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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
den Augenblicken der Klarheit, wenn der Alkohol
versagt, sehr unglücklich dabei sein.

Deshalb gab ich mir Mühe, seiner habhaft zu
werden. Aber es gelang mir lange Zeit nicht. So
lange er Geld hatte, wohnte er, wenn er in Berlin
war, bald in diesem, bald in jenem Hotel, und
häufig war er offenbar von Berlin abwesend, viel¬
leicht an den Orten, wo die eine oder andere seiner
Favoritinnen gerade ein Engagement an einem
Tingeltangel hatte. Jetzt aber haben ihn die Fa¬
voritinnen ganz ausgezogen, und -- er hat selber
ein Engagement an einem Tingeltangel hier.

Ich erfuhr, daß er in einem der kleinen Chantants
draußen in Berlin N., wo die Chausseestraße an¬
fängt, als Komiker auftrete, und ich beschloß sofort
den nächsten Abend zu einem Besuche in diesem
Lokal, das sich Zum Nordlicht nennt, zu be¬
nutzen.

Das Milieu brauche ich euch nicht zu schildern;
ihr kennt es aus eigener Erfahrung und aus den
Novellen der ersten Periode unsres deutschen
Naturalismus. Ich muß sagen: Mit einer wahren
Angst sah ich dem Auftreten Stilpes auf dieser
Bühne entgegen, auf der sich im Übrigen nur
Chansonetten letzten Ranges produzierten. Au,

Stilpe.
den Augenblicken der Klarheit, wenn der Alkohol
verſagt, ſehr unglücklich dabei ſein.

Deshalb gab ich mir Mühe, ſeiner habhaft zu
werden. Aber es gelang mir lange Zeit nicht. So
lange er Geld hatte, wohnte er, wenn er in Berlin
war, bald in dieſem, bald in jenem Hôtel, und
häufig war er offenbar von Berlin abweſend, viel¬
leicht an den Orten, wo die eine oder andere ſeiner
Favoritinnen gerade ein Engagement an einem
Tingeltangel hatte. Jetzt aber haben ihn die Fa¬
voritinnen ganz ausgezogen, und — er hat ſelber
ein Engagement an einem Tingeltangel hier.

Ich erfuhr, daß er in einem der kleinen Chantants
draußen in Berlin N., wo die Chauſſeeſtraße an¬
fängt, als Komiker auftrete, und ich beſchloß ſofort
den nächſten Abend zu einem Beſuche in dieſem
Lokal, das ſich Zum Nordlicht nennt, zu be¬
nutzen.

Das Milieu brauche ich euch nicht zu ſchildern;
ihr kennt es aus eigener Erfahrung und aus den
Novellen der erſten Periode unſres deutſchen
Naturalismus. Ich muß ſagen: Mit einer wahren
Angſt ſah ich dem Auftreten Stilpes auf dieſer
Bühne entgegen, auf der ſich im Übrigen nur
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[390/0404] Stilpe. den Augenblicken der Klarheit, wenn der Alkohol verſagt, ſehr unglücklich dabei ſein. Deshalb gab ich mir Mühe, ſeiner habhaft zu werden. Aber es gelang mir lange Zeit nicht. So lange er Geld hatte, wohnte er, wenn er in Berlin war, bald in dieſem, bald in jenem Hôtel, und häufig war er offenbar von Berlin abweſend, viel¬ leicht an den Orten, wo die eine oder andere ſeiner Favoritinnen gerade ein Engagement an einem Tingeltangel hatte. Jetzt aber haben ihn die Fa¬ voritinnen ganz ausgezogen, und — er hat ſelber ein Engagement an einem Tingeltangel hier. Ich erfuhr, daß er in einem der kleinen Chantants draußen in Berlin N., wo die Chauſſeeſtraße an¬ fängt, als Komiker auftrete, und ich beſchloß ſofort den nächſten Abend zu einem Beſuche in dieſem Lokal, das ſich Zum Nordlicht nennt, zu be¬ nutzen. Das Milieu brauche ich euch nicht zu ſchildern; ihr kennt es aus eigener Erfahrung und aus den Novellen der erſten Periode unſres deutſchen Naturalismus. Ich muß ſagen: Mit einer wahren Angſt ſah ich dem Auftreten Stilpes auf dieſer Bühne entgegen, auf der ſich im Übrigen nur Chanſonetten letzten Ranges produzierten. Au,

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/404>, abgerufen am 25.11.2024.