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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
dieses Variete-Mannes gewesen sei. Der Um¬
stand, daß seine damalige Geliebte, eine Ham¬
burger Chantantsängerin, die Diva des neuen
Momustheaters wurde, deutete wohl darauf hin,
aber die Stellung eines Hintermannes scheint mir
nicht im Charakter Stilpes zu liegen.

Zweifellos und leider in Stilpes Charakter sehr
ersichtlich begründet ist dagegen die Thatsache, daß
er sich nach seiner Entlassung einem völlig ver¬
rückten Lotterleben hingegeben hat. In seiner Eigen¬
schaft als "Direktor" hatte er eine unendliche
Schaar von Artisten und Artistinnen kennen gelernt,
und er umgab sich nun mit einem wahren Heer¬
bann von stellenlosen Sängerinnen und Tänzerinnen.
Es wird euch genügen, das Faktum zu vernehmen,
um euch ein Bild davon zu machen, in welchem
Stile er eine Weile gelebt hat.

Meine dichterischen Gewährsmänner machen
ihm nicht sowohl dieses Faktum, als den Umstand
zum Vorwurf, daß er jede Beziehung mit ihnen
und überhaupt mit dem, was sie Literatur und
Kunst nennen, abgebrochen habe. Sie sagen in
ihrem Stile so: "Er sumpfte wie ein Kapitalist,
der sich eine Leibgarde von Mitsumpfern aushalten
muß, weil es ihm an Geist und Größe gebricht,

Stilpe.
dieſes Variété-Mannes geweſen ſei. Der Um¬
ſtand, daß ſeine damalige Geliebte, eine Ham¬
burger Chantantſängerin, die Diva des neuen
Momustheaters wurde, deutete wohl darauf hin,
aber die Stellung eines Hintermannes ſcheint mir
nicht im Charakter Stilpes zu liegen.

Zweifellos und leider in Stilpes Charakter ſehr
erſichtlich begründet iſt dagegen die Thatſache, daß
er ſich nach ſeiner Entlaſſung einem völlig ver¬
rückten Lotterleben hingegeben hat. In ſeiner Eigen¬
ſchaft als „Direktor“ hatte er eine unendliche
Schaar von Artiſten und Artiſtinnen kennen gelernt,
und er umgab ſich nun mit einem wahren Heer¬
bann von ſtellenloſen Sängerinnen und Tänzerinnen.
Es wird euch genügen, das Faktum zu vernehmen,
um euch ein Bild davon zu machen, in welchem
Stile er eine Weile gelebt hat.

Meine dichteriſchen Gewährsmänner machen
ihm nicht ſowohl dieſes Faktum, als den Umſtand
zum Vorwurf, daß er jede Beziehung mit ihnen
und überhaupt mit dem, was ſie Literatur und
Kunſt nennen, abgebrochen habe. Sie ſagen in
ihrem Stile ſo: „Er ſumpfte wie ein Kapitaliſt,
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[388/0402] Stilpe. dieſes Variété-Mannes geweſen ſei. Der Um¬ ſtand, daß ſeine damalige Geliebte, eine Ham¬ burger Chantantſängerin, die Diva des neuen Momustheaters wurde, deutete wohl darauf hin, aber die Stellung eines Hintermannes ſcheint mir nicht im Charakter Stilpes zu liegen. Zweifellos und leider in Stilpes Charakter ſehr erſichtlich begründet iſt dagegen die Thatſache, daß er ſich nach ſeiner Entlaſſung einem völlig ver¬ rückten Lotterleben hingegeben hat. In ſeiner Eigen¬ ſchaft als „Direktor“ hatte er eine unendliche Schaar von Artiſten und Artiſtinnen kennen gelernt, und er umgab ſich nun mit einem wahren Heer¬ bann von ſtellenloſen Sängerinnen und Tänzerinnen. Es wird euch genügen, das Faktum zu vernehmen, um euch ein Bild davon zu machen, in welchem Stile er eine Weile gelebt hat. Meine dichteriſchen Gewährsmänner machen ihm nicht ſowohl dieſes Faktum, als den Umſtand zum Vorwurf, daß er jede Beziehung mit ihnen und überhaupt mit dem, was ſie Literatur und Kunſt nennen, abgebrochen habe. Sie ſagen in ihrem Stile ſo: „Er ſumpfte wie ein Kapitaliſt, der ſich eine Leibgarde von Mitſumpfern aushalten muß, weil es ihm an Geiſt und Größe gebricht,

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/402>, abgerufen am 22.11.2024.