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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
hatte sogar "Meine Herren!" gesagt. Und statt
der Vorprüfung, die man befürchtet hatte, war es
wirklich blos eine Art Unterhaltung gewesen, bei
der der Geheimrat jeden Anschein von Examinieren
vermieden hatte.

Die Oberprimaner verließen das Schulgebäude
also mit stolz erhobenen Häuptern, auf denen hell¬
rote Mützen meist sehr weit nach hinten gerückt
saßen. Diese Mützen hatten die Form von um¬
gedrehten kleinen niedrigen Näpfchen, nur drei der
jungen Leute trugen solche von anderer Facon,
nämlich breite, hinten etwas nach abwärts gedrückte
Deckel.

Diese drei Schlappdeckel, wie die anderen sie
nach ihren Mützen nannten, gingen in sehr eifrigem
Gespräche abgesondert.

-- Eigentlich wars etwas gewagt von Schau¬
nard, ausgerechnet die beiden Gracchen als seine
Lieblings-Römer zu nennen, nachdem der Hohe
Rat ihn wegen Sozialismus und Atheismus schon
mal hat schwenken wollen, sagte der Eine, ein unter¬
setzter Bursch mit schläfrigen, aber nicht geistlosen
Augen und einem bereits sehr dichten Schnurrbart.

-- Aber mein süßer Rodolphe! Du geruhst
immer noch, Dich um drei Gramm dümmer zu

Stilpe.
hatte ſogar „Meine Herren!“ geſagt. Und ſtatt
der Vorprüfung, die man befürchtet hatte, war es
wirklich blos eine Art Unterhaltung geweſen, bei
der der Geheimrat jeden Anſchein von Examinieren
vermieden hatte.

Die Oberprimaner verließen das Schulgebäude
alſo mit ſtolz erhobenen Häuptern, auf denen hell¬
rote Mützen meiſt ſehr weit nach hinten gerückt
ſaßen. Dieſe Mützen hatten die Form von um¬
gedrehten kleinen niedrigen Näpfchen, nur drei der
jungen Leute trugen ſolche von anderer Façon,
nämlich breite, hinten etwas nach abwärts gedrückte
Deckel.

Dieſe drei Schlappdeckel, wie die anderen ſie
nach ihren Mützen nannten, gingen in ſehr eifrigem
Geſpräche abgeſondert.

— Eigentlich wars etwas gewagt von Schau¬
nard, ausgerechnet die beiden Gracchen als ſeine
Lieblings-Römer zu nennen, nachdem der Hohe
Rat ihn wegen Sozialismus und Atheismus ſchon
mal hat ſchwenken wollen, ſagte der Eine, ein unter¬
ſetzter Burſch mit ſchläfrigen, aber nicht geiſtloſen
Augen und einem bereits ſehr dichten Schnurrbart.

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immer noch, Dich um drei Gramm dümmer zu

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[164/0178] Stilpe. hatte ſogar „Meine Herren!“ geſagt. Und ſtatt der Vorprüfung, die man befürchtet hatte, war es wirklich blos eine Art Unterhaltung geweſen, bei der der Geheimrat jeden Anſchein von Examinieren vermieden hatte. Die Oberprimaner verließen das Schulgebäude alſo mit ſtolz erhobenen Häuptern, auf denen hell¬ rote Mützen meiſt ſehr weit nach hinten gerückt ſaßen. Dieſe Mützen hatten die Form von um¬ gedrehten kleinen niedrigen Näpfchen, nur drei der jungen Leute trugen ſolche von anderer Façon, nämlich breite, hinten etwas nach abwärts gedrückte Deckel. Dieſe drei Schlappdeckel, wie die anderen ſie nach ihren Mützen nannten, gingen in ſehr eifrigem Geſpräche abgeſondert. — Eigentlich wars etwas gewagt von Schau¬ nard, ausgerechnet die beiden Gracchen als ſeine Lieblings-Römer zu nennen, nachdem der Hohe Rat ihn wegen Sozialismus und Atheismus ſchon mal hat ſchwenken wollen, ſagte der Eine, ein unter¬ ſetzter Burſch mit ſchläfrigen, aber nicht geiſtloſen Augen und einem bereits ſehr dichten Schnurrbart. — Aber mein ſüßer Rodolphe! Du geruhſt immer noch, Dich um drei Gramm dümmer zu

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/178>, abgerufen am 24.11.2024.