Ferner misset man ganz accurat die Länge des aufrechten Zeigers H I, oder H E, so mit jenem in gleicher Grösse ist, das ist, die Weite von dem Fuß des Zeigers bis zu seiner Spitze, die in die Höhe stehet, auf einer in sehr klei- ne Theile getheilten Scala, dergleichen kleine Theile die Linien eines Königli- chen Schuhes sind.
Indeime man aber weiter an einem heitern Tag verschiedene Schatten- puncte z. E. die Puncten 2. 3. 4. auf einer Mauer notiret, misset man auf eben derselben Scala die Weite eines jeden Schattenpuncts von der Hori- zontallinie, wie hier z. E. die Weire des Schattenpuncts 2. bis zum Punct Z auf der Horizontallinie, wie auch die Weite eben desselben Puncts bis zur Verticallinie, die durch den Fuß des Zeigers gehet, z. E. allhier von dem Puncte 2. bis zu dem Punct X, man schreibet die Zahlen, welche die- se Entfernungen vorstellen, mit Fleiß auf einen besondern Zettel, um dabey folgende Schlüsse machen zu können.
Damit man aber diese Schattenpuncte sehr genau und richtig noti- ren möge, bedienet man sich der nachfolgenden Methode, die mir von Mr. de la Hire communiciret worden. Man machet an die Spitze des Zeigers ein kleines Stücklein von Blech oder von einen andern subtilen Zeug, vest, das ein kleines rundes Loch hat, also daß das Centrum dieses kleinen Lochs die Spitze des Zeigers accurat berühre, und das Plättlein gerad der Sonne zu stehe, so wird man auf der Uhrfläche ein klein lichtes Oval sehen, das in dem Schatten des Plättleins sich zeigen wird. Diese Observation wird verrichtet, so man mit einem Reißbley ganz behend einen subtilen Zug um dieses lichte Oval beschreibet, indeme solches seine Stelle immer verändert, so wird man das Centrum dieses Ovals vor den eigentlichen Schalten der Zeiger-Spitze annehmen können.
So man nun verschiedene Schattenpuncte auf solche Weise bestimmet, muß man alsdann durch die Berechnung sowohl die Amplitudinem als die Höhe der Soune, die bey einem jeden solchem Puncte sich ergeben, ausfin- den, und selbige auf dem bemeldten Zettel aufzeichnen.
Man nenet hier die Amplitudinem den Winkel, den die Höhe des Zei- gers mit der Linie, die von jedem Schattenpunct auf der Horizontallinie ge- zogen wird, ausmacht: eine jede von diesen Linien stellet auf der Mauer den Verticalem der Sonne zur Zeit der Observation vor, dieser Winkel wird in besagter Figur mit H F Z bezeichnet, solcher ist die Amplitudo, welcher mit dem Puncte 2. übereinstimmet.
Um diesen Winkel zu erlangen, muß man sagen: Gleichwie sich die Zeigerhöhe zu der Distanz des Schattenpuncts zur Verticallinie verhält, so verhält sich der Radius gegen dem Tangenten. Dergleichen Analogie mußman bey einem jeden Schattenpunct anstellen, so wird man die Ampli- tudines haben, die man wieder a part in einer Reyhe herunter, ansetzet.
Ferner miſſet man ganz accurat die Länge des aufrechten Zeigers H I, oder H E, ſo mit jenem in gleicher Gröſſe iſt, das iſt, die Weite von dem Fuß des Zeigers bis zu ſeiner Spitze, die in die Höhe ſtehet, auf einer in ſehr klei- ne Theile getheilten Scala, dergleichen kleine Theile die Linien eines Königli- chen Schuhes ſind.
Indeime man aber weiter an einem heitern Tag verſchiedene Schatten- puncte z. E. die Puncten 2. 3. 4. auf einer Mauer notiret, miſſet man auf eben derſelben Scala die Weite eines jeden Schattenpuncts von der Hori- zontallinie, wie hier z. E. die Weire des Schattenpuncts 2. bis zum Punct Z auf der Horizontallinie, wie auch die Weite eben deſſelben Puncts bis zur Verticallinie, die durch den Fuß des Zeigers gehet, z. E. allhier von dem Puncte 2. bis zu dem Punct X, man ſchreibet die Zahlen, welche die- ſe Entfernungen vorſtellen, mit Fleiß auf einen beſondern Zettel, um dabey folgende Schlüſſe machen zu können.
Damit man aber dieſe Schattenpuncte ſehr genau und richtig noti- ren möge, bedienet man ſich der nachfolgenden Methode, die mir von Mr. de la Hire communiciret worden. Man machet an die Spitze des Zeigers ein kleines Stücklein von Blech oder von einen andern ſubtilen Zeug, veſt, das ein kleines rundes Loch hat, alſo daß das Centrum dieſes kleinen Lochs die Spitze des Zeigers accurat berühre, und das Plättlein gerad der Sonne zu ſtehe, ſo wird man auf der Uhrfläche ein klein lichtes Oval ſehen, das in dem Schatten des Plättleins ſich zeigen wird. Dieſe Obſervation wird verrichtet, ſo man mit einem Reißbley ganz behend einen ſubtilen Zug um dieſes lichte Oval beſchreibet, indeme ſolches ſeine Stelle immer verändert, ſo wird man das Centrum dieſes Ovals vor den eigentlichen Schalten der Zeiger-Spitze annehmen können.
So man nun verſchiedene Schattenpuncte auf ſolche Weiſe beſtimmet, muß man alsdann durch die Berechnung ſowohl die Amplitudinem als die Höhe der Soune, die bey einem jeden ſolchem Puncte ſich ergeben, ausfin- den, und ſelbige auf dem bemeldten Zettel aufzeichnen.
Man nenet hier die Amplitudinem den Winkel, den die Höhe des Zei- gers mit der Linie, die von jedem Schattenpunct auf der Horizontallinie ge- zogen wird, ausmacht: eine jede von dieſen Linien ſtellet auf der Mauer den Verticalem der Sonne zur Zeit der Obſervation vor, dieſer Winkel wird in beſagter Figur mit H F Z bezeichnet, ſolcher iſt die Amplitudo, welcher mit dem Puncte 2. übereinſtimmet.
Um dieſen Winkel zu erlangen, muß man ſagen: Gleichwie ſich die Zeigerhöhe zu der Diſtanz des Schattenpuncts zur Verticallinie verhält, ſo verhält ſich der Radius gegen dem Tangenten. Dergleichen Analogie mußman bey einem jeden Schattenpunct anſtellen, ſo wird man die Ampli- tudines haben, die man wieder a part in einer Reyhe herunter, anſetzet.
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[351/0373]
Ferner miſſet man ganz accurat die Länge des aufrechten Zeigers H I,
oder H E, ſo mit jenem in gleicher Gröſſe iſt, das iſt, die Weite von dem Fuß
des Zeigers bis zu ſeiner Spitze, die in die Höhe ſtehet, auf einer in ſehr klei-
ne Theile getheilten Scala, dergleichen kleine Theile die Linien eines Königli-
chen Schuhes ſind.
Indeime man aber weiter an einem heitern Tag verſchiedene Schatten-
puncte z. E. die Puncten 2. 3. 4. auf einer Mauer notiret, miſſet man auf
eben derſelben Scala die Weite eines jeden Schattenpuncts von der Hori-
zontallinie, wie hier z. E. die Weire des Schattenpuncts 2. bis zum Punct
Z auf der Horizontallinie, wie auch die Weite eben deſſelben Puncts bis
zur Verticallinie, die durch den Fuß des Zeigers gehet, z. E. allhier von
dem Puncte 2. bis zu dem Punct X, man ſchreibet die Zahlen, welche die-
ſe Entfernungen vorſtellen, mit Fleiß auf einen beſondern Zettel, um dabey
folgende Schlüſſe machen zu können.
Damit man aber dieſe Schattenpuncte ſehr genau und richtig noti-
ren möge, bedienet man ſich der nachfolgenden Methode, die mir von Mr.
de la Hire communiciret worden. Man machet an die Spitze des Zeigers ein
kleines Stücklein von Blech oder von einen andern ſubtilen Zeug, veſt, das
ein kleines rundes Loch hat, alſo daß das Centrum dieſes kleinen Lochs die
Spitze des Zeigers accurat berühre, und das Plättlein gerad der Sonne zu
ſtehe, ſo wird man auf der Uhrfläche ein klein lichtes Oval ſehen, das in
dem Schatten des Plättleins ſich zeigen wird. Dieſe Obſervation wird
verrichtet, ſo man mit einem Reißbley ganz behend einen ſubtilen Zug um
dieſes lichte Oval beſchreibet, indeme ſolches ſeine Stelle immer verändert,
ſo wird man das Centrum dieſes Ovals vor den eigentlichen Schalten der
Zeiger-Spitze annehmen können.
So man nun verſchiedene Schattenpuncte auf ſolche Weiſe beſtimmet,
muß man alsdann durch die Berechnung ſowohl die Amplitudinem als die
Höhe der Soune, die bey einem jeden ſolchem Puncte ſich ergeben, ausfin-
den, und ſelbige auf dem bemeldten Zettel aufzeichnen.
Man nenet hier die Amplitudinem den Winkel, den die Höhe des Zei-
gers mit der Linie, die von jedem Schattenpunct auf der Horizontallinie ge-
zogen wird, ausmacht: eine jede von dieſen Linien ſtellet auf der Mauer den
Verticalem der Sonne zur Zeit der Obſervation vor, dieſer Winkel wird in
beſagter Figur mit H F Z bezeichnet, ſolcher iſt die Amplitudo, welcher mit
dem Puncte 2. übereinſtimmet.
Um dieſen Winkel zu erlangen, muß man ſagen: Gleichwie ſich die
Zeigerhöhe zu der Diſtanz des Schattenpuncts zur Verticallinie verhält,
ſo verhält ſich der Radius gegen dem Tangenten. Dergleichen Analogie
mußman bey einem jeden Schattenpunct anſtellen, ſo wird man die Ampli-
tudines haben, die man wieder a part in einer Reyhe herunter, anſetzet.
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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/373>, abgerufen am 25.11.2024.
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