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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
Das war eben eine Sache für sich, etwas mehr
Improvisiertes, das daher auch nicht so um¬
klammerte und absorbierte. Zweifellos bot sich
hier auch die leichtere Möglichkeit, eine beeinflussende
Stellung zu erhalten. Und das ist doch wohl das
Wichtigste!

So verteidigte sich Stilpe vor sich selber.
Erst hinterher kam ihm der Gedanke: Aber warum
denn überhaupt eine farbige Mütze? Das war
ja doch wohl eigentlich eine Kinderei, -- wie?
Ein Atavismus? Ein testimonium paupertatis
animi? Hatte er nicht das Wort geschliffen: Ein
freier Kopf braucht keine bunte Mütze?

Gewiß, gewiß! Aber: Si duo faciunt idem,
non est idem! (Seitdem er nicht mehr Latein
treiben mußte, zitierte er viel Lateinisches.) Für
jene anderen ist die Mütze eine gewisse Not¬
wendigkeit und ein Ziel; für ihn aber nichts als
ein in souveräner Laune frei gewähltes Mittel.

Mittel, -- wozu?

Erstens zur Erzielung gewisser landsknechthafter
Empfindungen! Denn es steckt Historie in dieser
Institution des wehrhaften deutschen Rauf- und
Sauf-Studenten und ein rechter Kerl zeigt seine
Rasse; und zweitens zur Kenntnis eben dieses

Stilpe.
Das war eben eine Sache für ſich, etwas mehr
Improviſiertes, das daher auch nicht ſo um¬
klammerte und abſorbierte. Zweifellos bot ſich
hier auch die leichtere Möglichkeit, eine beeinfluſſende
Stellung zu erhalten. Und das iſt doch wohl das
Wichtigſte!

So verteidigte ſich Stilpe vor ſich ſelber.
Erſt hinterher kam ihm der Gedanke: Aber warum
denn überhaupt eine farbige Mütze? Das war
ja doch wohl eigentlich eine Kinderei, — wie?
Ein Atavismus? Ein teſtimonium paupertatis
animi? Hatte er nicht das Wort geſchliffen: Ein
freier Kopf braucht keine bunte Mütze?

Gewiß, gewiß! Aber: Si duo faciunt idem,
non eſt idem! (Seitdem er nicht mehr Latein
treiben mußte, zitierte er viel Lateiniſches.) Für
jene anderen iſt die Mütze eine gewiſſe Not¬
wendigkeit und ein Ziel; für ihn aber nichts als
ein in ſouveräner Laune frei gewähltes Mittel.

Mittel, — wozu?

Erſtens zur Erzielung gewiſſer landsknechthafter
Empfindungen! Denn es ſteckt Hiſtorie in dieſer
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Sauf-Studenten und ein rechter Kerl zeigt ſeine
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[220/0234] Stilpe. Das war eben eine Sache für ſich, etwas mehr Improviſiertes, das daher auch nicht ſo um¬ klammerte und abſorbierte. Zweifellos bot ſich hier auch die leichtere Möglichkeit, eine beeinfluſſende Stellung zu erhalten. Und das iſt doch wohl das Wichtigſte! So verteidigte ſich Stilpe vor ſich ſelber. Erſt hinterher kam ihm der Gedanke: Aber warum denn überhaupt eine farbige Mütze? Das war ja doch wohl eigentlich eine Kinderei, — wie? Ein Atavismus? Ein teſtimonium paupertatis animi? Hatte er nicht das Wort geſchliffen: Ein freier Kopf braucht keine bunte Mütze? Gewiß, gewiß! Aber: Si duo faciunt idem, non eſt idem! (Seitdem er nicht mehr Latein treiben mußte, zitierte er viel Lateiniſches.) Für jene anderen iſt die Mütze eine gewiſſe Not¬ wendigkeit und ein Ziel; für ihn aber nichts als ein in ſouveräner Laune frei gewähltes Mittel. Mittel, — wozu? Erſtens zur Erzielung gewiſſer landsknechthafter Empfindungen! Denn es ſteckt Hiſtorie in dieſer Inſtitution des wehrhaften deutſchen Rauf- und Sauf-Studenten und ein rechter Kerl zeigt ſeine Raſſe; und zweitens zur Kenntnis eben dieſes

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/234>, abgerufen am 21.11.2024.