gen besagter Gläser die eigentliche Länge des Sehrohrs, und dabey die ge- suchte Zusammensetzung geben muß, es wird aber der Brennpunct von ei- nem jeden Glas gar leicht gefunden, so man sich von selbigen so weit ent- fernet, biß man dardurch ein weit entlegenes Object ganz confus, nachde- me aber eben umgewandt zu sehen vermag, und dann die Weite zwischen dem Auge und dem Glas accurat abmisset, so wird endlich die Lange des Sehrohrs zu den vorgegebenen zweyen Gläsern bekannt werden.
Zu denen Phänomenis, die in und bey denen Planeten bey nächtlicher Weile zu observiren, werden Sehröhren von allerhand, und meistens gar un- terschiedenen Längen, erfordert, dann es hat die Erfahrung gelehret, daß man um die Nebenmonde des Iupiters zu betrachten ein Sehrohr von we- nigen Schuhen gebrauchen könne, da man hingegen um den Ring des Sa- turns, und den Hugenianischen Trabanten zu sehen, zum wenigsten ein Seh- rohr von 10. biß 12. Schuhen, wofern er recht gut ist, zu den vier übrigen aber einen grossen von etlich und dreyßig und mehrern Schuhen, und um andere Phänomena in den zween obersten Planeten zu beschauen, noch weit grös- sere in Vereitschaft haben müsse, deßhalben haben sich auch viele vortrefliche Männer schon bey 70. Jahren her gar nützlich dahin bestrebet, wie sie derglei- chen Sehröhren von gar considerablen Längen und stattlichen Effect an den Tag stellen mögten, welches auch verschiedene ganz glücklich prästiret, unter welchen der erste der berühmte Hugen in Holland gewesen, der mit eige- ner Hand allerley herrliche Sehröhren verfertiget, und dadurch A. 1655. die wahre Figur des Saturns entdecket, worauf in Frankreich Auzout und Borell, in Italien Campani und Divini, in Engeland Rob. Hooke, und zu unsern Zeiten, in Holl-und Deutschland, Herr Hartsöker und Herr Hecker, vicle überaus gute Sehröhren, meistens von extraordinairen Län- gen, nach allerhand Methoden und Handgriffen ganz erwünscht zuwegen gebracht.
Alle Sehröhren, zu Gläsern, die nicht 25. Schuh ihrer Länge nach übertref- fen, werden am besten aus blechenen Röhren zubereitet, und obschon die hölzerne etwas leichter, die papierne aber noch viel leichter, und demnach viel besser zu regieren sind dann jene, so hat man sich doch bey beyden, so wol wegen der Krümmung, ob sie gleich auf einem Stativ liegen, als wann ein feucht Wetter ist, da man dergleichen Züge nicht gern auseinan- der bringen kann, verschiedener Unbequemlichkeiten zu befürchten, dahero dann billig die blecherne Röhren diesen obigen vorzuziehen sind, zumalen so sie aus einem Stück gemacht werden, damit sie sich desto weniger krümmen, je- doch ist jederzeit dabey nöthig, daß das Ocularglas in einem kleinem Rohr stehe, um das Sehrohr, bey dem hin und her Schieben in dem grossen Rohr zu schärfen, und also die gesuchte Grösse, welche die Brennpuncte der zweyen
gen beſagter Gläſer die eigentliche Länge des Sehrohrs, und dabey die ge- ſuchte Zuſammenſetzung geben muß, es wird aber der Brennpunct von ei- nem jeden Glas gar leicht gefunden, ſo man ſich von ſelbigen ſo weit ent- fernet, biß man dardurch ein weit entlegenes Object ganz confus, nachde- me aber eben umgewandt zu ſehen vermag, und dann die Weite zwiſchen dem Auge und dem Glas accurat abmiſſet, ſo wird endlich die Lange des Sehrohrs zu den vorgegebenen zweyen Gläſern bekannt werden.
Zu denen Phänomenis, die in und bey denen Planeten bey nächtlicher Weile zu obſerviren, werden Sehröhren von allerhand, und meiſtens gar un- terſchiedenen Längen, erfordert, dann es hat die Erfahrung gelehret, daß man um die Nebenmonde des Iupiters zu betrachten ein Sehrohr von we- nigen Schuhen gebrauchen könne, da man hingegen um den Ring des Sa- turns, und den Hugenianiſchen Trabanten zu ſehen, zum wenigſten ein Seh- rohr von 10. biß 12. Schuhen, wofern er recht gut iſt, zu den vier übrigen aber einen groſſen von etlich und dreyßig und mehrern Schuhen, und um andere Phänomena in den zween oberſten Planeten zu beſchauen, noch weit gröſ- ſere in Vereitſchaft haben müſſe, deßhalben haben ſich auch viele vortrefliche Männer ſchon bey 70. Jahren her gar nützlich dahin beſtrebet, wie ſie derglei- chen Sehröhren von gar conſiderablen Längen und ſtattlichen Effect an den Tag ſtellen mögten, welches auch verſchiedene ganz glücklich präſtiret, unter welchen der erſte der berühmte Hugen in Holland geweſen, der mit eige- ner Hand allerley herrliche Sehröhren verfertiget, und dadurch A. 1655. die wahre Figur des Saturns entdecket, worauf in Frankreich Auzout und Borell, in Italien Campani und Divini, in Engeland Rob. Hooke, und zu unſern Zeiten, in Holl-und Deutſchland, Herr Hartſöker und Herr Hecker, vicle überaus gute Sehröhren, meiſtens von extraordinairen Län- gen, nach allerhand Methoden und Handgriffen ganz erwünſcht zuwegen gebracht.
Alle Sehröhren, zu Gläſern, die nicht 25. Schuh ihrer Länge nach übertref- fen, werden am beſten aus blechenen Röhren zubereitet, und obſchon die hölzerne etwas leichter, die papierne aber noch viel leichter, und demnach viel beſſer zu regieren ſind dann jene, ſo hat man ſich doch bey beyden, ſo wol wegen der Krümmung, ob ſie gleich auf einem Stativ liegen, als wann ein feucht Wetter iſt, da man dergleichen Züge nicht gern auseinan- der bringen kann, verſchiedener Unbequemlichkeiten zu befürchten, dahero dann billig die blecherne Röhren dieſen obigen vorzuziehen ſind, zumalen ſo ſie aus einem Stück gemacht werden, damit ſie ſich deſto weniger krümmen, je- doch iſt jederzeit dabey nöthig, daß das Ocularglas in einem kleinem Rohr ſtehe, um das Sehrohr, bey dem hin und her Schieben in dem groſſen Rohr zu ſchärfen, und alſo die geſuchte Gröſſe, welche die Brennpuncte der zweyen
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gen beſagter Gläſer die eigentliche Länge des Sehrohrs, und dabey die ge-
ſuchte Zuſammenſetzung geben muß, es wird aber der Brennpunct von ei-
nem jeden Glas gar leicht gefunden, ſo man ſich von ſelbigen ſo weit ent-
fernet, biß man dardurch ein weit entlegenes Object ganz confus, nachde-
me aber eben umgewandt zu ſehen vermag, und dann die Weite zwiſchen
dem Auge und dem Glas accurat abmiſſet, ſo wird endlich die Lange des
Sehrohrs zu den vorgegebenen zweyen Gläſern bekannt werden.
Zu denen Phänomenis, die in und bey denen Planeten bey nächtlicher
Weile zu obſerviren, werden Sehröhren von allerhand, und meiſtens gar un-
terſchiedenen Längen, erfordert, dann es hat die Erfahrung gelehret, daß
man um die Nebenmonde des Iupiters zu betrachten ein Sehrohr von we-
nigen Schuhen gebrauchen könne, da man hingegen um den Ring des Sa-
turns, und den Hugenianiſchen Trabanten zu ſehen, zum wenigſten ein Seh-
rohr von 10. biß 12. Schuhen, wofern er recht gut iſt, zu den vier übrigen aber
einen groſſen von etlich und dreyßig und mehrern Schuhen, und um andere
Phänomena in den zween oberſten Planeten zu beſchauen, noch weit gröſ-
ſere in Vereitſchaft haben müſſe, deßhalben haben ſich auch viele vortrefliche
Männer ſchon bey 70. Jahren her gar nützlich dahin beſtrebet, wie ſie derglei-
chen Sehröhren von gar conſiderablen Längen und ſtattlichen Effect an den
Tag ſtellen mögten, welches auch verſchiedene ganz glücklich präſtiret, unter
welchen der erſte der berühmte Hugen in Holland geweſen, der mit eige-
ner Hand allerley herrliche Sehröhren verfertiget, und dadurch A. 1655. die
wahre Figur des Saturns entdecket, worauf in Frankreich Auzout und
Borell, in Italien Campani und Divini, in Engeland Rob. Hooke,
und zu unſern Zeiten, in Holl-und Deutſchland, Herr Hartſöker und Herr
Hecker, vicle überaus gute Sehröhren, meiſtens von extraordinairen Län-
gen, nach allerhand Methoden und Handgriffen ganz erwünſcht zuwegen
gebracht.
Alle Sehröhren, zu Gläſern, die nicht 25. Schuh ihrer Länge nach übertref-
fen, werden am beſten aus blechenen Röhren zubereitet, und obſchon die
hölzerne etwas leichter, die papierne aber noch viel leichter, und demnach
viel beſſer zu regieren ſind dann jene, ſo hat man ſich doch bey beyden, ſo
wol wegen der Krümmung, ob ſie gleich auf einem Stativ liegen, als
wann ein feucht Wetter iſt, da man dergleichen Züge nicht gern auseinan-
der bringen kann, verſchiedener Unbequemlichkeiten zu befürchten, dahero
dann billig die blecherne Röhren dieſen obigen vorzuziehen ſind, zumalen ſo ſie
aus einem Stück gemacht werden, damit ſie ſich deſto weniger krümmen, je-
doch iſt jederzeit dabey nöthig, daß das Ocularglas in einem kleinem Rohr
ſtehe, um das Sehrohr, bey dem hin und her Schieben in dem groſſen Rohr
zu ſchärfen, und alſo die geſuchte Gröſſe, welche die Brennpuncte der zweyen
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Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/132>, abgerufen am 27.07.2024.
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