Von des Herrn de la Hire Methode, grosse Tubos ohne Röhren gar bequem zu ge- brauchen.
Nachdeme der Herr de la Hire aus der Erfahrung erlernet, daß, ob man sich wohl der nach denen bißherigen Manieren angeordneter grossen Sehröhren, zu den Observationen gar wohl und nützlich bedienen kann, je- doch bey selbigen sich eine und die andere Schwierigkeit ereigne, da nem- lich je grösser die Sehröhren, je beschwerlicher es auch in der Ausübung falle, bey Nacht in den Finstern eigentlich zu erkennen, ob der vorgegebene Stern mit dem Objectiv-und Ocularglaß in einer geraden Linie stehe, und alsdann durch beyde Gläser mit leichter Mühe zu finden, so hat er demnach um dieser Beschwerlichkeit zu entgehen, erstlich A. 1695. der französischen Akademie gezeiget, wie man einen vorgegebenen Stern, vermöge eines Gehülfens, so groß auch ein Sehrohr seyn mag, gar leicht und behend zu Gesicht bekommen möge, es will aber Herr de la Hire haben, daß man einen Pappendeckel mit weisen Papier überziehe, selbigen in der Rundung bey einem Schuh im Durchmesser groß mache, und im Mittelpuncte so weit Zirkelrund aus schnei- de, so dick das Rohr zu dem Ocularglaß ist, diesen soll man zu äusserst am Ende eines Rohrs, das so lang, als der Brennpunct des Oculars ist, seyn soll, perpendicular vest anmachen, und dann den subtilen Faden, der in der Länge, so groß fast der Brennpunct des Objectivglases ist, bey dem Rohr des Ocularglases anziehen, und in eine Linie gegen dem Stern ungefehr bringen, so wird sich auf dem weisen Papier, das alsdann auch in dem Brennpunct des Objectivglases stehet, der Stern als ein kleiner heller Punct zeigen, den hernach der Gehülfe in die ausgeschnittene Mitte der Scheibe auf das Ocu- larglaß zu, in des Beobachters Aug, indeme er jene ein wenig verrucket, mit leichter Mühe leiten, der Beobachter aber solchem Stern dann immer nach- gehen kann, sollte er sich aber wiederum ungefehr verlieren, so kann der an- dere selbigen wiederum gar leicht durch das Ocularglas fallen lassen. Lan- ge Zeit hernach hat Herr de la Hire diese Erfindung verbessert, und solche so weit gebracht, daß nur ein Beobachter ohne Zuthun eines Gehülfens eben dieses bewerkstelligen könne, er zeigte nemlich, daß man an statt des dicken Papiers eine kleine Rahm, in welcher ein zartes Postpapier ausgespannet, dieses aber mit Oel getränket wäre, an obbesagtem Rohr anrichten könnte, wobey der Beobachter, indeme das helle Punct des Sterns auf das Papier fället, jenes alsdann gar deutlich durch das durchsichtige Papier ersehen, und demnach selbsten ohne einige Beyhülfe durch das Ocularglas bey einer we- nigen Stellung führen dörfte. Man könnte allhier für das geölte Pa- pier noch besser ein matt geschliffenes Glaß, wie man dergleichen zu Spie-
Von des Herrn de la Hire Methode, groſſe Tubos ohne Röhren gar bequem zu ge- brauchen.
Nachdeme der Herr de la Hire aus der Erfahrung erlernet, daß, ob man ſich wohl der nach denen bißherigen Manieren angeordneter groſſen Sehröhren, zu den Obſervationen gar wohl und nützlich bedienen kann, je- doch bey ſelbigen ſich eine und die andere Schwierigkeit ereigne, da nem- lich je gröſſer die Sehröhren, je beſchwerlicher es auch in der Ausübung falle, bey Nacht in den Finſtern eigentlich zu erkennen, ob der vorgegebene Stern mit dem Objectiv-und Ocularglaß in einer geraden Linie ſtehe, und alsdann durch beyde Gläſer mit leichter Mühe zu finden, ſo hat er demnach um dieſer Beſchwerlichkeit zu entgehen, erſtlich A. 1695. der franzöſiſchen Akademie gezeiget, wie man einen vorgegebenen Stern, vermöge eines Gehülfens, ſo groß auch ein Sehrohr ſeyn mag, gar leicht und behend zu Geſicht bekommen möge, es will aber Herr de la Hire haben, daß man einen Pappendeckel mit weiſen Papier überziehe, ſelbigen in der Rundung bey einem Schuh im Durchmeſſer groß mache, und im Mittelpuncte ſo weit Zirkelrund aus ſchnei- de, ſo dick das Rohr zu dem Ocularglaß iſt, dieſen ſoll man zu äuſſerſt am Ende eines Rohrs, das ſo lang, als der Brennpunct des Oculars iſt, ſeyn ſoll, perpendicular veſt anmachen, und dann den ſubtilen Faden, der in der Länge, ſo groß faſt der Brennpunct des Objectivglaſes iſt, bey dem Rohr des Ocularglaſes anziehen, und in eine Linie gegen dem Stern ungefehr bringen, ſo wird ſich auf dem weiſen Papier, das alsdann auch in dem Brennpunct des Objectivglaſes ſtehet, der Stern als ein kleiner heller Punct zeigen, den hernach der Gehülfe in die ausgeſchnittene Mitte der Scheibe auf das Ocu- larglaß zu, in des Beobachters Aug, indeme er jene ein wenig verrucket, mit leichter Mühe leiten, der Beobachter aber ſolchem Stern dann immer nach- gehen kann, ſollte er ſich aber wiederum ungefehr verlieren, ſo kann der an- dere ſelbigen wiederum gar leicht durch das Ocularglas fallen laſſen. Lan- ge Zeit hernach hat Herr de la Hire dieſe Erfindung verbeſſert, und ſolche ſo weit gebracht, daß nur ein Beobachter ohne Zuthun eines Gehülfens eben dieſes bewerkſtelligen könne, er zeigte nemlich, daß man an ſtatt des dicken Papiers eine kleine Rahm, in welcher ein zartes Poſtpapier ausgeſpannet, dieſes aber mit Oel getränket wäre, an obbeſagtem Rohr anrichten könnte, wobey der Beobachter, indeme das helle Punct des Sterns auf das Papier fället, jenes alsdann gar deutlich durch das durchſichtige Papier erſehen, und demnach ſelbſten ohne einige Beyhülfe durch das Ocularglas bey einer we- nigen Stellung führen dörfte. Man könnte allhier für das geölte Pa- pier noch beſſer ein matt geſchliffenes Glaß, wie man dergleichen zu Spie-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0141"n="129"/></div><divn="1"><head>Von des Herrn de la Hire Methode, groſſe Tubos<lb/>
ohne Röhren gar bequem zu ge-<lb/>
brauchen.</head><lb/><p><hirendition="#in">N</hi>achdeme der Herr de la Hire aus der Erfahrung erlernet, daß, ob man<lb/>ſich wohl der nach denen bißherigen Manieren angeordneter groſſen<lb/>
Sehröhren, zu den Obſervationen gar wohl und nützlich bedienen kann, je-<lb/>
doch bey ſelbigen ſich eine und die andere Schwierigkeit ereigne, da nem-<lb/>
lich je gröſſer die Sehröhren, je beſchwerlicher es auch in der Ausübung falle,<lb/>
bey Nacht in den Finſtern eigentlich zu erkennen, ob der vorgegebene Stern<lb/>
mit dem Objectiv-und Ocularglaß in einer geraden Linie ſtehe, und alsdann<lb/>
durch beyde Gläſer mit leichter Mühe zu finden, ſo hat er demnach um dieſer<lb/>
Beſchwerlichkeit zu entgehen, erſtlich A. 1695. der franzöſiſchen Akademie<lb/>
gezeiget, wie man einen vorgegebenen Stern, vermöge eines Gehülfens, ſo groß<lb/>
auch ein Sehrohr ſeyn mag, gar leicht und behend zu Geſicht bekommen<lb/>
möge, es will aber Herr de la Hire haben, daß man einen Pappendeckel mit<lb/>
weiſen Papier überziehe, ſelbigen in der Rundung bey einem Schuh im<lb/>
Durchmeſſer groß mache, und im Mittelpuncte ſo weit Zirkelrund aus ſchnei-<lb/>
de, ſo dick das Rohr zu dem Ocularglaß iſt, dieſen ſoll man zu äuſſerſt am<lb/>
Ende eines Rohrs, das ſo lang, als der Brennpunct des Oculars iſt, ſeyn<lb/>ſoll, perpendicular veſt anmachen, und dann den ſubtilen Faden, der in der<lb/>
Länge, ſo groß faſt der Brennpunct des Objectivglaſes iſt, bey dem Rohr des<lb/>
Ocularglaſes anziehen, und in eine Linie gegen dem Stern ungefehr bringen,<lb/>ſo wird ſich auf dem weiſen Papier, das alsdann auch in dem Brennpunct<lb/>
des Objectivglaſes ſtehet, der Stern als ein kleiner heller Punct zeigen, den<lb/>
hernach der Gehülfe in die ausgeſchnittene Mitte der Scheibe auf das Ocu-<lb/>
larglaß zu, in des Beobachters Aug, indeme er jene ein wenig verrucket, mit<lb/>
leichter Mühe leiten, der Beobachter aber ſolchem Stern dann immer nach-<lb/>
gehen kann, ſollte er ſich aber wiederum ungefehr verlieren, ſo kann der an-<lb/>
dere ſelbigen wiederum gar leicht durch das Ocularglas fallen laſſen. Lan-<lb/>
ge Zeit hernach hat Herr de la Hire dieſe Erfindung verbeſſert, und ſolche ſo<lb/>
weit gebracht, daß nur ein Beobachter ohne Zuthun eines Gehülfens eben<lb/>
dieſes bewerkſtelligen könne, er zeigte nemlich, daß man an ſtatt des dicken<lb/>
Papiers eine kleine Rahm, in welcher ein zartes Poſtpapier ausgeſpannet,<lb/>
dieſes aber mit Oel getränket wäre, an obbeſagtem Rohr anrichten könnte,<lb/>
wobey der Beobachter, indeme das helle Punct des Sterns auf das Papier<lb/>
fället, jenes alsdann gar deutlich durch das durchſichtige Papier erſehen, und<lb/>
demnach ſelbſten ohne einige Beyhülfe durch das Ocularglas bey einer we-<lb/>
nigen Stellung führen dörfte. Man könnte allhier für das geölte Pa-<lb/>
pier noch beſſer ein matt geſchliffenes Glaß, wie man dergleichen zu Spie-
</p></div></body></text></TEI>
[129/0141]
Von des Herrn de la Hire Methode, groſſe Tubos
ohne Röhren gar bequem zu ge-
brauchen.
Nachdeme der Herr de la Hire aus der Erfahrung erlernet, daß, ob man
ſich wohl der nach denen bißherigen Manieren angeordneter groſſen
Sehröhren, zu den Obſervationen gar wohl und nützlich bedienen kann, je-
doch bey ſelbigen ſich eine und die andere Schwierigkeit ereigne, da nem-
lich je gröſſer die Sehröhren, je beſchwerlicher es auch in der Ausübung falle,
bey Nacht in den Finſtern eigentlich zu erkennen, ob der vorgegebene Stern
mit dem Objectiv-und Ocularglaß in einer geraden Linie ſtehe, und alsdann
durch beyde Gläſer mit leichter Mühe zu finden, ſo hat er demnach um dieſer
Beſchwerlichkeit zu entgehen, erſtlich A. 1695. der franzöſiſchen Akademie
gezeiget, wie man einen vorgegebenen Stern, vermöge eines Gehülfens, ſo groß
auch ein Sehrohr ſeyn mag, gar leicht und behend zu Geſicht bekommen
möge, es will aber Herr de la Hire haben, daß man einen Pappendeckel mit
weiſen Papier überziehe, ſelbigen in der Rundung bey einem Schuh im
Durchmeſſer groß mache, und im Mittelpuncte ſo weit Zirkelrund aus ſchnei-
de, ſo dick das Rohr zu dem Ocularglaß iſt, dieſen ſoll man zu äuſſerſt am
Ende eines Rohrs, das ſo lang, als der Brennpunct des Oculars iſt, ſeyn
ſoll, perpendicular veſt anmachen, und dann den ſubtilen Faden, der in der
Länge, ſo groß faſt der Brennpunct des Objectivglaſes iſt, bey dem Rohr des
Ocularglaſes anziehen, und in eine Linie gegen dem Stern ungefehr bringen,
ſo wird ſich auf dem weiſen Papier, das alsdann auch in dem Brennpunct
des Objectivglaſes ſtehet, der Stern als ein kleiner heller Punct zeigen, den
hernach der Gehülfe in die ausgeſchnittene Mitte der Scheibe auf das Ocu-
larglaß zu, in des Beobachters Aug, indeme er jene ein wenig verrucket, mit
leichter Mühe leiten, der Beobachter aber ſolchem Stern dann immer nach-
gehen kann, ſollte er ſich aber wiederum ungefehr verlieren, ſo kann der an-
dere ſelbigen wiederum gar leicht durch das Ocularglas fallen laſſen. Lan-
ge Zeit hernach hat Herr de la Hire dieſe Erfindung verbeſſert, und ſolche ſo
weit gebracht, daß nur ein Beobachter ohne Zuthun eines Gehülfens eben
dieſes bewerkſtelligen könne, er zeigte nemlich, daß man an ſtatt des dicken
Papiers eine kleine Rahm, in welcher ein zartes Poſtpapier ausgeſpannet,
dieſes aber mit Oel getränket wäre, an obbeſagtem Rohr anrichten könnte,
wobey der Beobachter, indeme das helle Punct des Sterns auf das Papier
fället, jenes alsdann gar deutlich durch das durchſichtige Papier erſehen, und
demnach ſelbſten ohne einige Beyhülfe durch das Ocularglas bey einer we-
nigen Stellung führen dörfte. Man könnte allhier für das geölte Pa-
pier noch beſſer ein matt geſchliffenes Glaß, wie man dergleichen zu Spie-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
ECHO: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-10-09T11:08:35Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-10-09T11:08:35Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Der Zeilenfall wurde beibehalten.
Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/141>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.