Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Zwote Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 2. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

wegung haben könne, ferner stellet man das Senkblen y z zu recht, damit die Li-
nie e f. horizontal stehe, fässet dann mit der rechten Hand den Stift, der an
dem Parallelogramm vest angemacht ist, an, lässet solchen, doch daß die Spitze
des Zeigers u w auf den Umrissen der aussen stehenden Objecten immer gehen
möge, auf dem Papier bewegen und Risse machen, so werden selbige die Figur
der äussern Sachen proportionirt darstellen. Weil dieses Instrument auch
vor die Objecte von der Höhe herab zu zeichnen angeordnet ist, so kann man
auch gar wohl die Maculn des Monds damit abzeichnen, gleichwie der Erfin-
der dieses Instruments solches gar glücklich prästiret.

Wie man mit Beyhülfe einer Camerä obscurä allerhand
Gemäble, Kupfer, Kisse, a. ganz klein auf ein Papier werfen,
und selbige gar accurat, obschon jemand der Zeichen-
kunst unerfahren, nachzeichnen könne.

Die Invention dieser Maschinen wird einem Italiäner, Marco Antonio
Cellio zugeeignet, wie die leipziger Acta Mens. Dec. An. 1687. solches bezeu-
gen; die Structur und Figur derselben, kommet einem Lehnsessel, der oben
zugedecket ist, bey, die Säulen von dem Geländer gehen zimlich hoch hin-
auf, an welchen eine viereckigte Tafel mit Stricken, die um die zween Stol-
len bey A. A. gehen, hin und her gezogen wird, damit aber solche allezeit da-
bey in einem horizontalen Stande, welcher hier erfordert wird, verbleiben
möge, so werden bey H H Hölzer zur Gegenstrebung angerichtet, bey G ist
auf beyden Seiten ein Nagel eingeschlagen, um welche man die Stricke,
wann die Tafel in einer gewissen Weite beständig erhalten werden soll, win-
det. Unter dieser Tafel wird die Figur bey B. die man in das kleinere zu brin-
gen gedenket, vest angemacht, und von dem in F. stehenden Spiegel, als aus
welchem die Sonnenstrahlen zurückprellen, stark erleuchtet, damit solche de-
sto schärfer in die Cameram obscuram einfallen möge, dieweilen aber der
Stand des Spiegels wegen der beständigen Bewegung der Sonne, im-
mer veränderlich seyn muß soll anderst die Figur erlcuchtet werden, so wird
selbiger gar bequem auf eine Kugel, die auf allen Seiten, auf einem drey-
beinigten Stuhl sich drehen lasse, gerichtet, da sich dann der Spiegel gar
leicht überall hin wird drehen lassen, bey D stecket in dem Rohr das Glaß
der Camerä obscurä, welches man im Hin - und Herschieben des Rohrs
schärfen kann, damit sich die Figur auf dem Papier in E schön präsentiren
möge, so wird dann der Zeichner, wann er den Kopf in den Kasten C, der
ungefehr 3. Spannen hoch ist, hinein stecket, und sich aussenwärts mit einem
Gewand zudecket, damit es innerhalb recht finster seye, und die Figur desto
lebhafter erscheine, dieselbe mit leichter Mühe nachzeichnen können.

Fig. 3.

wegung haben könne, ferner ſtellet man das Senkblen y z zu recht, damit die Li-
nie e f. horizontal ſtehe, fäſſet dann mit der rechten Hand den Stift, der an
dem Parallelogramm veſt angemacht iſt, an, läſſet ſolchen, doch daß die Spitze
des Zeigers u w auf den Umriſſen der auſſen ſtehenden Objecten immer gehen
möge, auf dem Papier bewegen und Riſſe machen, ſo werden ſelbige die Figur
der äuſſern Sachen proportionirt darſtellen. Weil dieſes Inſtrument auch
vor die Objecte von der Höhe herab zu zeichnen angeordnet iſt, ſo kann man
auch gar wohl die Maculn des Monds damit abzeichnen, gleichwie der Erfin-
der dieſes Inſtruments ſolches gar glücklich präſtiret.

Wie man mit Beyhülfe einer Camerä obſcurä allerhand
Gemäble, Kupfer, Kiſſe, a. ganz klein auf ein Papier werfen,
und ſelbige gar accurat, obſchon jemand der Zeichen-
kunſt unerfahren, nachzeichnen könne.

Die Invention dieſer Maſchinen wird einem Italiäner, Marco Antonio
Cellio zugeeignet, wie die leipziger Acta Menſ. Dec. An. 1687. ſolches bezeu-
gen; die Structur und Figur derſelben, kommet einem Lehnſeſſel, der oben
zugedecket iſt, bey, die Säulen von dem Geländer gehen zimlich hoch hin-
auf, an welchen eine viereckigte Tafel mit Stricken, die um die zween Stol-
len bey A. A. gehen, hin und her gezogen wird, damit aber ſolche allezeit da-
bey in einem horizontalen Stande, welcher hier erfordert wird, verbleiben
möge, ſo werden bey H H Hölzer zur Gegenſtrebung angerichtet, bey G iſt
auf beyden Seiten ein Nagel eingeſchlagen, um welche man die Stricke,
wann die Tafel in einer gewiſſen Weite beſtändig erhalten werden ſoll, win-
det. Unter dieſer Tafel wird die Figur bey B. die man in das kleinere zu brin-
gen gedenket, veſt angemacht, und von dem in F. ſtehenden Spiegel, als aus
welchem die Sonnenſtrahlen zurückprellen, ſtark erleuchtet, damit ſolche de-
ſto ſchärfer in die Cameram obſcuram einfallen möge, dieweilen aber der
Stand des Spiegels wegen der beſtändigen Bewegung der Sonne, im-
mer veränderlich ſeyn muß ſoll anderſt die Figur erlcuchtet werden, ſo wird
ſelbiger gar bequem auf eine Kugel, die auf allen Seiten, auf einem drey-
beinigten Stuhl ſich drehen laſſe, gerichtet, da ſich dann der Spiegel gar
leicht überall hin wird drehen laſſen, bey D ſtecket in dem Rohr das Glaß
der Camerä obſcurä, welches man im Hin - und Herſchieben des Rohrs
ſchärfen kann, damit ſich die Figur auf dem Papier in E ſchön präſentiren
möge, ſo wird dann der Zeichner, wann er den Kopf in den Kaſten C, der
ungefehr 3. Spannen hoch iſt, hinein ſtecket, und ſich auſſenwärts mit einem
Gewand zudecket, damit es innerhalb recht finſter ſeye, und die Figur deſto
lebhafter erſcheine, dieſelbe mit leichter Mühe nachzeichnen können.

Fig. 3.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0044" n="36"/>
wegung haben könne, ferner &#x017F;tellet man das                     Senkblen y z zu recht, damit die Li-<lb/>
nie e f. horizontal &#x017F;tehe, fä&#x017F;&#x017F;et dann                     mit der rechten Hand den Stift, der an<lb/>
dem Parallelogramm ve&#x017F;t angemacht                     i&#x017F;t, an, lä&#x017F;&#x017F;et &#x017F;olchen, doch daß die Spitze<lb/>
des Zeigers u w auf den                     Umri&#x017F;&#x017F;en der au&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tehenden Objecten immer gehen<lb/>
möge, auf dem Papier                     bewegen und Ri&#x017F;&#x017F;e machen, &#x017F;o werden &#x017F;elbige die Figur<lb/>
der äu&#x017F;&#x017F;ern Sachen                     proportionirt dar&#x017F;tellen. Weil die&#x017F;es In&#x017F;trument auch<lb/>
vor die Objecte von                     der Höhe herab zu zeichnen angeordnet i&#x017F;t, &#x017F;o kann man<lb/>
auch gar wohl die                     Maculn des Monds damit abzeichnen, gleichwie der Erfin-<lb/>
der die&#x017F;es                     In&#x017F;truments &#x017F;olches gar glücklich prä&#x017F;tiret. </p>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Wie man mit Beyhülfe einer Camerä ob&#x017F;curä allerhand<lb/>
Gemäble, Kupfer,                     Ki&#x017F;&#x017F;e, a. ganz klein auf ein Papier werfen,<lb/>
und &#x017F;elbige gar accurat,                     ob&#x017F;chon jemand der Zeichen-<lb/>
kun&#x017F;t unerfahren, nachzeichnen könne.</head><lb/>
        <p>Die Invention die&#x017F;er Ma&#x017F;chinen wird einem Italiäner, Marco Antonio<lb/>
Cellio                     zugeeignet, wie die leipziger Acta Men&#x017F;. Dec. An. 1687. &#x017F;olches bezeu-<lb/>
gen;                     die Structur und Figur der&#x017F;elben, kommet einem Lehn&#x017F;e&#x017F;&#x017F;el, der oben<lb/>
zugedecket i&#x017F;t, bey, die Säulen von dem Geländer gehen zimlich hoch                     hin-<lb/>
auf, an welchen eine viereckigte Tafel mit Stricken, die um die zween                     Stol-<lb/>
len bey A. A. gehen, hin und her gezogen wird, damit aber &#x017F;olche                     allezeit da-<lb/>
bey in einem horizontalen Stande, welcher hier erfordert wird,                     verbleiben<lb/>
möge, &#x017F;o werden bey H H Hölzer zur Gegen&#x017F;trebung angerichtet,                     bey G i&#x017F;t<lb/>
auf beyden Seiten ein Nagel einge&#x017F;chlagen, um welche man die                     Stricke,<lb/>
wann die Tafel in einer gewi&#x017F;&#x017F;en Weite be&#x017F;tändig erhalten werden                     &#x017F;oll, win-<lb/>
det. Unter die&#x017F;er Tafel wird die Figur bey B. die man in das                     kleinere zu brin-<lb/>
gen gedenket, ve&#x017F;t angemacht, und von dem in F. &#x017F;tehenden                     Spiegel, als aus<lb/>
welchem die Sonnen&#x017F;trahlen zurückprellen, &#x017F;tark                     erleuchtet, damit &#x017F;olche de-<lb/>
&#x017F;to &#x017F;chärfer in die Cameram ob&#x017F;curam einfallen                     möge, dieweilen aber der<lb/>
Stand des Spiegels wegen der be&#x017F;tändigen Bewegung                     der Sonne, im-<lb/>
mer veränderlich &#x017F;eyn muß &#x017F;oll ander&#x017F;t die Figur erlcuchtet                     werden, &#x017F;o wird<lb/>
&#x017F;elbiger gar bequem auf eine Kugel, die auf allen Seiten,                     auf einem drey-<lb/>
beinigten Stuhl &#x017F;ich drehen la&#x017F;&#x017F;e, gerichtet, da &#x017F;ich dann                     der Spiegel gar<lb/>
leicht überall hin wird drehen la&#x017F;&#x017F;en, bey D &#x017F;tecket in dem                     Rohr das Glaß<lb/>
der Camerä ob&#x017F;curä, welches man im Hin - und Her&#x017F;chieben des                     Rohrs<lb/>
&#x017F;chärfen kann, damit &#x017F;ich die Figur auf dem Papier in E &#x017F;chön                     prä&#x017F;entiren<lb/>
möge, &#x017F;o wird dann der Zeichner, wann er den Kopf in den Ka&#x017F;ten                     C, der<lb/>
ungefehr 3. Spannen hoch i&#x017F;t, hinein &#x017F;tecket, und &#x017F;ich au&#x017F;&#x017F;enwärts                     mit einem<lb/>
Gewand zudecket, damit es innerhalb recht fin&#x017F;ter &#x017F;eye, und die                     Figur de&#x017F;to<lb/>
lebhafter er&#x017F;cheine, die&#x017F;elbe mit leichter Mühe nachzeichnen                     können. </p>
        <note place="left">Fig. 3.</note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0044] wegung haben könne, ferner ſtellet man das Senkblen y z zu recht, damit die Li- nie e f. horizontal ſtehe, fäſſet dann mit der rechten Hand den Stift, der an dem Parallelogramm veſt angemacht iſt, an, läſſet ſolchen, doch daß die Spitze des Zeigers u w auf den Umriſſen der auſſen ſtehenden Objecten immer gehen möge, auf dem Papier bewegen und Riſſe machen, ſo werden ſelbige die Figur der äuſſern Sachen proportionirt darſtellen. Weil dieſes Inſtrument auch vor die Objecte von der Höhe herab zu zeichnen angeordnet iſt, ſo kann man auch gar wohl die Maculn des Monds damit abzeichnen, gleichwie der Erfin- der dieſes Inſtruments ſolches gar glücklich präſtiret. Wie man mit Beyhülfe einer Camerä obſcurä allerhand Gemäble, Kupfer, Kiſſe, a. ganz klein auf ein Papier werfen, und ſelbige gar accurat, obſchon jemand der Zeichen- kunſt unerfahren, nachzeichnen könne. Die Invention dieſer Maſchinen wird einem Italiäner, Marco Antonio Cellio zugeeignet, wie die leipziger Acta Menſ. Dec. An. 1687. ſolches bezeu- gen; die Structur und Figur derſelben, kommet einem Lehnſeſſel, der oben zugedecket iſt, bey, die Säulen von dem Geländer gehen zimlich hoch hin- auf, an welchen eine viereckigte Tafel mit Stricken, die um die zween Stol- len bey A. A. gehen, hin und her gezogen wird, damit aber ſolche allezeit da- bey in einem horizontalen Stande, welcher hier erfordert wird, verbleiben möge, ſo werden bey H H Hölzer zur Gegenſtrebung angerichtet, bey G iſt auf beyden Seiten ein Nagel eingeſchlagen, um welche man die Stricke, wann die Tafel in einer gewiſſen Weite beſtändig erhalten werden ſoll, win- det. Unter dieſer Tafel wird die Figur bey B. die man in das kleinere zu brin- gen gedenket, veſt angemacht, und von dem in F. ſtehenden Spiegel, als aus welchem die Sonnenſtrahlen zurückprellen, ſtark erleuchtet, damit ſolche de- ſto ſchärfer in die Cameram obſcuram einfallen möge, dieweilen aber der Stand des Spiegels wegen der beſtändigen Bewegung der Sonne, im- mer veränderlich ſeyn muß ſoll anderſt die Figur erlcuchtet werden, ſo wird ſelbiger gar bequem auf eine Kugel, die auf allen Seiten, auf einem drey- beinigten Stuhl ſich drehen laſſe, gerichtet, da ſich dann der Spiegel gar leicht überall hin wird drehen laſſen, bey D ſtecket in dem Rohr das Glaß der Camerä obſcurä, welches man im Hin - und Herſchieben des Rohrs ſchärfen kann, damit ſich die Figur auf dem Papier in E ſchön präſentiren möge, ſo wird dann der Zeichner, wann er den Kopf in den Kaſten C, der ungefehr 3. Spannen hoch iſt, hinein ſtecket, und ſich auſſenwärts mit einem Gewand zudecket, damit es innerhalb recht finſter ſeye, und die Figur deſto lebhafter erſcheine, dieſelbe mit leichter Mühe nachzeichnen können.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule02_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule02_1765/44
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Zwote Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 2. Nürnberg, 1765, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule02_1765/44>, abgerufen am 24.11.2024.