Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.Drittes Buch. zweites Kapitel. besteht. Dieses Getränk, so sagte er, hat die Kraftund das heilige Rauschen des germanischen Urwaldes. Man fühlt direkt Speere in der Faust, wenn man es trinkt. Seine Hauptgnade aber besteht darin, daß es wunschlos macht. Es ist das Katholikon der Getränke. Auserwählten ist es gegeben, zu sehen, daß diese Bowle eine tief¬ goldene Gloriole hat. In dieser Weise charakterisierte er im Kreise Aber die Getränke, die er liebte, waren kost¬ Ehrfürchtig vor dem Geiste, Sehnsüchtig zur Kunst, Wohlausgestattet mit Gelde, Drittes Buch. zweites Kapitel. beſteht. Dieſes Getränk, ſo ſagte er, hat die Kraftund das heilige Rauſchen des germaniſchen Urwaldes. Man fühlt direkt Speere in der Fauſt, wenn man es trinkt. Seine Hauptgnade aber beſteht darin, daß es wunſchlos macht. Es iſt das Katholikon der Getränke. Auserwählten iſt es gegeben, zu ſehen, daß dieſe Bowle eine tief¬ goldene Gloriole hat. In dieſer Weiſe charakteriſierte er im Kreiſe Aber die Getränke, die er liebte, waren koſt¬ Ehrfürchtig vor dem Geiſte, Sehnſüchtig zur Kunſt, Wohlausgeſtattet mit Gelde, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0247" n="233"/><fw place="top" type="header">Drittes Buch. zweites Kapitel.<lb/></fw> beſteht. Dieſes Getränk, ſo ſagte er, hat die Kraft<lb/> und das heilige Rauſchen des germaniſchen<lb/> Urwaldes. Man fühlt direkt Speere in der Fauſt,<lb/> wenn man es trinkt. Seine Hauptgnade aber<lb/> beſteht darin, daß es wunſchlos macht. Es iſt<lb/> das Katholikon der Getränke. Auserwählten iſt<lb/> es gegeben, zu ſehen, daß dieſe Bowle eine tief¬<lb/> goldene Gloriole hat.</p><lb/> <p>In dieſer Weiſe charakteriſierte er im Kreiſe<lb/> des C<hi rendition="#aq">é</hi>nacles „die geſammte Ariſtokratie der<lb/> Spirituoſen“, und er lehnte es durchaus nicht<lb/> ab, wenn man ihn den Homer des Alkohols<lb/> nannte.</p><lb/> <p>Aber die Getränke, die er liebte, waren koſt¬<lb/> ſpielig, und weder er noch die anderen drei C<hi rendition="#aq">é</hi>na¬<lb/> cliers waren auf die Dauer im ſtande, das<lb/> Geld dafür aufzubringen. Deshalb beſchloß man,<lb/> einen „Barbemuche zu etablieren“, d. h. nach<lb/> dem Muſter des Mürgerſchen C<hi rendition="#aq">é</hi>nacles jemand<lb/> ausfindig zu machen, der „alſo geeigenſchaftet<lb/> wäre:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Ehrfürchtig vor dem Geiſte,</l><lb/> <l>Sehnſüchtig zur Kunſt,</l><lb/> <l>Wohlausgeſtattet mit Gelde,</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [233/0247]
Drittes Buch. zweites Kapitel.
beſteht. Dieſes Getränk, ſo ſagte er, hat die Kraft
und das heilige Rauſchen des germaniſchen
Urwaldes. Man fühlt direkt Speere in der Fauſt,
wenn man es trinkt. Seine Hauptgnade aber
beſteht darin, daß es wunſchlos macht. Es iſt
das Katholikon der Getränke. Auserwählten iſt
es gegeben, zu ſehen, daß dieſe Bowle eine tief¬
goldene Gloriole hat.
In dieſer Weiſe charakteriſierte er im Kreiſe
des Cénacles „die geſammte Ariſtokratie der
Spirituoſen“, und er lehnte es durchaus nicht
ab, wenn man ihn den Homer des Alkohols
nannte.
Aber die Getränke, die er liebte, waren koſt¬
ſpielig, und weder er noch die anderen drei Céna¬
cliers waren auf die Dauer im ſtande, das
Geld dafür aufzubringen. Deshalb beſchloß man,
einen „Barbemuche zu etablieren“, d. h. nach
dem Muſter des Mürgerſchen Cénacles jemand
ausfindig zu machen, der „alſo geeigenſchaftet
wäre:
Ehrfürchtig vor dem Geiſte,
Sehnſüchtig zur Kunſt,
Wohlausgeſtattet mit Gelde,
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