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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.

-- Weißt Du was, sage ich, Du kannst mir
dafür Deine erste Liebe erzählen.

-- Ich? sagt sie, ich habe gar keine erste Liebe
gehabt. Gerade, wies anfing, wars aus!

-- Nee, sage ich, so was! Das mußt Du mir
nun grade erzählen.

Sie wollte durchaus nicht, aber ich hatte die
Gabe der Eindringlichkeit, weißt Du, mit ein bischen
Schauspielerei und ein bischen Gefühl neben dran.
Denn ich war ja immer gefühlvoll neben dran,
hehe. Und so erzählt sie mir denn . . . aber das
war wirklich . . . hol mich der Teufel noch einmal!
. . . ich dachte, ich wäre endlich wieder mal be¬
trunken . . . ja, denke Dir: Sie erzählt mir meine
Geschichte von damals! Ganz genau! Unterm
Katheder und dann im Garten!

Ich kriegte direkt Angst. Ich packte sie an den
Handgelenken und sah sie so fürchterlich an, daß
sie aufschrie. Und da nannte ich ihren Namen,
den richtigen, und dann meinen.

Nordhäuser! Nordhäuser!

Er war ganz aufgeregt.

-- Wie sie mich da ansah! Die grünen Augen
wurden tiefblau und strahlig. Und mit einem
Male lag sie mir am Halse und heulte, daß ich

Stilpe.

— Weißt Du was, ſage ich, Du kannſt mir
dafür Deine erſte Liebe erzählen.

— Ich? ſagt ſie, ich habe gar keine erſte Liebe
gehabt. Gerade, wies anfing, wars aus!

— Nee, ſage ich, ſo was! Das mußt Du mir
nun grade erzählen.

Sie wollte durchaus nicht, aber ich hatte die
Gabe der Eindringlichkeit, weißt Du, mit ein bischen
Schauſpielerei und ein bischen Gefühl neben dran.
Denn ich war ja immer gefühlvoll neben dran,
hehe. Und ſo erzählt ſie mir denn . . . aber das
war wirklich . . . hol mich der Teufel noch einmal!
. . . ich dachte, ich wäre endlich wieder mal be¬
trunken . . . ja, denke Dir: Sie erzählt mir meine
Geſchichte von damals! Ganz genau! Unterm
Katheder und dann im Garten!

Ich kriegte direkt Angſt. Ich packte ſie an den
Handgelenken und ſah ſie ſo fürchterlich an, daß
ſie aufſchrie. Und da nannte ich ihren Namen,
den richtigen, und dann meinen.

Nordhäuſer! Nordhäuſer!

Er war ganz aufgeregt.

— Wie ſie mich da anſah! Die grünen Augen
wurden tiefblau und ſtrahlig. Und mit einem
Male lag ſie mir am Halſe und heulte, daß ich

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[294/0308] Stilpe. — Weißt Du was, ſage ich, Du kannſt mir dafür Deine erſte Liebe erzählen. — Ich? ſagt ſie, ich habe gar keine erſte Liebe gehabt. Gerade, wies anfing, wars aus! — Nee, ſage ich, ſo was! Das mußt Du mir nun grade erzählen. Sie wollte durchaus nicht, aber ich hatte die Gabe der Eindringlichkeit, weißt Du, mit ein bischen Schauſpielerei und ein bischen Gefühl neben dran. Denn ich war ja immer gefühlvoll neben dran, hehe. Und ſo erzählt ſie mir denn . . . aber das war wirklich . . . hol mich der Teufel noch einmal! . . . ich dachte, ich wäre endlich wieder mal be¬ trunken . . . ja, denke Dir: Sie erzählt mir meine Geſchichte von damals! Ganz genau! Unterm Katheder und dann im Garten! Ich kriegte direkt Angſt. Ich packte ſie an den Handgelenken und ſah ſie ſo fürchterlich an, daß ſie aufſchrie. Und da nannte ich ihren Namen, den richtigen, und dann meinen. Nordhäuſer! Nordhäuſer! Er war ganz aufgeregt. — Wie ſie mich da anſah! Die grünen Augen wurden tiefblau und ſtrahlig. Und mit einem Male lag ſie mir am Halſe und heulte, daß ich

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/308>, abgerufen am 25.11.2024.