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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.

Er war ja ausgesperrt, und es war kaum
Aussicht vorhanden, daß man ihn in Gnaden
wieder aufnehmen würde. Denn er hatte sie alle
beschimpft, von rechts nach links, ausnahmslos:

"Aber es giebt doch auch anständige Elemente
in der Presse! rufen Sie, mein werter Mitbürger.
Ei ja wohl. Man hört es sagen. Aber das Ele¬
ment selber ist unanständig."

Stilpe überlegte: Da ist eine Redefigur mit
mir durchgegangen, scheint mir. Hm. Das war
wohl ein taktischer Fehler . . . Aber es klang! . . .

Ach was! Wenn nur die Figur gut war.
Das liegt so in der Technik des Pamphlets. Man
muß Stil haben . . .

Das Pamphlet liegt mir überhaupt. Jedes
Jahr blos eins, und ich kann auf alle Redaktionen
pfeifen . . .

Äh, was für Ideen! Das wäre eine neue
Schweinerei . . . Bin ich denn ganz verkommen? . . .
Warum denk ich immer wieder an so was! . . .
Warum denk ich nicht wie meine vier Eigentlichen?
Warum hab ich nicht blos Verse, Phantasien,
Burlesken, Träume im Kopfe? . . .

Es ist schauerlich, wie zerfahren ich bin. Da
steckt nun was in mir; ich hoffe doch, --

Stilpe.

Er war ja ausgeſperrt, und es war kaum
Ausſicht vorhanden, daß man ihn in Gnaden
wieder aufnehmen würde. Denn er hatte ſie alle
beſchimpft, von rechts nach links, ausnahmslos:

„Aber es giebt doch auch anſtändige Elemente
in der Preſſe! rufen Sie, mein werter Mitbürger.
Ei ja wohl. Man hört es ſagen. Aber das Ele¬
ment ſelber iſt unanſtändig.“

Stilpe überlegte: Da iſt eine Redefigur mit
mir durchgegangen, ſcheint mir. Hm. Das war
wohl ein taktiſcher Fehler . . . Aber es klang! . . .

Ach was! Wenn nur die Figur gut war.
Das liegt ſo in der Technik des Pamphlets. Man
muß Stil haben . . .

Das Pamphlet liegt mir überhaupt. Jedes
Jahr blos eins, und ich kann auf alle Redaktionen
pfeifen . . .

Äh, was für Ideen! Das wäre eine neue
Schweinerei . . . Bin ich denn ganz verkommen? . . .
Warum denk ich immer wieder an ſo was! . . .
Warum denk ich nicht wie meine vier Eigentlichen?
Warum hab ich nicht blos Verſe, Phantaſien,
Burlesken, Träume im Kopfe? . . .

Es iſt ſchauerlich, wie zerfahren ich bin. Da
ſteckt nun was in mir; ich hoffe doch, —

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[328/0342] Stilpe. Er war ja ausgeſperrt, und es war kaum Ausſicht vorhanden, daß man ihn in Gnaden wieder aufnehmen würde. Denn er hatte ſie alle beſchimpft, von rechts nach links, ausnahmslos: „Aber es giebt doch auch anſtändige Elemente in der Preſſe! rufen Sie, mein werter Mitbürger. Ei ja wohl. Man hört es ſagen. Aber das Ele¬ ment ſelber iſt unanſtändig.“ Stilpe überlegte: Da iſt eine Redefigur mit mir durchgegangen, ſcheint mir. Hm. Das war wohl ein taktiſcher Fehler . . . Aber es klang! . . . Ach was! Wenn nur die Figur gut war. Das liegt ſo in der Technik des Pamphlets. Man muß Stil haben . . . Das Pamphlet liegt mir überhaupt. Jedes Jahr blos eins, und ich kann auf alle Redaktionen pfeifen . . . Äh, was für Ideen! Das wäre eine neue Schweinerei . . . Bin ich denn ganz verkommen? . . . Warum denk ich immer wieder an ſo was! . . . Warum denk ich nicht wie meine vier Eigentlichen? Warum hab ich nicht blos Verſe, Phantaſien, Burlesken, Träume im Kopfe? . . . Es iſt ſchauerlich, wie zerfahren ich bin. Da ſteckt nun was in mir; ich hoffe doch, —

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/342>, abgerufen am 22.11.2024.