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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.

Und er lächelte nur ein wenig und dachte
bei sich:

-- Schau, schau, -- Corpsier! Dieser Knabe
Marcel war immer ein bischen eitel. Nun, mögen
sie ihn bisaken, die Herren C. B. C.B. Übrigens
sah er schon verbisakt genug aus. Natürlich wird
er mich verachten . . . Wie? Er? Mich? Er
möge sichs gefälligst unterstehen! Dieses Knickebein!
Sah er nicht aus wie ein frisiertes Meerschweinchen?
Welch ein üppiger Knabe!

Im Grunde war es ihm höchst ärgerlich, daß
Stössel Corpsstudent geworden war, und er be¬
merkte plötzlich, daß seine Verbindungsbrüder an
äußerer Eleganz einiges zu wünschen übrig ließen.
Er nahm sich vor, da Wandel zu schaffen.

Kaum, daß er seinen Ärger ein bischen ver¬
wunden hatte, sah er Barmann als hellrotmützigen
Burschenschafter vorüberziehen.

Diesmal dachte er schon nicht mehr ans Grüßen
und verfolgte mit innerlichstem Wohlgefühl die
Hand des wackeren Colline, die schon an der
Mütze saß, um dann freilich schüchtern herab¬
zusinken.

Und Stilpe dachte dies:

-- Was man nicht Alles erlebt! Dieser Colline,

Stilpe.

Und er lächelte nur ein wenig und dachte
bei ſich:

— Schau, ſchau, — Corpſier! Dieſer Knabe
Marcel war immer ein bischen eitel. Nun, mögen
ſie ihn biſaken, die Herren C. B. C.B. Übrigens
ſah er ſchon verbiſakt genug aus. Natürlich wird
er mich verachten . . . Wie? Er? Mich? Er
möge ſichs gefälligſt unterſtehen! Dieſes Knickebein!
Sah er nicht aus wie ein friſiertes Meerſchweinchen?
Welch ein üppiger Knabe!

Im Grunde war es ihm höchſt ärgerlich, daß
Stöſſel Corpsſtudent geworden war, und er be¬
merkte plötzlich, daß ſeine Verbindungsbrüder an
äußerer Eleganz einiges zu wünſchen übrig ließen.
Er nahm ſich vor, da Wandel zu ſchaffen.

Kaum, daß er ſeinen Ärger ein bischen ver¬
wunden hatte, ſah er Barmann als hellrotmützigen
Burſchenſchafter vorüberziehen.

Diesmal dachte er ſchon nicht mehr ans Grüßen
und verfolgte mit innerlichſtem Wohlgefühl die
Hand des wackeren Colline, die ſchon an der
Mütze ſaß, um dann freilich ſchüchtern herab¬
zuſinken.

Und Stilpe dachte dies:

— Was man nicht Alles erlebt! Dieſer Colline,

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[222/0236] Stilpe. Und er lächelte nur ein wenig und dachte bei ſich: — Schau, ſchau, — Corpſier! Dieſer Knabe Marcel war immer ein bischen eitel. Nun, mögen ſie ihn biſaken, die Herren C. B. C.B. Übrigens ſah er ſchon verbiſakt genug aus. Natürlich wird er mich verachten . . . Wie? Er? Mich? Er möge ſichs gefälligſt unterſtehen! Dieſes Knickebein! Sah er nicht aus wie ein friſiertes Meerſchweinchen? Welch ein üppiger Knabe! Im Grunde war es ihm höchſt ärgerlich, daß Stöſſel Corpsſtudent geworden war, und er be¬ merkte plötzlich, daß ſeine Verbindungsbrüder an äußerer Eleganz einiges zu wünſchen übrig ließen. Er nahm ſich vor, da Wandel zu ſchaffen. Kaum, daß er ſeinen Ärger ein bischen ver¬ wunden hatte, ſah er Barmann als hellrotmützigen Burſchenſchafter vorüberziehen. Diesmal dachte er ſchon nicht mehr ans Grüßen und verfolgte mit innerlichſtem Wohlgefühl die Hand des wackeren Colline, die ſchon an der Mütze ſaß, um dann freilich ſchüchtern herab¬ zuſinken. Und Stilpe dachte dies: — Was man nicht Alles erlebt! Dieſer Colline,

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/236>, abgerufen am 25.11.2024.