Hungerleider, die von Gnaden des Elends noch an¬ ständig sind, aufriefe gegen die gewürdeten litterarischen Beutelschneider und Gaudiebe? Wenn ich zeigte, was für Wäsche unter den schönen Röcken der Würden¬ träger der öffentlichen Meinung steckt? . . .
Halt! Das ist Stil für die Öffentlichkeit; ich kann die Passage in meiner Brochüre verwenden, die ich wie einen Klotz in den Tintensumpf werfen will.
Ah! Da haben wir ja schon Plan und Titel: Eine Brochüre: Der Tintensumpf. Schon bin ich inspiriert!
Aber hier wollen wir doch lieber nach Mög¬ lichkeit ehrlich sein, -- was habe ich also vor!? Wenn ich es mir recht überlege: Ich will mir, da ich von dieser Bühne abzutreten gesonnen bin (bin ichs wirklich?) einen guten und womöglich prak¬ tischen Abgang verschaffen. Ich will sensationell abtreten, um -- drüben ein anderes gutes Engage¬ ment zu bekommen?
Nein, das nicht.
Aber es wäre vielleicht möglich, daß mir dieser Abgang die Möglichkeit gäbe, eine eigene Bühne, eine Protestbühne zu gründen .? . . Hm. Die Perspektive ist gut . . . Geht die Brochüre, so findet
Stilpe.
Hungerleider, die von Gnaden des Elends noch an¬ ſtändig ſind, aufriefe gegen die gewürdeten litterariſchen Beutelſchneider und Gaudiebe? Wenn ich zeigte, was für Wäſche unter den ſchönen Röcken der Würden¬ träger der öffentlichen Meinung ſteckt? . . .
Halt! Das iſt Stil für die Öffentlichkeit; ich kann die Paſſage in meiner Brochüre verwenden, die ich wie einen Klotz in den Tintenſumpf werfen will.
Ah! Da haben wir ja ſchon Plan und Titel: Eine Brochüre: Der Tintenſumpf. Schon bin ich inſpiriert!
Aber hier wollen wir doch lieber nach Mög¬ lichkeit ehrlich ſein, — was habe ich alſo vor!? Wenn ich es mir recht überlege: Ich will mir, da ich von dieſer Bühne abzutreten geſonnen bin (bin ichs wirklich?) einen guten und womöglich prak¬ tiſchen Abgang verſchaffen. Ich will ſenſationell abtreten, um — drüben ein anderes gutes Engage¬ ment zu bekommen?
Nein, das nicht.
Aber es wäre vielleicht möglich, daß mir dieſer Abgang die Möglichkeit gäbe, eine eigene Bühne, eine Proteſtbühne zu gründen .? . . Hm. Die Perſpektive iſt gut . . . Geht die Brochüre, ſo findet
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Stilpe.
Hungerleider, die von Gnaden des Elends noch an¬
ſtändig ſind, aufriefe gegen die gewürdeten litterariſchen
Beutelſchneider und Gaudiebe? Wenn ich zeigte, was
für Wäſche unter den ſchönen Röcken der Würden¬
träger der öffentlichen Meinung ſteckt? . . .
Halt! Das iſt Stil für die Öffentlichkeit; ich
kann die Paſſage in meiner Brochüre verwenden,
die ich wie einen Klotz in den Tintenſumpf werfen
will.
Ah! Da haben wir ja ſchon Plan und Titel:
Eine Brochüre: Der Tintenſumpf. Schon bin ich
inſpiriert!
Aber hier wollen wir doch lieber nach Mög¬
lichkeit ehrlich ſein, — was habe ich alſo vor!?
Wenn ich es mir recht überlege: Ich will mir, da
ich von dieſer Bühne abzutreten geſonnen bin (bin
ichs wirklich?) einen guten und womöglich prak¬
tiſchen Abgang verſchaffen. Ich will ſenſationell
abtreten, um — drüben ein anderes gutes Engage¬
ment zu bekommen?
Nein, das nicht.
Aber es wäre vielleicht möglich, daß mir dieſer
Abgang die Möglichkeit gäbe, eine eigene Bühne,
eine Proteſtbühne zu gründen .? . . Hm. Die
Perſpektive iſt gut . . . Geht die Brochüre, ſo findet
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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/332>, abgerufen am 22.11.2024.
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