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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
klärte mit "der ganzen Entrüstung lackierter Elite¬
menschen", daß sie von Literatur und Kunst im
Momus nicht mehr zu finden vermöchten, als im
"Malepartus." Das sei nun freilich zuviel gesagt,
meinten meine "Dichter", und sie führten zum Beweis
der "Nüance von reeller Litteratur im Momus"
jeder eine Programmnummer an, die den Citierenden
zum Verfasser hatte. Ich muß gestehen, daß schon die
Titel dieser Programmnummern mich in Staunen
versetzten, und als mir eine Probe "interpunktions¬
loser Lyrik" vorgetragen wurde, die im Momus
unter "Pizzicatobegleitung von acht Bratschen" dekla¬
miert worden ist, da begriff ich, daß das dem Publi¬
kum zu viel gewesen war. Diese merkwürdigen
Dichter amüsierten sich übrigens selber am meisten
über ihre Programmnummern, und ich vermochte
mir nicht darüber klar zu werden, ob sie diese
Produkte ernst oder als einen Ulk nahmen, den sie
sich mit Stilpe erlaubt hatten.

Es war bei der Premiere sehr lärmhaft zu¬
gegangen, und zwar hatten, wie meine Dichter
behaupten, zwei Parteien "um die Palme des
Radaus gerungen": In erster Linie die journa¬
listischen Feinde Stilpes und dann ein Aufgebot
der christlichen Jünglingsvereine. Nach Allem,

Stilpe.
klärte mit „der ganzen Entrüſtung lackierter Elite¬
menſchen“, daß ſie von Literatur und Kunſt im
Momus nicht mehr zu finden vermöchten, als im
„Malepartus.“ Das ſei nun freilich zuviel geſagt,
meinten meine „Dichter“, und ſie führten zum Beweis
der „Nüance von reeller Litteratur im Momus“
jeder eine Programmnummer an, die den Citierenden
zum Verfaſſer hatte. Ich muß geſtehen, daß ſchon die
Titel dieſer Programmnummern mich in Staunen
verſetzten, und als mir eine Probe „interpunktions¬
loſer Lyrik“ vorgetragen wurde, die im Momus
unter „Pizzicatobegleitung von acht Bratſchen“ dekla¬
miert worden iſt, da begriff ich, daß das dem Publi¬
kum zu viel geweſen war. Dieſe merkwürdigen
Dichter amüſierten ſich übrigens ſelber am meiſten
über ihre Programmnummern, und ich vermochte
mir nicht darüber klar zu werden, ob ſie dieſe
Produkte ernſt oder als einen Ulk nahmen, den ſie
ſich mit Stilpe erlaubt hatten.

Es war bei der Première ſehr lärmhaft zu¬
gegangen, und zwar hatten, wie meine Dichter
behaupten, zwei Parteien „um die Palme des
Radaus gerungen“: In erſter Linie die journa¬
liſtiſchen Feinde Stilpes und dann ein Aufgebot
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[386/0400] Stilpe. klärte mit „der ganzen Entrüſtung lackierter Elite¬ menſchen“, daß ſie von Literatur und Kunſt im Momus nicht mehr zu finden vermöchten, als im „Malepartus.“ Das ſei nun freilich zuviel geſagt, meinten meine „Dichter“, und ſie führten zum Beweis der „Nüance von reeller Litteratur im Momus“ jeder eine Programmnummer an, die den Citierenden zum Verfaſſer hatte. Ich muß geſtehen, daß ſchon die Titel dieſer Programmnummern mich in Staunen verſetzten, und als mir eine Probe „interpunktions¬ loſer Lyrik“ vorgetragen wurde, die im Momus unter „Pizzicatobegleitung von acht Bratſchen“ dekla¬ miert worden iſt, da begriff ich, daß das dem Publi¬ kum zu viel geweſen war. Dieſe merkwürdigen Dichter amüſierten ſich übrigens ſelber am meiſten über ihre Programmnummern, und ich vermochte mir nicht darüber klar zu werden, ob ſie dieſe Produkte ernſt oder als einen Ulk nahmen, den ſie ſich mit Stilpe erlaubt hatten. Es war bei der Première ſehr lärmhaft zu¬ gegangen, und zwar hatten, wie meine Dichter behaupten, zwei Parteien „um die Palme des Radaus gerungen“: In erſter Linie die journa¬ liſtiſchen Feinde Stilpes und dann ein Aufgebot der chriſtlichen Jünglingsvereine. Nach Allem,

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/400>, abgerufen am 25.11.2024.