Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.Viertes Buch, drittes Kapitel. Aber gerade für das Eigentliche des Unter¬ Besonders groß war er in der Anschaffung schön Viertes Buch, drittes Kapitel. Aber gerade für das Eigentliche des Unter¬ Beſonders groß war er in der Anſchaffung ſchön <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0389" n="375"/> <fw place="top" type="header">Viertes Buch, drittes Kapitel.<lb/></fw> <p>Aber gerade für das Eigentliche des Unter¬<lb/> nehmens, gerade für die Verbindung des wertvoll<lb/> künſtleriſchen mit dem Tingeltangelhaften, that er am<lb/> wenigſten. Dafür mußten der Zungenſchnalzer und<lb/> die Muſe die Hauptarbeit leiſten. Er warf nur zu¬<lb/> weilen „Ideen hinter die Kuliſſen“, ſchrieb ein paar<lb/> Couplets von geiſtreicher Frechheit und entfaltete<lb/> im Übrigen eine mehr fahrige als zielbewußte<lb/> Thätigkeit.</p><lb/> <p>Beſonders groß war er in der Anſchaffung ſchön<lb/> bedruckter Stoffe aus England und Belgien. Auch<lb/> ließ er ausgezeichnete Plakate lithographieren und<lb/> drucken. In Paris und London engagierte er<lb/> brillante Tänzerinnen und Sängerinnen zu ſehr<lb/> hohen Gagen; das Beſte, was das Ausland an<lb/> Vari<hi rendition="#aq">é</hi>t<hi rendition="#aq">é</hi>-Theaterkunſt hervorbrachte, verpflichtete er<lb/> dem Momus-Theater. In gewiſſen Äußerlichkeiten<lb/> war er ſehr erfinderiſch und originell. So ſtellte<lb/> er anſtelle von Logenſchließern hübſche junge<lb/> Mädchen in allerliebſt dekolettierten Kleidern an,<lb/> ſorgte für <hi rendition="#g">ſchöne</hi> Blumenverkäuferinnen und be¬<lb/> nutzte ſeine vorzüglichen Verbindungen in der<lb/> beſſeren Berliner Halbwelt zu einer auf das Prinzip<lb/> der Auswahl des Beſten hin ſyſtematiſierten Ver¬<lb/> teilung der Freibillets.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [375/0389]
Viertes Buch, drittes Kapitel.
Aber gerade für das Eigentliche des Unter¬
nehmens, gerade für die Verbindung des wertvoll
künſtleriſchen mit dem Tingeltangelhaften, that er am
wenigſten. Dafür mußten der Zungenſchnalzer und
die Muſe die Hauptarbeit leiſten. Er warf nur zu¬
weilen „Ideen hinter die Kuliſſen“, ſchrieb ein paar
Couplets von geiſtreicher Frechheit und entfaltete
im Übrigen eine mehr fahrige als zielbewußte
Thätigkeit.
Beſonders groß war er in der Anſchaffung ſchön
bedruckter Stoffe aus England und Belgien. Auch
ließ er ausgezeichnete Plakate lithographieren und
drucken. In Paris und London engagierte er
brillante Tänzerinnen und Sängerinnen zu ſehr
hohen Gagen; das Beſte, was das Ausland an
Variété-Theaterkunſt hervorbrachte, verpflichtete er
dem Momus-Theater. In gewiſſen Äußerlichkeiten
war er ſehr erfinderiſch und originell. So ſtellte
er anſtelle von Logenſchließern hübſche junge
Mädchen in allerliebſt dekolettierten Kleidern an,
ſorgte für ſchöne Blumenverkäuferinnen und be¬
nutzte ſeine vorzüglichen Verbindungen in der
beſſeren Berliner Halbwelt zu einer auf das Prinzip
der Auswahl des Beſten hin ſyſtematiſierten Ver¬
teilung der Freibillets.
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Zitationshilfe: | Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/389>, abgerufen am 16.07.2024. |