Es ist aber doch zu merken, daß die Mondsfinsternisse keiner so grossen Zurüstung, als die Finsternisse der Jupiters Trabanten nöthig haben, als welche nicht leicht und vollkommen zu beobachten sind, wo man nicht zum wenigsten ein Sehrohr von 12. Schuhen bey der Hand hat, da man son- sien die Mondsfinsternisse ohne Sehrohr sehen kann, wann es nur die Phasen des Anfangs und Endes, oder der Ein-und Austritte antrift, oder auch mit einem Sehrohr nur von einer mittelmäßigen Länge, wo- mit dann die Ein-und Austritte der Mondsflecken beobachtet werden können.
Der Herr Caßini, ein überaus geschickter Astronome bey der köni- glichen Academie der Wissenschaften, hat Anno 1693. accurate Tabellen von denen Bewegungen der Jupiters Trabanten heraus gegeben. Solchem- nach kann man, wann die gefundene Zeit der Ein-und Austritte des er- sten Trabanten im Jupiter durch die auf die Sternwarte gerichtete Tabellen mit denen an andern Oertern gehaltenen Beobachtungen verglichen wird, aus dem Unterschiede der Zeit, den Unterschied der Längen zwischen der Sternwarte und dem Ort der Beobachtung wissen, welches dann zu noch mehrerer Bekräftigung und Gewißheit sich bringen lässet, wann eben die Himmelsbegebenheit in einem und andern Orte beobachtet wird.
Hier sind auch die Beobachtere wegen eines Zufalls zu erinnern, welcher oft verhindert, daß man die Trabanten des Jupiters nicht accurat beobach- ten könne. Man findet nemlich ost bey hellem Wetter, daß sich der Schein des Jupiters und seiner Trabanten allgemach verlieret, also daß es unmög- lich ist, die wahre Zeit des Eintritts oder Austritts zu bestimmen, die Ursache dieses Zufalls kommt von dem Objectivglaß her, das von den Tropfen des Thaues ganz bedecket wird, welche die Strahlen des Lichts ablenken, und dahero kommet es, daß deren gar wenige biß in das Aug gelangen.
Ein ganz gutes Mittel aber ist wider diese Incommodität, daß man ein Sehrohr von Fließpapier verfertiget, das ist, daß man 2. biß 3. Bögen über- einander wickelt, und ein Sehrohr, ungefehr von zween Schuhen in der Län- ge macht, der dabey weit genug seye, daß er über das Rohr des Sehrohrs an das Ende auf der Seite des Objectivglases angeschoben werden könne. Dieses also verfertigte Sehrohr wird den Nachtthau in sich schlucken, und verhindern, daß er nicht biß auf das Glaß komme, und also wird man gar bequem dabey die Beobachtungen anstellen können.
Es ist sch wer bey denen Sonnen-und Mondfin sternissen die verfin sterte Zolle richtig zu beobachten. Der Ritter de Louville, ein Mittglied der Aca- demie der Wissenschaften hat eine Maschine ausgesonnen, vermöge deren man effectuiren kann, daß das Mikrometer den Stern, den man beobachten will, im- mer folget; Dann gleichwie der Stern in einem Augenblick weichet, da in einem andern der Schatten auch fortrucket, so hat der Beobachter nicht so viel Zeit übrig, daß er die Grösse des annoch erleuchteten Tellers oder Scheibe
Es iſt aber doch zu merken, daß die Mondsfinſterniſſe keiner ſo groſſen Zurüſtung, als die Finſterniſſe der Jupiters Trabanten nöthig haben, als welche nicht leicht und vollkommen zu beobachten ſind, wo man nicht zum wenigſten ein Sehrohr von 12. Schuhen bey der Hand hat, da man ſon- ſien die Mondsfinſterniſſe ohne Sehrohr ſehen kann, wann es nur die Phaſen des Anfangs und Endes, oder der Ein-und Austritte antrift, oder auch mit einem Sehrohr nur von einer mittelmäßigen Länge, wo- mit dann die Ein-und Austritte der Mondsflecken beobachtet werden können.
Der Herr Caßini, ein überaus geſchickter Aſtronome bey der köni- glichen Academie der Wiſſenſchaften, hat Anno 1693. accurate Tabellen von denen Bewegungen der Jupiters Trabanten heraus gegeben. Solchem- nach kann man, wann die gefundene Zeit der Ein-und Austritte des er- ſten Trabanten im Jupiter durch die auf die Sternwarte gerichtete Tabellen mit denen an andern Oertern gehaltenen Beobachtungen verglichen wird, aus dem Unterſchiede der Zeit, den Unterſchied der Längen zwiſchen der Sternwarte und dem Ort der Beobachtung wiſſen, welches dann zu noch mehrerer Bekräftigung und Gewißheit ſich bringen läſſet, wann eben die Himmelsbegebenheit in einem und andern Orte beobachtet wird.
Hier ſind auch die Beobachtere wegen eines Zufalls zu erinnern, welcher oft verhindert, daß man die Trabanten des Jupiters nicht accurat beobach- ten könne. Man findet nemlich oſt bey hellem Wetter, daß ſich der Schein des Jupiters und ſeiner Trabanten allgemach verlieret, alſo daß es unmög- lich iſt, die wahre Zeit des Eintritts oder Austritts zu beſtimmen, die Urſache dieſes Zufalls kommt von dem Objectivglaß her, das von den Tropfen des Thaues ganz bedecket wird, welche die Strahlen des Lichts ablenken, und dahero kommet es, daß deren gar wenige biß in das Aug gelangen.
Ein ganz gutes Mittel aber iſt wider dieſe Incommodität, daß man ein Sehrohr von Fließpapier verfertiget, das iſt, daß man 2. biß 3. Bögen über- einander wickelt, und ein Sehrohr, ungefehr von zween Schuhen in der Län- ge macht, der dabey weit genug ſeye, daß er über das Rohr des Sehrohrs an das Ende auf der Seite des Objectivglaſes angeſchoben werden könne. Dieſes alſo verfertigte Sehrohr wird den Nachtthau in ſich ſchlucken, und verhindern, daß er nicht biß auf das Glaß komme, und alſo wird man gar bequem dabey die Beobachtungen anſtellen können.
Es iſt ſch wer bey denen Sonnen-und Mondfin ſterniſſen die verfin ſterte Zolle richtig zu beobachten. Der Ritter de Louville, ein Mittglied der Aca- demie der Wiſſenſchaften hat eine Maſchine ausgeſonnen, vermöge deren man effectuiren kann, daß das Mikrometer den Stern, den man beobachten will, im- mer folget; Dann gleichwie der Stern in einem Augenblick weichet, da in einem andern der Schatten auch fortrucket, ſo hat der Beobachter nicht ſo viel Zeit übrig, daß er die Gröſſe des annoch erleuchteten Tellers oder Scheibe
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Es iſt aber doch zu merken, daß die Mondsfinſterniſſe keiner ſo groſſen
Zurüſtung, als die Finſterniſſe der Jupiters Trabanten nöthig haben, als
welche nicht leicht und vollkommen zu beobachten ſind, wo man nicht zum
wenigſten ein Sehrohr von 12. Schuhen bey der Hand hat, da man ſon-
ſien die Mondsfinſterniſſe ohne Sehrohr ſehen kann, wann es nur die
Phaſen des Anfangs und Endes, oder der Ein-und Austritte antrift,
oder auch mit einem Sehrohr nur von einer mittelmäßigen Länge, wo-
mit dann die Ein-und Austritte der Mondsflecken beobachtet werden
können.
Der Herr Caßini, ein überaus geſchickter Aſtronome bey der köni-
glichen Academie der Wiſſenſchaften, hat Anno 1693. accurate Tabellen von
denen Bewegungen der Jupiters Trabanten heraus gegeben. Solchem-
nach kann man, wann die gefundene Zeit der Ein-und Austritte des er-
ſten Trabanten im Jupiter durch die auf die Sternwarte gerichtete Tabellen
mit denen an andern Oertern gehaltenen Beobachtungen verglichen wird,
aus dem Unterſchiede der Zeit, den Unterſchied der Längen zwiſchen der
Sternwarte und dem Ort der Beobachtung wiſſen, welches dann zu noch
mehrerer Bekräftigung und Gewißheit ſich bringen läſſet, wann eben die
Himmelsbegebenheit in einem und andern Orte beobachtet wird.
Hier ſind auch die Beobachtere wegen eines Zufalls zu erinnern, welcher
oft verhindert, daß man die Trabanten des Jupiters nicht accurat beobach-
ten könne. Man findet nemlich oſt bey hellem Wetter, daß ſich der Schein
des Jupiters und ſeiner Trabanten allgemach verlieret, alſo daß es unmög-
lich iſt, die wahre Zeit des Eintritts oder Austritts zu beſtimmen, die Urſache
dieſes Zufalls kommt von dem Objectivglaß her, das von den Tropfen des
Thaues ganz bedecket wird, welche die Strahlen des Lichts ablenken, und
dahero kommet es, daß deren gar wenige biß in das Aug gelangen.
Ein ganz gutes Mittel aber iſt wider dieſe Incommodität, daß man ein
Sehrohr von Fließpapier verfertiget, das iſt, daß man 2. biß 3. Bögen über-
einander wickelt, und ein Sehrohr, ungefehr von zween Schuhen in der Län-
ge macht, der dabey weit genug ſeye, daß er über das Rohr des Sehrohrs
an das Ende auf der Seite des Objectivglaſes angeſchoben werden könne.
Dieſes alſo verfertigte Sehrohr wird den Nachtthau in ſich ſchlucken, und
verhindern, daß er nicht biß auf das Glaß komme, und alſo wird man gar
bequem dabey die Beobachtungen anſtellen können.
Es iſt ſch wer bey denen Sonnen-und Mondfin ſterniſſen die verfin ſterte
Zolle richtig zu beobachten. Der Ritter de Louville, ein Mittglied der Aca-
demie der Wiſſenſchaften hat eine Maſchine ausgeſonnen, vermöge deren man
effectuiren kann, daß das Mikrometer den Stern, den man beobachten will, im-
mer folget; Dann gleichwie der Stern in einem Augenblick weichet, da in
einem andern der Schatten auch fortrucket, ſo hat der Beobachter nicht ſo
viel Zeit übrig, daß er die Gröſſe des annoch erleuchteten Tellers oder Scheibe
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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/298>, abgerufen am 23.11.2024.
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