Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_073.001 IV. Verbindung längerer Strophen und das strophische Charakteristikum, p3b_073.003p3b_073.004 p3b_073.005 § 26. I. Anfänge der Strophenbildung und Entwickelung p3b_073.006 derselben (Philosophie des Strophenbaus). p3b_073.007 p3b_073.009 p3b_073.011 p3b_073.013 p3b_073.018 p3b_073.019 p3b_073.021 p3b_073.022 p3b_073.024 p3b_073.028 p3b_073.030 "Es zogen zwei Grenadiere nach Frankreich, p3b_073.032 Die in Rußland gefangen waren. p3b_073.033 Als sie ins deutsche Quartier kamen p3b_073.034 Ließen sie die Köpfe hangen -" p3b_073.035 p3b_073.001 IV. Verbindung längerer Strophen und das strophische Charakteristikum, p3b_073.003p3b_073.004 p3b_073.005 § 26. I. Anfänge der Strophenbildung und Entwickelung p3b_073.006 derselben (Philosophie des Strophenbaus). p3b_073.007 p3b_073.009 p3b_073.011 p3b_073.013 p3b_073.018 p3b_073.019 p3b_073.021 p3b_073.022 p3b_073.024 p3b_073.028 p3b_073.030 „Es zogen zwei Grenadiere nach Frankreich, p3b_073.032 Die in Rußland gefangen waren. p3b_073.033 Als sie ins deutsche Quartier kamen p3b_073.034 Ließen sie die Köpfe hangen ─“ p3b_073.035 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0099" n="73"/> <p> <lb n="p3b_073.001"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">III</hi>. Rhythmus und Reim bei den Strophen,</hi> </p> <lb n="p3b_073.002"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">IV</hi>. Verbindung längerer Strophen und das strophische Charakteristikum,</hi> </p> <lb n="p3b_073.003"/> <p> <lb n="p3b_073.004"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">V</hi>. Einteilung des Gedichtstoffes.</hi> </p> </div> <div n="2"> <lb n="p3b_073.005"/> <head> <hi rendition="#c">§ 26. <hi rendition="#aq">I</hi>. Anfänge der Strophenbildung und Entwickelung <lb n="p3b_073.006"/> derselben (Philosophie des Strophenbaus).</hi> </head> <p><lb n="p3b_073.007"/> 1. Der Anfang aller Strophenbildung ist die Zweizeile (Distichon, <lb n="p3b_073.008"/> Reimpaar). Diese ist die elementarste Form der Strophe.</p> <p><lb n="p3b_073.009"/> 2. Schreibt man die Zeilen des Reimpaars gebrochen, so entstehen <lb n="p3b_073.010"/> Vierzeilen.</p> <p><lb n="p3b_073.011"/> 3. Fügt man der Zweizeile einen einzeiligen Abgesang an, so <lb n="p3b_073.012"/> entsteht die Dreizeile.</p> <p><lb n="p3b_073.013"/> 4. Durch Anfügen dieses Abgesangs an die Vierzeile entsteht die <lb n="p3b_073.014"/> Fünfzeile, welche zur Sechszeile hindrängt, sofern ihre ersten vier <lb n="p3b_073.015"/> Zeilen aus Reimpaaren bestehen. Die 5. Zeile wird nämlich in <lb n="p3b_073.016"/> diesem Fall als halbes Reimpaar empfunden, das seine zweite, fehlende <lb n="p3b_073.017"/> Hälfte verlangt.</p> <p><lb n="p3b_073.018"/> 5. Die Vierzeile mit dreizeiligem Abgesang ergiebt die Siebenzeile.</p> <p><lb n="p3b_073.019"/> 6. Durch Brechung der Langzeilen bei der Vierzeile entsteht die <lb n="p3b_073.020"/> Achtzeile.</p> <p><lb n="p3b_073.021"/> 7. Die Neunzeile baut sich auf aus 2+2+5, oder 3+3+3.</p> <p><lb n="p3b_073.022"/> 8. Die Zehnzeile setzt sich zusammen aus 4+4+2, seltener <lb n="p3b_073.023"/> (namentlich bei Dilettanten) aus 5+5 u. s. w.</p> <p><lb n="p3b_073.024"/> 9. Die Ausdehnung der Strophe geht meistens nur bis zur Oktave <lb n="p3b_073.025"/> oder auch noch bis zur Decime. Doch giebt es noch zahlreiche <lb n="p3b_073.026"/> Elf=, Zwölf=, Dreizehn- und Vierzehnzeilen. Übervierzehnzeilige Strophen <lb n="p3b_073.027"/> gehören zu den Seltenheiten.</p> <p><lb n="p3b_073.028"/> 10. Jede Strophe besteht aus Gliedern und Untergliedern. Meist <lb n="p3b_073.029"/> bilden Vordersatz und Nachsatz ein Glied.</p> <p><lb n="p3b_073.030"/> Die Periode:</p> <lb n="p3b_073.031"/> <lg> <l>„Es zogen zwei Grenadiere nach Frankreich,</l> <lb n="p3b_073.032"/> <l>Die in Rußland gefangen waren.</l> <lb n="p3b_073.033"/> <l>Als sie ins deutsche Quartier kamen</l> <lb n="p3b_073.034"/> <l>Ließen sie die Köpfe hangen ─“</l> </lg> <p><lb n="p3b_073.035"/> besteht aus 2 Gliedern von je einem Vordersatz und einem diesem entsprechenden <lb n="p3b_073.036"/> Nachsatz. Jeder Satz bildet eine Verszeile, so daß die <lb n="p3b_073.037"/> ganze Periode eine symmetrische, vierzeilige Strophe ergiebt, welche <lb n="p3b_073.038"/> Heine also gestaltet hat:</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0099]
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III. Rhythmus und Reim bei den Strophen,
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IV. Verbindung längerer Strophen und das strophische Charakteristikum,
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V. Einteilung des Gedichtstoffes.
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§ 26. I. Anfänge der Strophenbildung und Entwickelung p3b_073.006
derselben (Philosophie des Strophenbaus). p3b_073.007
1. Der Anfang aller Strophenbildung ist die Zweizeile (Distichon, p3b_073.008
Reimpaar). Diese ist die elementarste Form der Strophe.
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2. Schreibt man die Zeilen des Reimpaars gebrochen, so entstehen p3b_073.010
Vierzeilen.
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3. Fügt man der Zweizeile einen einzeiligen Abgesang an, so p3b_073.012
entsteht die Dreizeile.
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4. Durch Anfügen dieses Abgesangs an die Vierzeile entsteht die p3b_073.014
Fünfzeile, welche zur Sechszeile hindrängt, sofern ihre ersten vier p3b_073.015
Zeilen aus Reimpaaren bestehen. Die 5. Zeile wird nämlich in p3b_073.016
diesem Fall als halbes Reimpaar empfunden, das seine zweite, fehlende p3b_073.017
Hälfte verlangt.
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5. Die Vierzeile mit dreizeiligem Abgesang ergiebt die Siebenzeile.
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6. Durch Brechung der Langzeilen bei der Vierzeile entsteht die p3b_073.020
Achtzeile.
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7. Die Neunzeile baut sich auf aus 2+2+5, oder 3+3+3.
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8. Die Zehnzeile setzt sich zusammen aus 4+4+2, seltener p3b_073.023
(namentlich bei Dilettanten) aus 5+5 u. s. w.
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9. Die Ausdehnung der Strophe geht meistens nur bis zur Oktave p3b_073.025
oder auch noch bis zur Decime. Doch giebt es noch zahlreiche p3b_073.026
Elf=, Zwölf=, Dreizehn- und Vierzehnzeilen. Übervierzehnzeilige Strophen p3b_073.027
gehören zu den Seltenheiten.
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10. Jede Strophe besteht aus Gliedern und Untergliedern. Meist p3b_073.029
bilden Vordersatz und Nachsatz ein Glied.
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Die Periode:
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„Es zogen zwei Grenadiere nach Frankreich, p3b_073.032
Die in Rußland gefangen waren. p3b_073.033
Als sie ins deutsche Quartier kamen p3b_073.034
Ließen sie die Köpfe hangen ─“
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besteht aus 2 Gliedern von je einem Vordersatz und einem diesem entsprechenden p3b_073.036
Nachsatz. Jeder Satz bildet eine Verszeile, so daß die p3b_073.037
ganze Periode eine symmetrische, vierzeilige Strophe ergiebt, welche p3b_073.038
Heine also gestaltet hat:
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