Rohes Fleisch und Caviar, etliche Eier und Bouillon erhalten diesen schwachen Leib.
Von drei bis fünf der Kaffeelachs; doch ist das ein leerer Name, denn ich habe längst den Kaffee durch Liköre ersetzt, und statt des Skates herrscht der Lederbecher mit den Knobelknochen. Das ist meine palaestra musarum, denn erstens erfinde ich neue Knobeltouren und zweitens muß ich beim Mogeln immerhin aufpassen.
Das erschöpft mich sehr, und ich begebe mich nun auf das schwarze Ledersopha in der Kneipe, wo ich der Ruhe Pflege, bis das Gas angebrannt wird und die werten Knaben anrücken, um bis früh zwei, drei Uhr von mir vollgeplumpt zu werden.
Mir scheint, das ist kein Leben nach dem Ge¬ schmacke Apollos und der neun Musen, -- oder sind es zwölf? Ewig verwechsle ich die Apostel mit den Musen.
Und die Liebe! Sie muß hungern!
Liebe und Alkohol sind feindliche Mächte. Tra¬ gisches Geschick, beiden hold zu sein.
[Abbildung]
Drittes Buch, drittes Kapitel.
Rohes Fleiſch und Caviar, etliche Eier und Bouillon erhalten dieſen ſchwachen Leib.
Von drei bis fünf der Kaffeelachs; doch iſt das ein leerer Name, denn ich habe längſt den Kaffee durch Liköre erſetzt, und ſtatt des Skates herrſcht der Lederbecher mit den Knobelknochen. Das iſt meine palaeſtra muſarum, denn erſtens erfinde ich neue Knobeltouren und zweitens muß ich beim Mogeln immerhin aufpaſſen.
Das erſchöpft mich ſehr, und ich begebe mich nun auf das ſchwarze Lederſopha in der Kneipe, wo ich der Ruhe Pflege, bis das Gas angebrannt wird und die werten Knaben anrücken, um bis früh zwei, drei Uhr von mir vollgeplumpt zu werden.
Mir ſcheint, das iſt kein Leben nach dem Ge¬ ſchmacke Apollos und der neun Muſen, — oder ſind es zwölf? Ewig verwechſle ich die Apoſtel mit den Muſen.
Und die Liebe! Sie muß hungern!
Liebe und Alkohol ſind feindliche Mächte. Tra¬ giſches Geſchick, beiden hold zu ſein.
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Drittes Buch, drittes Kapitel.
Rohes Fleiſch und Caviar, etliche Eier und
Bouillon erhalten dieſen ſchwachen Leib.
Von drei bis fünf der Kaffeelachs; doch iſt das
ein leerer Name, denn ich habe längſt den Kaffee
durch Liköre erſetzt, und ſtatt des Skates herrſcht
der Lederbecher mit den Knobelknochen. Das iſt
meine palaeſtra muſarum, denn erſtens erfinde
ich neue Knobeltouren und zweitens muß ich beim
Mogeln immerhin aufpaſſen.
Das erſchöpft mich ſehr, und ich begebe mich
nun auf das ſchwarze Lederſopha in der Kneipe,
wo ich der Ruhe Pflege, bis das Gas angebrannt
wird und die werten Knaben anrücken, um bis
früh zwei, drei Uhr von mir vollgeplumpt zu
werden.
Mir ſcheint, das iſt kein Leben nach dem Ge¬
ſchmacke Apollos und der neun Muſen, — oder
ſind es zwölf? Ewig verwechſle ich die Apoſtel
mit den Muſen.
Und die Liebe! Sie muß hungern!
Liebe und Alkohol ſind feindliche Mächte. Tra¬
giſches Geſchick, beiden hold zu ſein.
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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/263>, abgerufen am 22.11.2024.
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