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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.

Was sich dann begeben hat, bleibe im Schatten
der Vergessenheit, wie auch Stilpe selbst nie mehr
daran dachte. Denn er liebte unangenehme Er¬
innerungen wenig und besaß ein ausgesprochenes
Talent dafür, fatale Dinge zu vergessen.

Es fehlte nicht viel, daß er damals wirklich,
aber nicht in Athen, die Stelle eines Sekretärs,
aber nicht bei einem Privatgelehrten, erhalten hätte.
Der verzweifelte Lepidopterologe wollte ihn durch¬
aus als Schreibgehülfe bei der Magistratskanzlei
in Leißnig anketten. Aber den Bitten der Mutter
und den guten Urteilen über Willibalds Begabung,
die einer seiner Leipziger Lehrer abgab, gelang es,
den Vater zu einem letzten Versuche zu bewegen.
So kam Stilpe an das eben begründete Königliche
Gymnasium der kleinen Stadt, in dem er es jetzt
wirklich bis zum Oberprimaner gebracht hatte.

[Abbildung]

Auch hier war sein Studiengang nicht ohne
Fährlichkeiten abgelaufen, denn die Lehrerkonferenz
bedachte ihn mit ausgezeichnetem Mißtrauen, indem
sie ihn bald für einen Freund wüster Zechgelage

Stilpe.

Was ſich dann begeben hat, bleibe im Schatten
der Vergeſſenheit, wie auch Stilpe ſelbſt nie mehr
daran dachte. Denn er liebte unangenehme Er¬
innerungen wenig und beſaß ein ausgeſprochenes
Talent dafür, fatale Dinge zu vergeſſen.

Es fehlte nicht viel, daß er damals wirklich,
aber nicht in Athen, die Stelle eines Sekretärs,
aber nicht bei einem Privatgelehrten, erhalten hätte.
Der verzweifelte Lepidopterologe wollte ihn durch¬
aus als Schreibgehülfe bei der Magiſtratskanzlei
in Leißnig anketten. Aber den Bitten der Mutter
und den guten Urteilen über Willibalds Begabung,
die einer ſeiner Leipziger Lehrer abgab, gelang es,
den Vater zu einem letzten Verſuche zu bewegen.
So kam Stilpe an das eben begründete Königliche
Gymnaſium der kleinen Stadt, in dem er es jetzt
wirklich bis zum Oberprimaner gebracht hatte.

[Abbildung]

Auch hier war ſein Studiengang nicht ohne
Fährlichkeiten abgelaufen, denn die Lehrerkonferenz
bedachte ihn mit ausgezeichnetem Mißtrauen, indem
ſie ihn bald für einen Freund wüſter Zechgelage

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[168/0182] Stilpe. Was ſich dann begeben hat, bleibe im Schatten der Vergeſſenheit, wie auch Stilpe ſelbſt nie mehr daran dachte. Denn er liebte unangenehme Er¬ innerungen wenig und beſaß ein ausgeſprochenes Talent dafür, fatale Dinge zu vergeſſen. Es fehlte nicht viel, daß er damals wirklich, aber nicht in Athen, die Stelle eines Sekretärs, aber nicht bei einem Privatgelehrten, erhalten hätte. Der verzweifelte Lepidopterologe wollte ihn durch¬ aus als Schreibgehülfe bei der Magiſtratskanzlei in Leißnig anketten. Aber den Bitten der Mutter und den guten Urteilen über Willibalds Begabung, die einer ſeiner Leipziger Lehrer abgab, gelang es, den Vater zu einem letzten Verſuche zu bewegen. So kam Stilpe an das eben begründete Königliche Gymnaſium der kleinen Stadt, in dem er es jetzt wirklich bis zum Oberprimaner gebracht hatte. [Abbildung] Auch hier war ſein Studiengang nicht ohne Fährlichkeiten abgelaufen, denn die Lehrerkonferenz bedachte ihn mit ausgezeichnetem Mißtrauen, indem ſie ihn bald für einen Freund wüſter Zechgelage

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/182>, abgerufen am 28.11.2024.