Bey allen Operationen, die mit der Boussole verrichtet werden, muß man gute Vorsorg tragen, daß alles Eisen weitweg gethan werde, und keines davon irgendwo verborgen seye, dann das Eisen verändert ganz und gar die Direction der gestrichenen Nadel.
Man supponiret, daß der spitzige Stift, auf welchem das Hütlein der Nadel stehet, im Centro eines in 360. oder in vier mal 90. Grade ge- theilten Zirkels seye, dessen erster Grad just an der Linie, die von Mitternacht gegen Mittag lauffet, sich befindet, und daß der Compaß viereckigt seye, wie selbiger hier vorgestellet worden.
Man setzet nach der Länge der Mauer die Seiten des Compasses, wo das Zeichen von Mitternacht stehet, an, so wird die Zahl der Grade, wo die gestrichene Nadel innen stehen wird, die Abweichung der Mauer, und auf wel- cher Seite sich solche ereignet, andeuten. Wann zum Exempel die Spitze der Nadel, die Mitternacht anzeiget, gegen die Mauer stehet, so ist es ein Zei- chen, daß solche zu Mittag von der Sonne könne erleuchtet werden, und so sich die Nadel bey dem 20ten Grad, von Mitternacht gegen Morgen zuge- rechnet, befindet, so ist die Abweichung auch um so viel Grad von Mittag ge- gen Morgen; wann aber sich selbige bey dem 30ten Grad von Mitternacht gegen Abend zugerechnet, stellet, ist die Abweichung auch um so viel Grad von Mittag gegen Abend.
Weilen aber vorjetzo die gestrichene Nadel zu Paris ungefehr bey 13. Grad von Norden gegen Westen abweichet, muß man, um diesen Fehler zu corrigiren, selbige zu der Zahl der Grade, die von der Nadel angedeutet worden, wann die Abweichung einer Fläche gegen Morgen gehet, addiren, im Gegentheil aber solche, wann die Abweichung gegen Abend geschiehet, subtrahiren.
Weil wir nur, zum Exempel, vorhin supponiret haben, daß die Na- del bey dem 30ten Grad gegen Morgen innenstehe, so wivd die Abweichung der Mauer um 48. Grad von Mittag gegen Morgen seyn; wann aber die Na- del bey dem 30ten Grad gegen Abend still stehet, wird die Abweichung der Mauer um 17. Grad von Mittag gegen Abend sich befinden.
Wann die Gpitze der gestrichenen Nadel, die den Mittag andeutet, ge- gen der Mauer zu stehet, ist es ein Zeichen, daß der Mittag auf der andern Seite der Mauer seye, und daß folglich die Seite, deren Abweichung man finden will, zu Mittag nicht könne von der Sonne erleuchet werden; Sol- chemnach wird die Abweichung von Mitternacht entweder gegen Morgen oder gegen Abend, nachdeme die Mauer gegen einen oder den andern von diesen Theilen der Welt mag gewendet seyn. gehen, von allen diesem soll, wann wir von denen Sonnenuhren handeln werden, eine weitläuftigere Erklä- rung folgen.
Bey allen Operationen, die mit der Bouſſole verrichtet werden, muß man gute Vorſorg tragen, daß alles Eiſen weitweg gethan werde, und keines davon irgendwo verborgen ſeye, dann das Eiſen verändert ganz und gar die Direction der geſtrichenen Nadel.
Man ſupponiret, daß der ſpitzige Stift, auf welchem das Hütlein der Nadel ſtehet, im Centro eines in 360. oder in vier mal 90. Grade ge- theilten Zirkels ſeye, deſſen erſter Grad juſt an der Linie, die von Mitternacht gegen Mittag lauffet, ſich befindet, und daß der Compaß viereckigt ſeye, wie ſelbiger hier vorgeſtellet worden.
Man ſetzet nach der Länge der Mauer die Seiten des Compaſſes, wo das Zeichen von Mitternacht ſtehet, an, ſo wird die Zahl der Grade, wo die geſtrichene Nadel innen ſtehen wird, die Abweichung der Mauer, und auf wel- cher Seite ſich ſolche ereignet, andeuten. Wann zum Exempel die Spitze der Nadel, die Mitternacht anzeiget, gegen die Mauer ſtehet, ſo iſt es ein Zei- chen, daß ſolche zu Mittag von der Sonne könne erleuchtet werden, und ſo ſich die Nadel bey dem 20ten Grad, von Mitternacht gegen Morgen zuge- rechnet, befindet, ſo iſt die Abweichung auch um ſo viel Grad von Mittag ge- gen Morgen; wann aber ſich ſelbige bey dem 30ten Grad von Mitternacht gegen Abend zugerechnet, ſtellet, iſt die Abweichung auch um ſo viel Grad von Mittag gegen Abend.
Weilen aber vorjetzo die geſtrichene Nadel zu Paris ungefehr bey 13. Grad von Norden gegen Weſten abweichet, muß man, um dieſen Fehler zu corrigiren, ſelbige zu der Zahl der Grade, die von der Nadel angedeutet worden, wann die Abweichung einer Fläche gegen Morgen gehet, addiren, im Gegentheil aber ſolche, wann die Abweichung gegen Abend geſchiehet, ſubtrahiren.
Weil wir nur, zum Exempel, vorhin ſupponiret haben, daß die Na- del bey dem 30ten Grad gegen Morgen innenſtehe, ſo wivd die Abweichung der Mauer um 48. Grad von Mittag gegen Morgen ſeyn; wann aber die Na- del bey dem 30ten Grad gegen Abend ſtill ſtehet, wird die Abweichung der Mauer um 17. Grad von Mittag gegen Abend ſich befinden.
Wann die Gpitze der geſtrichenen Nadel, die den Mittag andeutet, ge- gen der Mauer zu ſtehet, iſt es ein Zeichen, daß der Mittag auf der andern Seite der Mauer ſeye, und daß folglich die Seite, deren Abweichung man finden will, zu Mittag nicht könne von der Sonne erleuchet werden; Sol- chemnach wird die Abweichung von Mitternacht entweder gegen Morgen oder gegen Abend, nachdeme die Mauer gegen einen oder den andern von dieſen Theilen der Welt mag gewendet ſeyn. gehen, von allen dieſem ſoll, wann wir von denen Sonnenuhren handeln werden, eine weitläuftigere Erklä- rung folgen.
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[181/0203]
Bey allen Operationen, die mit der Bouſſole verrichtet werden, muß
man gute Vorſorg tragen, daß alles Eiſen weitweg gethan werde, und keines
davon irgendwo verborgen ſeye, dann das Eiſen verändert ganz und gar die
Direction der geſtrichenen Nadel.
Man ſupponiret, daß der ſpitzige Stift, auf welchem das Hütlein
der Nadel ſtehet, im Centro eines in 360. oder in vier mal 90. Grade ge-
theilten Zirkels ſeye, deſſen erſter Grad juſt an der Linie, die von Mitternacht
gegen Mittag lauffet, ſich befindet, und daß der Compaß viereckigt ſeye, wie
ſelbiger hier vorgeſtellet worden.
Man ſetzet nach der Länge der Mauer die Seiten des Compaſſes, wo
das Zeichen von Mitternacht ſtehet, an, ſo wird die Zahl der Grade, wo die
geſtrichene Nadel innen ſtehen wird, die Abweichung der Mauer, und auf wel-
cher Seite ſich ſolche ereignet, andeuten. Wann zum Exempel die Spitze
der Nadel, die Mitternacht anzeiget, gegen die Mauer ſtehet, ſo iſt es ein Zei-
chen, daß ſolche zu Mittag von der Sonne könne erleuchtet werden, und ſo
ſich die Nadel bey dem 20ten Grad, von Mitternacht gegen Morgen zuge-
rechnet, befindet, ſo iſt die Abweichung auch um ſo viel Grad von Mittag ge-
gen Morgen; wann aber ſich ſelbige bey dem 30ten Grad von Mitternacht
gegen Abend zugerechnet, ſtellet, iſt die Abweichung auch um ſo viel Grad von
Mittag gegen Abend.
Weilen aber vorjetzo die geſtrichene Nadel zu Paris ungefehr bey 13.
Grad von Norden gegen Weſten abweichet, muß man, um dieſen Fehler
zu corrigiren, ſelbige zu der Zahl der Grade, die von der Nadel angedeutet
worden, wann die Abweichung einer Fläche gegen Morgen gehet, addiren,
im Gegentheil aber ſolche, wann die Abweichung gegen Abend geſchiehet,
ſubtrahiren.
Weil wir nur, zum Exempel, vorhin ſupponiret haben, daß die Na-
del bey dem 30ten Grad gegen Morgen innenſtehe, ſo wivd die Abweichung
der Mauer um 48. Grad von Mittag gegen Morgen ſeyn; wann aber die Na-
del bey dem 30ten Grad gegen Abend ſtill ſtehet, wird die Abweichung der
Mauer um 17. Grad von Mittag gegen Abend ſich befinden.
Wann die Gpitze der geſtrichenen Nadel, die den Mittag andeutet, ge-
gen der Mauer zu ſtehet, iſt es ein Zeichen, daß der Mittag auf der andern
Seite der Mauer ſeye, und daß folglich die Seite, deren Abweichung man
finden will, zu Mittag nicht könne von der Sonne erleuchet werden; Sol-
chemnach wird die Abweichung von Mitternacht entweder gegen Morgen
oder gegen Abend, nachdeme die Mauer gegen einen oder den andern von
dieſen Theilen der Welt mag gewendet ſeyn. gehen, von allen dieſem ſoll, wann
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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/203>, abgerufen am 04.12.2024.
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