Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

worden, so wird die Differenz seyn 4. Minuten, 45. Secunden oder 285.
Secunden, welche Zahl mit 59. dividiret, den Quotienten 4 . das ist, 4.
Stund, 4. Minuten geben wird, die man zu dem Mittag addiren muß,
wann anderst die Sonne in der Frühlingsnachtgleiche ist, und solglich wird
sich die Nachtgleiche um 4. Uhr 48. Minuten Nachmittag ereignen. Wenn
aber die Sonne in der Herbstnachtgleiche märe, würde besagte Nachtgleiche
4. Stund, 48. Minuten Vormittag, das ist, um 7. Uhr, 12. Minuten zu
früh sich einfinden.

Was die Sonnenstillstande anlanget so giebet es allda vielmehr Schwie-
rigkeit solche zu bestimmen, als bey denen Rachtgleichen, dann es ist da nicht
nur eine Beobachtung genug, weilen innerhalb diesen Zeiten fast gar keine
Differenz zwischen den Mittagshöhen von einem Tagzu dem andern verspüh-
ret wird. Man muß derowegen sehr accurat die Mittagshöhe der Son-
ne 12. oder 15. Tag vor dem Sonnenstieftande nehmen, und dann in so vieler
Zeit heruach sich bemühen, beynahe eben dieselbe Mittagshöhe der Sonne wie-
der zu finden, damit man aus denen propertionirten Theilen in der Verände-
rung der mittagigen Sonnenhöhe, vollkommen die Zeit, da sich die Sonne
in gleicher Hohe vor und nach dem Sonnenstill stande befunden, indeme sie in
eben dem Parallel mit dem Aequator ist, determiniren könne.

Wann man nun die verslossene Zeit zwischen einem und dem andern
Stand der Sonne ersahren, muß man davon das Mittel nehmen, und in
denen Tabellen den wahren Ort der Sonne, der zu diesen dreyen Zeiten
erfordert wird, suchen; hernach muß man das Mittel von der Differenz der
äussersten Derter der Sonne zu dem kleinern addiren, damit man daraus
einen mittlern Ort in Vergleichung der zween äussersten machen könne.
Wann nun der mittlere Ort, der nach dem Calculo gefunden worden,
nicht mit dem durch besagte Vergleichung gefundenen mittlern Ort überein
kommet, muß man die Differenz davon nehmen, und zu der mittlern Zeit
die Zeit, welche mit dieser Differenz überein trist, addiren, wann anderst
die aus der Berechnung gefundene mittlere Zeit kleiner ist, im Gegen-
theil aber, so es grösser ist, subtrahiren, damit man die Zeit des Sonnen-
stillstands überkommen möge.

Exempel.

Den 16ten Tag des Monats Junii ist die scheinbare Mittagshöhe
der Sonne auf dem Königlichen. Observatorio 64. Grad, 27. Minuten,
25. Secunden groß besunden worden, und den dritten Iulii hat sich hernach
besagte scheinbare Mitagshöhe der Sonne 64. Grad, 28. Minuten, 15.
Secunden gezeiget, woraus man nach der Differenz der Declination in die-
ser Zeit weiß, daß die Sonne zu dem Parallel der ersten Observation den

worden, ſo wird die Differenz ſeyn 4. Minuten, 45. Secunden oder 285.
Secunden, welche Zahl mit 59. dividiret, den Quotienten 4 . das iſt, 4.
Stund, 4. Minuten geben wird, die man zu dem Mittag addiren muß,
wann anderſt die Sonne in der Frühlingsnachtgleiche iſt, und ſolglich wird
ſich die Nachtgleiche um 4. Uhr 48. Minuten Nachmittag ereignen. Wenn
aber die Sonne in der Herbſtnachtgleiche märe, würde beſagte Nachtgleiche
4. Stund, 48. Minuten Vormittag, das iſt, um 7. Uhr, 12. Minuten zu
früh ſich einfinden.

Was die Sonnenſtillſtande anlanget ſo giebet es allda vielmehr Schwie-
rigkeit ſolche zu beſtimmen, als bey denen Rachtgleichen, dann es iſt da nicht
nur eine Beobachtung genug, weilen innerhalb dieſen Zeiten faſt gar keine
Differenz zwiſchen den Mittagshöhen von einem Tagzu dem andern verſpüh-
ret wird. Man muß derowegen ſehr accurat die Mittagshöhe der Son-
ne 12. oder 15. Tag vor dem Sonnenſtieftande nehmen, und dann in ſo vieler
Zeit heruach ſich bemühen, beynahe eben dieſelbe Mittagshöhe der Sonne wie-
der zu finden, damit man aus denen propertionirten Theilen in der Verände-
rung der mittagigen Sonnenhöhe, vollkommen die Zeit, da ſich die Sonne
in gleicher Hohe vor und nach dem Sonnenſtill ſtande befunden, indeme ſie in
eben dem Parallel mit dem Aequator iſt, determiniren könne.

Wann man nun die verſloſſene Zeit zwiſchen einem und dem andern
Stand der Sonne erſahren, muß man davon das Mittel nehmen, und in
denen Tabellen den wahren Ort der Sonne, der zu dieſen dreyen Zeiten
erfordert wird, ſuchen; hernach muß man das Mittel von der Differenz der
äuſſerſten Derter der Sonne zu dem kleinern addiren, damit man daraus
einen mittlern Ort in Vergleichung der zween äuſſerſten machen könne.
Wann nun der mittlere Ort, der nach dem Calculo gefunden worden,
nicht mit dem durch beſagte Vergleichung gefundenen mittlern Ort überein
kommet, muß man die Differenz davon nehmen, und zu der mittlern Zeit
die Zeit, welche mit dieſer Differenz überein triſt, addiren, wann anderſt
die aus der Berechnung gefundene mittlere Zeit kleiner iſt, im Gegen-
theil aber, ſo es gröſſer iſt, ſubtrahiren, damit man die Zeit des Sonnen-
ſtillſtands überkommen möge.

Exempel.

Den 16ten Tag des Monats Junii iſt die ſcheinbare Mittagshöhe
der Sonne auf dem Königlichen. Obſervatorio 64. Grad, 27. Minuten,
25. Secunden groß beſunden worden, und den dritten Iulii hat ſich hernach
beſagte ſcheinbare Mitagshöhe der Sonne 64. Grad, 28. Minuten, 15.
Secunden gezeiget, woraus man nach der Differenz der Declination in die-
ſer Zeit weiß, daß die Sonne zu dem Parallel der erſten Obſervation den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0286" n="264"/>
worden, &#x017F;o wird die Differenz &#x017F;eyn 4. Minuten, 45. Secunden oder                                 285.<lb/>
Secunden, welche Zahl mit 59. dividiret, den Quotienten 4                                 <formula notation="TeX">\frac {42}{59}</formula>. das i&#x017F;t, 4.<lb/>
Stund, 4. Minuten geben wird, die man zu                                 dem Mittag addiren muß,<lb/>
wann ander&#x017F;t die Sonne in der                                 Frühlingsnachtgleiche i&#x017F;t, und &#x017F;olglich wird<lb/>
&#x017F;ich die                                 Nachtgleiche um 4. Uhr 48. Minuten Nachmittag ereignen. Wenn<lb/>
aber die Sonne in der Herb&#x017F;tnachtgleiche märe, würde be&#x017F;agte                                 Nachtgleiche<lb/>
4. Stund, 48. Minuten Vormittag, das i&#x017F;t, um 7.                                 Uhr, 12. Minuten zu<lb/>
früh &#x017F;ich einfinden. </p>
            <p>Was die Sonnen&#x017F;till&#x017F;tande anlanget &#x017F;o giebet es allda vielmehr                                 Schwie-<lb/>
rigkeit &#x017F;olche zu be&#x017F;timmen, als bey denen                                 Rachtgleichen, dann es i&#x017F;t da nicht<lb/>
nur eine Beobachtung genug,                                 weilen innerhalb die&#x017F;en Zeiten fa&#x017F;t gar keine<lb/>
Differenz                                 zwi&#x017F;chen den Mittagshöhen von einem Tagzu dem andern                                 ver&#x017F;püh-<lb/>
ret wird. Man muß derowegen &#x017F;ehr accurat die                                 Mittagshöhe der Son-<lb/>
ne 12. oder 15. Tag vor dem                                 Sonnen&#x017F;tieftande nehmen, und dann in &#x017F;o vieler<lb/>
Zeit heruach                                 &#x017F;ich bemühen, beynahe eben die&#x017F;elbe Mittagshöhe der Sonne                                 wie-<lb/>
der zu finden, damit man aus denen propertionirten Theilen                                 in der Verände-<lb/>
rung der mittagigen Sonnenhöhe, vollkommen die                                 Zeit, da &#x017F;ich die Sonne<lb/>
in gleicher Hohe vor und nach dem                                 Sonnen&#x017F;till &#x017F;tande befunden, indeme &#x017F;ie in<lb/>
eben dem Parallel                                 mit dem Aequator i&#x017F;t, determiniren könne. </p>
            <p>Wann man nun die ver&#x017F;lo&#x017F;&#x017F;ene Zeit zwi&#x017F;chen einem und dem andern<lb/>
Stand der Sonne er&#x017F;ahren, muß man davon das Mittel nehmen, und                                 in<lb/>
denen Tabellen den wahren Ort der Sonne, der zu die&#x017F;en                                 dreyen Zeiten<lb/>
erfordert wird, &#x017F;uchen; hernach muß man das                                 Mittel von der Differenz der<lb/>
äu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Derter der Sonne zu dem                                 kleinern addiren, damit man daraus<lb/>
einen mittlern Ort in                                 Vergleichung der zween äu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten machen könne.<lb/>
Wann nun der                                 mittlere Ort, der nach dem Calculo gefunden worden,<lb/>
nicht mit                                 dem durch be&#x017F;agte Vergleichung gefundenen mittlern Ort überein<lb/>
kommet, muß man die Differenz davon nehmen, und zu der mittlern                                 Zeit<lb/>
die Zeit, welche mit die&#x017F;er Differenz überein tri&#x017F;t,                                 addiren, wann ander&#x017F;t<lb/>
die aus der Berechnung gefundene mittlere                                 Zeit kleiner i&#x017F;t, im Gegen-<lb/>
theil aber, &#x017F;o es grö&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t,                                 &#x017F;ubtrahiren, damit man die Zeit des Sonnen-<lb/>
&#x017F;till&#x017F;tands                                 überkommen möge. </p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Exempel.</head><lb/>
            <p>Den 16ten Tag des Monats Junii i&#x017F;t die &#x017F;cheinbare Mittagshöhe<lb/>
der Sonne auf dem Königlichen. Ob&#x017F;ervatorio 64. Grad, 27.                                 Minuten,<lb/>
25. Secunden groß be&#x017F;unden worden, und den dritten                                 Iulii hat &#x017F;ich hernach<lb/>
be&#x017F;agte &#x017F;cheinbare Mitagshöhe der Sonne                                 64. Grad, 28. Minuten, 15.<lb/>
Secunden gezeiget, woraus man nach                                 der Differenz der Declination in die-<lb/>
&#x017F;er Zeit weiß, daß die                                 Sonne zu dem Parallel der er&#x017F;ten Ob&#x017F;ervation den
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0286] worden, ſo wird die Differenz ſeyn 4. Minuten, 45. Secunden oder 285. Secunden, welche Zahl mit 59. dividiret, den Quotienten 4 [FORMEL]. das iſt, 4. Stund, 4. Minuten geben wird, die man zu dem Mittag addiren muß, wann anderſt die Sonne in der Frühlingsnachtgleiche iſt, und ſolglich wird ſich die Nachtgleiche um 4. Uhr 48. Minuten Nachmittag ereignen. Wenn aber die Sonne in der Herbſtnachtgleiche märe, würde beſagte Nachtgleiche 4. Stund, 48. Minuten Vormittag, das iſt, um 7. Uhr, 12. Minuten zu früh ſich einfinden. Was die Sonnenſtillſtande anlanget ſo giebet es allda vielmehr Schwie- rigkeit ſolche zu beſtimmen, als bey denen Rachtgleichen, dann es iſt da nicht nur eine Beobachtung genug, weilen innerhalb dieſen Zeiten faſt gar keine Differenz zwiſchen den Mittagshöhen von einem Tagzu dem andern verſpüh- ret wird. Man muß derowegen ſehr accurat die Mittagshöhe der Son- ne 12. oder 15. Tag vor dem Sonnenſtieftande nehmen, und dann in ſo vieler Zeit heruach ſich bemühen, beynahe eben dieſelbe Mittagshöhe der Sonne wie- der zu finden, damit man aus denen propertionirten Theilen in der Verände- rung der mittagigen Sonnenhöhe, vollkommen die Zeit, da ſich die Sonne in gleicher Hohe vor und nach dem Sonnenſtill ſtande befunden, indeme ſie in eben dem Parallel mit dem Aequator iſt, determiniren könne. Wann man nun die verſloſſene Zeit zwiſchen einem und dem andern Stand der Sonne erſahren, muß man davon das Mittel nehmen, und in denen Tabellen den wahren Ort der Sonne, der zu dieſen dreyen Zeiten erfordert wird, ſuchen; hernach muß man das Mittel von der Differenz der äuſſerſten Derter der Sonne zu dem kleinern addiren, damit man daraus einen mittlern Ort in Vergleichung der zween äuſſerſten machen könne. Wann nun der mittlere Ort, der nach dem Calculo gefunden worden, nicht mit dem durch beſagte Vergleichung gefundenen mittlern Ort überein kommet, muß man die Differenz davon nehmen, und zu der mittlern Zeit die Zeit, welche mit dieſer Differenz überein triſt, addiren, wann anderſt die aus der Berechnung gefundene mittlere Zeit kleiner iſt, im Gegen- theil aber, ſo es gröſſer iſt, ſubtrahiren, damit man die Zeit des Sonnen- ſtillſtands überkommen möge. Exempel. Den 16ten Tag des Monats Junii iſt die ſcheinbare Mittagshöhe der Sonne auf dem Königlichen. Obſervatorio 64. Grad, 27. Minuten, 25. Secunden groß beſunden worden, und den dritten Iulii hat ſich hernach beſagte ſcheinbare Mitagshöhe der Sonne 64. Grad, 28. Minuten, 15. Secunden gezeiget, woraus man nach der Differenz der Declination in die- ſer Zeit weiß, daß die Sonne zu dem Parallel der erſten Obſervation den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/286
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/286>, abgerufen am 23.11.2024.