-- Aber es ist ja dunkel, Herr Referendar! Du wirst Dich nicht kompromittieren, und ich werde Dich nicht einmal anpumpen, denn die zwei Mark, die Du mir spenden würdest, helfen mir nichts. Aber reden möcht ich n bischen mit Dir. Mir ist, als hätten wir uns eine gute Weile nicht gesehen.
-- Ich wußte nicht, daß Du noch hier bist. Ich glaubte . . .
-- Was glaubtest Du? Geniere Dich nicht!
-- Nun, ich dachte, Du wärest vielleicht . . .
-- Nach Amerika? Oder zur Schutztruppe?
-- Ich meinte, Du wärest fort.
-- Fort! Sehr gut! Aber siehe, noch ist er da! Ja: Bleibe im Lande und nähre dich redlich, wenn Du kein Reisegeld hast, mein Sohn. . . . Wo gehst Du hin?
-- Nach Hause.
-- Ah so! Nach Hause. Das klingt unge¬ mein nett. Sag mal, Du hast doch einen Haus¬ schlüssel?
-- Gewiß.
-- Schön. Dann kannst Du mir wohl ein paar Viertelstunden schenken?
-- Eigentlich habe ich keine Zeit, da ich morgen
Drittes Buch, viertes Kapitel.
— Aber es iſt ja dunkel, Herr Referendar! Du wirſt Dich nicht kompromittieren, und ich werde Dich nicht einmal anpumpen, denn die zwei Mark, die Du mir ſpenden würdeſt, helfen mir nichts. Aber reden möcht ich n bischen mit Dir. Mir iſt, als hätten wir uns eine gute Weile nicht geſehen.
— Ich wußte nicht, daß Du noch hier biſt. Ich glaubte . . .
— Was glaubteſt Du? Geniere Dich nicht!
— Nun, ich dachte, Du wäreſt vielleicht . . .
— Nach Amerika? Oder zur Schutztruppe?
— Ich meinte, Du wäreſt fort.
— Fort! Sehr gut! Aber ſiehe, noch iſt er da! Ja: Bleibe im Lande und nähre dich redlich, wenn Du kein Reiſegeld haſt, mein Sohn. . . . Wo gehſt Du hin?
— Nach Hauſe.
— Ah ſo! Nach Hauſe. Das klingt unge¬ mein nett. Sag mal, Du haſt doch einen Haus¬ ſchlüſſel?
— Gewiß.
— Schön. Dann kannſt Du mir wohl ein paar Viertelſtunden ſchenken?
— Eigentlich habe ich keine Zeit, da ich morgen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0299"n="285"/><fwplace="top"type="header">Drittes Buch, viertes Kapitel.<lb/></fw><p>— Aber es iſt ja dunkel, Herr Referendar! Du<lb/>
wirſt Dich nicht kompromittieren, und ich werde<lb/>
Dich nicht einmal anpumpen, denn die zwei Mark,<lb/>
die Du mir ſpenden würdeſt, helfen mir nichts.<lb/>
Aber reden möcht ich n bischen mit Dir. Mir<lb/>
iſt, als hätten wir uns eine gute Weile nicht<lb/>
geſehen.</p><lb/><p>— Ich wußte nicht, daß Du noch hier biſt.<lb/>
Ich glaubte . . .</p><lb/><p>— Was glaubteſt Du? Geniere Dich nicht!</p><lb/><p>— Nun, ich dachte, Du wäreſt vielleicht . . .</p><lb/><p>— Nach Amerika? Oder zur Schutztruppe?</p><lb/><p>— Ich meinte, Du wäreſt fort.</p><lb/><p>— Fort! Sehr gut! Aber ſiehe, noch iſt er<lb/>
da! Ja: Bleibe im Lande und nähre dich redlich,<lb/>
wenn Du kein Reiſegeld haſt, mein Sohn. . . . Wo<lb/>
gehſt Du hin?</p><lb/><p>— Nach Hauſe.</p><lb/><p>— Ah ſo! Nach Hauſe. Das klingt unge¬<lb/>
mein nett. Sag mal, Du haſt doch einen Haus¬<lb/>ſchlüſſel?</p><lb/><p>— Gewiß.</p><lb/><p>— Schön. Dann kannſt Du mir wohl ein<lb/>
paar Viertelſtunden ſchenken?</p><lb/><p>— Eigentlich habe ich keine Zeit, da ich morgen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[285/0299]
Drittes Buch, viertes Kapitel.
— Aber es iſt ja dunkel, Herr Referendar! Du
wirſt Dich nicht kompromittieren, und ich werde
Dich nicht einmal anpumpen, denn die zwei Mark,
die Du mir ſpenden würdeſt, helfen mir nichts.
Aber reden möcht ich n bischen mit Dir. Mir
iſt, als hätten wir uns eine gute Weile nicht
geſehen.
— Ich wußte nicht, daß Du noch hier biſt.
Ich glaubte . . .
— Was glaubteſt Du? Geniere Dich nicht!
— Nun, ich dachte, Du wäreſt vielleicht . . .
— Nach Amerika? Oder zur Schutztruppe?
— Ich meinte, Du wäreſt fort.
— Fort! Sehr gut! Aber ſiehe, noch iſt er
da! Ja: Bleibe im Lande und nähre dich redlich,
wenn Du kein Reiſegeld haſt, mein Sohn. . . . Wo
gehſt Du hin?
— Nach Hauſe.
— Ah ſo! Nach Hauſe. Das klingt unge¬
mein nett. Sag mal, Du haſt doch einen Haus¬
ſchlüſſel?
— Gewiß.
— Schön. Dann kannſt Du mir wohl ein
paar Viertelſtunden ſchenken?
— Eigentlich habe ich keine Zeit, da ich morgen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/299>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.