bey 18. Grad über dem besagten Horizont austräget, zu sehen ha- ben, und so ferner. Wann uun die kleine Kugel mit dem Ort von dem Mittagszirkel morgenwärts gewalzet wird, kann man observiren wie die Sonne auf solchem Horizont immer niedriger wird, bis sie endlich gar dar- unter gelanget, da sie endlich bey der weitern Provolution dieser Kugel auf der andern Seite von Morgen über dem Horizont zu steigen scheinen wird, und so weiter.
Aus dieser Sphära mag man auch ferner die Veränderung der Jah- reszeiten gar leicht herleiten, dann weil es nach den Kopernikanischen Fun- damenten richtig, daß die Erde sich nicht allein von Abend gegen Morgen innerhalb 24. Stunden um ihr Centrum drehe, sondern auch zugleich in- nerhalb dieser Zeit in ihrer Laufbahn bey einem Grad hin nach der Ordnung der Zodiacalischen Zeichen täglich fortwalze, jedoch daß die Erdaxe immer mit sich, auch mit der Axe des Aequators sensibiliter parallel laufe, so wird sich gar bald hierbey ergeben, daß, so man lauter gerade Linien aus dem Mittel- punct der Sonne bis in den Mittelpunct der Erde in einem Jahrperiodo als ge- zogen sich vorstellet, eben diese auf alle Parallelen, die zwischen den zween Tro- picis enthalten, nach und nach auf der Erdkugel treffen werden, daß dem- nach die Sonne bald diesem bald jenem Parallel auf dem Erdboden ver- tical seyn muß, da man also, je weiter die Sonne von dergleichen Oertern Zenith entfernet wird, nothwendig eine Veränderung der Jahreszeit, wie es bey uns aus dem Ab- und Zugang der Sonne respectu des Zeniths er- hellet, abnehmen kann.
Endlich dienet auch diese Sphära, daß man aus der insensiblen Be- wegung der Erdaxe in dem von den Polen der Ekliptik um 23 . Grad ent- ferneten Zirkel auch die scheinbare Bewegung aller Fixsterne darstellen kön- ne, es ist aber solche Bewegung deßwegen als insensible zu nennen, inde- me die Erdaxe innerhalb, einem Jahr nur bey 51. Secunden, bey 70. Jah- ren nur um einen Grad von Morgen gegen Abend in besagtem Zirkel fort- rucket, daß demnach erst innerhalb 25000. Jahren ein völliger Umgang besagter Axe in diesem Zirkel sich ereignen müßte, da dann die Sterne in den Gegentheil ihrer Länge nach, eine Zunahm, nach ihrer Breite aber nicht die geringste überkommen mögten, dieses alles kann in einer solchen Sphäre am richtigsten vor die Augen gele- get werden.
hen, ſo wird man dann aus der Erde die Sonne, ſo z. E. jene in dem Coluro Solſtitiorum zwiſchen der Sonne und dem Anfang des Krebſes zu ſtehen vorkommet, gegen über zu Anfang des Steinbocks, da die Mittags- höhe nur bey 18. Grad über dem beſagten Horizont austräget, zu ſehen ha- ben, und ſo ferner. Wann uun die kleine Kugel mit dem Ort von dem Mittagszirkel morgenwärts gewalzet wird, kann man obſerviren wie die Sonne auf ſolchem Horizont immer niedriger wird, bis ſie endlich gar dar- unter gelanget, da ſie endlich bey der weitern Provolution dieſer Kugel auf der andern Seite von Morgen über dem Horizont zu ſteigen ſcheinen wird, und ſo weiter.
Aus dieſer Sphära mag man auch ferner die Veränderung der Jah- reszeiten gar leicht herleiten, dann weil es nach den Kopernikaniſchen Fun- damenten richtig, daß die Erde ſich nicht allein von Abend gegen Morgen innerhalb 24. Stunden um ihr Centrum drehe, ſondern auch zugleich in- nerhalb dieſer Zeit in ihrer Laufbahn bey einem Grad hin nach der Ordnung der Zodiacaliſchen Zeichen täglich fortwalze, jedoch daß die Erdaxe immer mit ſich, auch mit der Axe des Aequators ſenſibiliter parallel laufe, ſo wird ſich gar bald hierbey ergeben, daß, ſo man lauter gerade Linien aus dem Mittel- punct der Sonne bis in den Mittelpunct der Erde in einem Jahrperiodo als ge- zogen ſich vorſtellet, eben dieſe auf alle Parallelen, die zwiſchen den zween Tro- picis enthalten, nach und nach auf der Erdkugel treffen werden, daß dem- nach die Sonne bald dieſem bald jenem Parallel auf dem Erdboden ver- tical ſeyn muß, da man alſo, je weiter die Sonne von dergleichen Oertern Zenith entfernet wird, nothwendig eine Veränderung der Jahreszeit, wie es bey uns aus dem Ab- und Zugang der Sonne reſpectu des Zeniths er- hellet, abnehmen kann.
Endlich dienet auch dieſe Sphära, daß man aus der inſenſiblen Be- wegung der Erdaxe in dem von den Polen der Ekliptik um 23 . Grad ent- ferneten Zirkel auch die ſcheinbare Bewegung aller Fixſterne darſtellen kön- ne, es iſt aber ſolche Bewegung deßwegen als inſenſible zu nennen, inde- me die Erdaxe innerhalb, einem Jahr nur bey 51. Secunden, bey 70. Jah- ren nur um einen Grad von Morgen gegen Abend in beſagtem Zirkel fort- rucket, daß demnach erſt innerhalb 25000. Jahren ein völliger Umgang beſagter Axe in dieſem Zirkel ſich ereignen müßte, da dann die Sterne in den Gegentheil ihrer Länge nach, eine Zunahm, nach ihrer Breite aber nicht die geringſte überkommen mögten, dieſes alles kann in einer ſolchen Sphäre am richtigſten vor die Augen gele- get werden.
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ben, und ſo ferner. Wann uun die kleine Kugel mit dem Ort von dem
Mittagszirkel morgenwärts gewalzet wird, kann man obſerviren wie die
Sonne auf ſolchem Horizont immer niedriger wird, bis ſie endlich gar dar-
unter gelanget, da ſie endlich bey der weitern Provolution dieſer Kugel auf
der andern Seite von Morgen über dem Horizont zu ſteigen ſcheinen wird,
und ſo weiter.
Aus dieſer Sphära mag man auch ferner die Veränderung der Jah-
reszeiten gar leicht herleiten, dann weil es nach den Kopernikaniſchen Fun-
damenten richtig, daß die Erde ſich nicht allein von Abend gegen Morgen
innerhalb 24. Stunden um ihr Centrum drehe, ſondern auch zugleich in-
nerhalb dieſer Zeit in ihrer Laufbahn bey einem Grad hin nach der Ordnung
der Zodiacaliſchen Zeichen täglich fortwalze, jedoch daß die Erdaxe immer
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Zenith entfernet wird, nothwendig eine Veränderung der Jahreszeit, wie
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rucket, daß demnach erſt innerhalb 25000. Jahren ein völliger Umgang
beſagter Axe in dieſem Zirkel ſich ereignen müßte, da dann die Sterne in
den Gegentheil ihrer Länge nach, eine Zunahm, nach ihrer Breite aber
nicht die geringſte überkommen mögten, dieſes alles kann in einer
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Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/31>, abgerufen am 16.02.2025.
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