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Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765.

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auch in Frankreich, absonderlich nachdeme in Paris eine Academie zur
Aufnahm der mathematischen und physikalischen Wissenschaften von dem
letzt verstorbenen König Ludwig den XIV. rühmlich angeordnet worden, auf die
Kunstvorstellungen von vielen dergleichen Instrumenten bedacht gewesen, auf
welche sich ein vornehmes Mitglied von selbiger, Herr Olaus Römer vor
andern hauptsächlich appliciret, indeme er allerhand schöne Machinen, um
die Bewegung sowohl der Haupt-als Nebenplaneten vor Augen zu stellen,
von einem geschickten Künstler verfertigen lassen, die erste hat er An. 1677.
zu Stande gebracht und solche der Gesellschaft gezeiget, in welche er die
ungleiche Bewegungen der Planeten, vermöge zweyer Räder vorgestellet,
dabey das eine, so es in einer gleichen Bewegung herum getrieben wurde, das
andere eben so ungleich, wie es die ungleiche Bewegung der Planeten nach
ihrer Acceleration und Retardation erfordert, umgedrehet. Ein Jahr
hernach hat dieser geschickte Mann wiederum eine andere inventiret, die ih-
rer Construction nach ebenfalls aus wenig Rädern bestunde, und doch da-
bey an statt immerwährender Ephemeridum dienen kunnte, indeme auf
solcher der Ort, die Bewegung, die Nodi, die Eccentricitas, auch
die Stationes und Retrogradationes eines jeden Hauptplanetens zu
jeder Zelt gar leicht zu finden waren. In eben diesem Jahr hat auch be-
sagter Hr. Römer, um die Bewegungen und Configurationes der Neben-
planeten auf dergleichen Instrument, wie sie sich in dem Himmel ergeben,
vorzustellen, den Saturnum mit dem Ring, und seinen dazumahl nur 3.
bekannten Satellitibus auch den Jovem mit seinen 4. Comitibus in zwoen
Maschinen, die gleichfalls mit Uhrrädern versehen waren, gleichwie die
letzte aus der Figur des von mir aus dem Englischen in das Deutsche über-
setzten und der Welperischen Gnomonique beygefügten künstlichen Uhrma-
chers, bey dem Instrument der Jovialischen Monde mit mehrern zu erse-
hen ist, gar künstlich dargethan. Endlich hat er auch noch bald darauf eine
andere, welche die Bewegung des Monds richtig zelgte, verfertigen, dann
aber dasjenige Instrument, welches Herr de la Hire vor die Finsternissen
auf eine leichte Art zu determiniren, einige Jahre zuvor ausgesonnen, und her-
nach Bion in dem IV. Capitel des VI. Buchs der mathematischen Werk-
schule beschrieben, an die Perpendikeluhren so künstlich anbringen lassen, daß
der Zeiger, der innerhalb eines Mondjahrs herumgehet, nicht nur allein die
Neu-und Vollmonde, sondern auch die künstige Finsternissen andeutet, also
daß man diesem vortreflichen Mann wegen so vieler schönen erfundenen
Werke billig zu danken Ursach hat.

Nach diesen haben sich auch in Paris noch verschiedene Künstler auf
die Construction anderer solchen beweglichen Maschinen mit besondern Fleise
geleget, und unter selbigen Pigeon und Delire eine Kunstsphäre, welche
die Bewegung der Planeten auch der Erde mit dem Monde gar schön nach

auch in Frankreich, abſonderlich nachdeme in Paris eine Academie zur
Aufnahm der mathematiſchen und phyſikaliſchen Wiſſenſchaften von dem
letzt verſtorbenen König Ludwig den XIV. rühmlich angeordnet worden, auf die
Kunſtvorſtellungen von vielen dergleichen Inſtrumenten bedacht geweſen, auf
welche ſich ein vornehmes Mitglied von ſelbiger, Herr Olaus Römer vor
andern hauptſächlich appliciret, indeme er allerhand ſchöne Machinen, um
die Bewegung ſowohl der Haupt-als Nebenplaneten vor Augen zu ſtellen,
von einem geſchickten Künſtler verfertigen laſſen, die erſte hat er An. 1677.
zu Stande gebracht und ſolche der Geſellſchaft gezeiget, in welche er die
ungleiche Bewegungen der Planeten, vermöge zweyer Räder vorgeſtellet,
dabey das eine, ſo es in einer gleichen Bewegung herum getrieben wurde, das
andere eben ſo ungleich, wie es die ungleiche Bewegung der Planeten nach
ihrer Acceleration und Retardation erfordert, umgedrehet. Ein Jahr
hernach hat dieſer geſchickte Mann wiederum eine andere inventiret, die ih-
rer Conſtruction nach ebenfalls aus wenig Rädern beſtunde, und doch da-
bey an ſtatt immerwährender Ephemeridum dienen kunnte, indeme auf
ſolcher der Ort, die Bewegung, die Nodi, die Eccentricitas, auch
die Stationes und Retrogradationes eines jeden Hauptplanetens zu
jeder Zelt gar leicht zu finden waren. In eben dieſem Jahr hat auch be-
ſagter Hr. Römer, um die Bewegungen und Configurationes der Neben-
planeten auf dergleichen Inſtrument, wie ſie ſich in dem Himmel ergeben,
vorzuſtellen, den Saturnum mit dem Ring, und ſeinen dazumahl nur 3.
bekannten Satellitibus auch den Jovem mit ſeinen 4. Comitibus in zwoen
Maſchinen, die gleichfalls mit Uhrrädern verſehen waren, gleichwie die
letzte aus der Figur des von mir aus dem Engliſchen in das Deutſche über-
ſetzten und der Welperiſchen Gnomonique beygefügten künſtlichen Uhrma-
chers, bey dem Inſtrument der Jovialiſchen Monde mit mehrern zu erſe-
hen iſt, gar künſtlich dargethan. Endlich hat er auch noch bald darauf eine
andere, welche die Bewegung des Monds richtig zelgte, verfertigen, dann
aber dasjenige Inſtrument, welches Herr de la Hire vor die Finſterniſſen
auf eine leichte Art zu determiniren, einige Jahre zuvor ausgeſonnen, und her-
nach Bion in dem IV. Capitel des VI. Buchs der mathematiſchen Werk-
ſchule beſchrieben, an die Perpendikeluhren ſo künſtlich anbringen laſſen, daß
der Zeiger, der innerhalb eines Mondjahrs herumgehet, nicht nur allein die
Neu-und Vollmonde, ſondern auch die künſtige Finſterniſſen andeutet, alſo
daß man dieſem vortreflichen Mann wegen ſo vieler ſchönen erfundenen
Werke billig zu danken Urſach hat.

Nach dieſen haben ſich auch in Paris noch verſchiedene Künſtler auf
die Conſtruction anderer ſolchen beweglichen Maſchinen mit beſondern Fleiſe
geleget, und unter ſelbigen Pigeon und Delire eine Kunſtſphäre, welche
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[109/0121] auch in Frankreich, abſonderlich nachdeme in Paris eine Academie zur Aufnahm der mathematiſchen und phyſikaliſchen Wiſſenſchaften von dem letzt verſtorbenen König Ludwig den XIV. rühmlich angeordnet worden, auf die Kunſtvorſtellungen von vielen dergleichen Inſtrumenten bedacht geweſen, auf welche ſich ein vornehmes Mitglied von ſelbiger, Herr Olaus Römer vor andern hauptſächlich appliciret, indeme er allerhand ſchöne Machinen, um die Bewegung ſowohl der Haupt-als Nebenplaneten vor Augen zu ſtellen, von einem geſchickten Künſtler verfertigen laſſen, die erſte hat er An. 1677. zu Stande gebracht und ſolche der Geſellſchaft gezeiget, in welche er die ungleiche Bewegungen der Planeten, vermöge zweyer Räder vorgeſtellet, dabey das eine, ſo es in einer gleichen Bewegung herum getrieben wurde, das andere eben ſo ungleich, wie es die ungleiche Bewegung der Planeten nach ihrer Acceleration und Retardation erfordert, umgedrehet. Ein Jahr hernach hat dieſer geſchickte Mann wiederum eine andere inventiret, die ih- rer Conſtruction nach ebenfalls aus wenig Rädern beſtunde, und doch da- bey an ſtatt immerwährender Ephemeridum dienen kunnte, indeme auf ſolcher der Ort, die Bewegung, die Nodi, die Eccentricitas, auch die Stationes und Retrogradationes eines jeden Hauptplanetens zu jeder Zelt gar leicht zu finden waren. In eben dieſem Jahr hat auch be- ſagter Hr. Römer, um die Bewegungen und Configurationes der Neben- planeten auf dergleichen Inſtrument, wie ſie ſich in dem Himmel ergeben, vorzuſtellen, den Saturnum mit dem Ring, und ſeinen dazumahl nur 3. bekannten Satellitibus auch den Jovem mit ſeinen 4. Comitibus in zwoen Maſchinen, die gleichfalls mit Uhrrädern verſehen waren, gleichwie die letzte aus der Figur des von mir aus dem Engliſchen in das Deutſche über- ſetzten und der Welperiſchen Gnomonique beygefügten künſtlichen Uhrma- chers, bey dem Inſtrument der Jovialiſchen Monde mit mehrern zu erſe- hen iſt, gar künſtlich dargethan. Endlich hat er auch noch bald darauf eine andere, welche die Bewegung des Monds richtig zelgte, verfertigen, dann aber dasjenige Inſtrument, welches Herr de la Hire vor die Finſterniſſen auf eine leichte Art zu determiniren, einige Jahre zuvor ausgeſonnen, und her- nach Bion in dem IV. Capitel des VI. Buchs der mathematiſchen Werk- ſchule beſchrieben, an die Perpendikeluhren ſo künſtlich anbringen laſſen, daß der Zeiger, der innerhalb eines Mondjahrs herumgehet, nicht nur allein die Neu-und Vollmonde, ſondern auch die künſtige Finſterniſſen andeutet, alſo daß man dieſem vortreflichen Mann wegen ſo vieler ſchönen erfundenen Werke billig zu danken Urſach hat. Nach dieſen haben ſich auch in Paris noch verſchiedene Künſtler auf die Conſtruction anderer ſolchen beweglichen Maſchinen mit beſondern Fleiſe geleget, und unter ſelbigen Pigeon und Delire eine Kunſtſphäre, welche die Bewegung der Planeten auch der Erde mit dem Monde gar ſchön nach

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Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/121>, abgerufen am 24.11.2024.