Eine ganze Landschaft in Grund zu legen, und in eine Charte zu bringen.
Man suche sich erstlich zween erhabene Oerter aus, aus welchen man auf eine grosse Weite das Land übersehen kann, es seye auch ein Ort von dem andern weit genug entfernet, damit solche Weite zu einer gemeinen Grund- linie für allerhand Triangel dienen könne, um eine Charte davon machen zu können, es werden auch würklich mit der Kette die Weiten dieser zween Oerter gemessen.
Wann diese zwo Höhen A und B von einander 200. Toisen oder Ru- then weit supponiret worden, stellet man die Fläche des Halbzirkels mit sei- nem Statio in dem Punc A horizontal, dergestalten, daß man durch die un- bewegliche Absehen des Diameters, oder durch das Perspectiv das Punct B sehen könne; wann nun das Instrument in solcher Stelle vest stehen bleibet, verschiebet man die bewegliche Regel, um nach einander die Thürne, Kirch- thürne, Windmühlen, Bäume und andere merkwürdige Oerter, die man in die Charte bringen will, zu sehen, examiniret was vor Winkel selbige mit der gemeinen Basi machen, und verzeichnet solche auch gleich in dem Ent- wurf mit Beysetzung des eigentlichen Namens von einem jeden Ort, auf wel- che man durch die Absehen oder durch das Perspectiv abgezielet. Zum Ex- empel: der Winkel B A I macht 14. Grad B A G 47°., B A H 53°., B A P 68°., B A E 83°., B A D 107°., und endlich der Winkel B A C 130. Grad; Wann nun solches geschehen, und die Winkel in dem Entwurf samt der Weite A B der zween Stände, die wir 200. Toisen oder Ruthen groß supponiret haben, aufgezeichnet worden, stellet man den Halbzirkel in das Punct B, um allda aus dem andern Stand zu messen.
Wann das Instrument also gestellet worden, daß sein Diameter mit der Linie A B überein trist, so verwendet man die bewegliche Regel, und beob- achtet die Winkel, welche eben die Objecte machen, die aus dem Puncte A gesehen worden; als zum Exempel; der Winkel A B C macht 20°. A B F 37°., ABD, 44°., A B E, 56°., A B G 83°., A B H 96°., und der Win- kel A B I 133°. die man in dem Entwurf, gleichwie man bey denen anderr gethan, andeuten muß.
Wann ein Object aus dem Puncte A ist gesehen worden, und man sol- ches aus dem Punct B nicht sehen kann, so muß die Grundlinie verändert, und ein anderes Punct erwählet werden, aus welchem man solches sehen kön- ne, dann es ist allerdings nothwendig, daß ein Object aus zweyen verschiedenen Oertern gesehen werde, weilen man sonsten seine Stelle nicht
Vierter Nutz.
Eine ganze Landſchaft in Grund zu legen, und in eine Charte zu bringen.
Man ſuche ſich erſtlich zween erhabene Oerter aus, aus welchen man auf eine groſſe Weite das Land überſehen kann, es ſeye auch ein Ort von dem andern weit genug entfernet, damit ſolche Weite zu einer gemeinen Grund- linie für allerhand Triangel dienen könne, um eine Charte davon machen zu können, es werden auch würklich mit der Kette die Weiten dieſer zween Oerter gemeſſen.
Wann dieſe zwo Höhen A und B von einander 200. Toiſen oder Ru- then weit ſupponiret worden, ſtellet man die Fläche des Halbzirkels mit ſei- nem Statio in dem Punc A horizontal, dergeſtalten, daß man durch die un- bewegliche Abſehen des Diameters, oder durch das Perſpectiv das Punct B ſehen könne; wann nun das Inſtrument in ſolcher Stelle veſt ſtehen bleibet, verſchiebet man die bewegliche Regel, um nach einander die Thürne, Kirch- thürne, Windmühlen, Bäume und andere merkwürdige Oerter, die man in die Charte bringen will, zu ſehen, examiniret was vor Winkel ſelbige mit der gemeinen Baſi machen, und verzeichnet ſolche auch gleich in dem Ent- wurf mit Beyſetzung des eigentlichen Namens von einem jeden Ort, auf wel- che man durch die Abſehen oder durch das Perſpectiv abgezielet. Zum Ex- empel: der Winkel B A I macht 14. Grad B A G 47°., B A H 53°., B A P 68°., B A E 83°., B A D 107°., und endlich der Winkel B A C 130. Grad; Wann nun ſolches geſchehen, und die Winkel in dem Entwurf ſamt der Weite A B der zween Stände, die wir 200. Toiſen oder Ruthen groß ſupponiret haben, aufgezeichnet worden, ſtellet man den Halbzirkel in das Punct B, um allda aus dem andern Stand zu meſſen.
Wann das Inſtrument alſo geſtellet worden, daß ſein Diameter mit der Linie A B überein triſt, ſo verwendet man die bewegliche Regel, und beob- achtet die Winkel, welche eben die Objecte machen, die aus dem Puncte A geſehen worden; als zum Exempel; der Winkel A B C macht 20°. A B F 37°., ABD, 44°., A B E, 56°., A B G 83°., A B H 96°., und der Win- kel A B I 133°. die man in dem Entwurf, gleichwie man bey denen anderr gethan, andeuten muß.
Wann ein Object aus dem Puncte A iſt geſehen worden, und man ſol- ches aus dem Punct B nicht ſehen kann, ſo muß die Grundlinie verändert, und ein anderes Punct erwählet werden, aus welchem man ſolches ſehen kön- ne, dann es iſt allerdings nothwendig, daß ein Object aus zweyen verſchiedenen Oertern geſehen werde, weilen man ſonſten ſeine Stelle nicht
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Vierter Nutz.
Eine ganze Landſchaft in Grund zu legen, und in eine
Charte zu bringen.
Man ſuche ſich erſtlich zween erhabene Oerter aus, aus welchen man
auf eine groſſe Weite das Land überſehen kann, es ſeye auch ein Ort von dem
andern weit genug entfernet, damit ſolche Weite zu einer gemeinen Grund-
linie für allerhand Triangel dienen könne, um eine Charte davon machen zu
können, es werden auch würklich mit der Kette die Weiten dieſer zween
Oerter gemeſſen.
Wann dieſe zwo Höhen A und B von einander 200. Toiſen oder Ru-
then weit ſupponiret worden, ſtellet man die Fläche des Halbzirkels mit ſei-
nem Statio in dem Punc A horizontal, dergeſtalten, daß man durch die un-
bewegliche Abſehen des Diameters, oder durch das Perſpectiv das Punct B
ſehen könne; wann nun das Inſtrument in ſolcher Stelle veſt ſtehen bleibet,
verſchiebet man die bewegliche Regel, um nach einander die Thürne, Kirch-
thürne, Windmühlen, Bäume und andere merkwürdige Oerter, die man
in die Charte bringen will, zu ſehen, examiniret was vor Winkel ſelbige mit
der gemeinen Baſi machen, und verzeichnet ſolche auch gleich in dem Ent-
wurf mit Beyſetzung des eigentlichen Namens von einem jeden Ort, auf wel-
che man durch die Abſehen oder durch das Perſpectiv abgezielet. Zum Ex-
empel: der Winkel B A I macht 14. Grad B A G 47°., B A H 53°., B A P 68°.,
B A E 83°., B A D 107°., und endlich der Winkel B A C 130. Grad; Wann
nun ſolches geſchehen, und die Winkel in dem Entwurf ſamt der Weite A B
der zween Stände, die wir 200. Toiſen oder Ruthen groß ſupponiret haben,
aufgezeichnet worden, ſtellet man den Halbzirkel in das Punct B, um allda
aus dem andern Stand zu meſſen.
Wann das Inſtrument alſo geſtellet worden, daß ſein Diameter mit
der Linie A B überein triſt, ſo verwendet man die bewegliche Regel, und beob-
achtet die Winkel, welche eben die Objecte machen, die aus dem Puncte
A geſehen worden; als zum Exempel; der Winkel A B C macht 20°.
A B F 37°., ABD, 44°., A B E, 56°., A B G 83°., A B H 96°., und der Win-
kel A B I 133°. die man in dem Entwurf, gleichwie man bey denen anderr
gethan, andeuten muß.
Wann ein Object aus dem Puncte A iſt geſehen worden, und man ſol-
ches aus dem Punct B nicht ſehen kann, ſo muß die Grundlinie verändert, und
ein anderes Punct erwählet werden, aus welchem man ſolches ſehen kön-
ne, dann es iſt allerdings nothwendig, daß ein Object aus zweyen
verſchiedenen Oertern geſehen werde, weilen man ſonſten ſeine Stelle nicht
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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/199>, abgerufen am 13.11.2024.
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