Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_072.001 Drittes Hauptstück. p3b_072.002 p3b_072.003Strophenbildung. ------ § 25. Einführung in die Strophenbildung. p3b_072.004 p3b_072.012 p3b_072.015 p3b_072.018 p3b_072.024 I. Die Anfänge der Strophenbildung und die Entwickelung derselben, p3b_072.029p3b_072.030 p3b_072.001 Drittes Hauptstück. p3b_072.002 p3b_072.003Strophenbildung. ────── § 25. Einführung in die Strophenbildung. p3b_072.004 p3b_072.012 p3b_072.015 p3b_072.018 p3b_072.024 I. Die Anfänge der Strophenbildung und die Entwickelung derselben, p3b_072.029p3b_072.030 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0098" n="E72"/> </div> </div> </div> </div> <div n="1"> <lb n="p3b_072.001"/> <head> <hi rendition="#c">Drittes Hauptstück. <lb n="p3b_072.002"/> Strophenbildung. ──────</hi> </head> <lb n="p3b_072.003"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c">§ 25. Einführung in die Strophenbildung.</hi> </head> <p><lb n="p3b_072.004"/> 1. Übungen in der deutschen Strophik (d. i. im kunstvollen Bau <lb n="p3b_072.005"/> deutscher Strophen) wurden bis jetzt systematisch nirgends angestellt. <lb n="p3b_072.006"/> Man kannte antike Strophen und pflegte sie: von einer <hi rendition="#g">deutschen</hi> <lb n="p3b_072.007"/> Strophik sprach ─ Seyd und Wessenberg ausgenommen ─ überhaupt <lb n="p3b_072.008"/> niemand. Auch die Handbücher der Poetik behandelten die deutsche <lb n="p3b_072.009"/> Strophenbildung höchst oberflächlich oder gar nicht, bis wir dieselbe <lb n="p3b_072.010"/> in unserer Poetik zum erstenmale zum System erheben und eine deutsche <lb n="p3b_072.011"/> Strophentheorie schaffen konnten.</p> <p><lb n="p3b_072.012"/> 2. Die Strophe verlangt nach Jnhalt und Form einheitlichen <lb n="p3b_072.013"/> Bau und bestimmte Abgeschlossenheit, um als abgerundetes Teilganzes <lb n="p3b_072.014"/> zu erscheinen.</p> <p><lb n="p3b_072.015"/> 3. Somit ist das bei der antiken Strophe erlaubte Hinüberziehen <lb n="p3b_072.016"/> des begonnenen Satzes in die folgende Strophe in unserer deutschen <lb n="p3b_072.017"/> Strophe unstatthaft.</p> <p><lb n="p3b_072.018"/> 4. Eine Ausnahme ist zu gestatten, wenn die fortlaufende Handlung <lb n="p3b_072.019"/> eines Stoffes ein Aufhören oder einen syntaktischen Ruhepunkt <lb n="p3b_072.020"/> nicht gestattet. Jn jedem Falle muß sich aber das Strophenschema <lb n="p3b_072.021"/> dem Ohre und dem Auge erst sicher eingeprägt haben. Nie darf also <lb n="p3b_072.022"/> das Enjambement am Anfange eines Gedichts eintreten; also niemals <lb n="p3b_072.023"/> schon am Ende der 1. oder 2. Strophe.</p> <p><lb n="p3b_072.024"/> 5. Zur Einführung in die Technik der Strophe, die eine Naturnotwendigkeit <lb n="p3b_072.025"/> unserer Sprache ist, beschränken wir uns (anschließend <lb n="p3b_072.026"/> an das im 1. Bd. unserer Poetik Gelehrte) lediglich auf die praktischen <lb n="p3b_072.027"/> Gesichtspunkte, indem wir darlegen:</p> <lb n="p3b_072.028"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">I</hi>. Die Anfänge der Strophenbildung und die Entwickelung derselben,</hi> </p> <lb n="p3b_072.029"/> <p> <lb n="p3b_072.030"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">II</hi>. Die Länge der Verszeilen und der Strophen,</hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [E72/0098]
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Drittes Hauptstück. p3b_072.002
Strophenbildung. ────── p3b_072.003
§ 25. Einführung in die Strophenbildung. p3b_072.004
1. Übungen in der deutschen Strophik (d. i. im kunstvollen Bau p3b_072.005
deutscher Strophen) wurden bis jetzt systematisch nirgends angestellt. p3b_072.006
Man kannte antike Strophen und pflegte sie: von einer deutschen p3b_072.007
Strophik sprach ─ Seyd und Wessenberg ausgenommen ─ überhaupt p3b_072.008
niemand. Auch die Handbücher der Poetik behandelten die deutsche p3b_072.009
Strophenbildung höchst oberflächlich oder gar nicht, bis wir dieselbe p3b_072.010
in unserer Poetik zum erstenmale zum System erheben und eine deutsche p3b_072.011
Strophentheorie schaffen konnten.
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2. Die Strophe verlangt nach Jnhalt und Form einheitlichen p3b_072.013
Bau und bestimmte Abgeschlossenheit, um als abgerundetes Teilganzes p3b_072.014
zu erscheinen.
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3. Somit ist das bei der antiken Strophe erlaubte Hinüberziehen p3b_072.016
des begonnenen Satzes in die folgende Strophe in unserer deutschen p3b_072.017
Strophe unstatthaft.
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4. Eine Ausnahme ist zu gestatten, wenn die fortlaufende Handlung p3b_072.019
eines Stoffes ein Aufhören oder einen syntaktischen Ruhepunkt p3b_072.020
nicht gestattet. Jn jedem Falle muß sich aber das Strophenschema p3b_072.021
dem Ohre und dem Auge erst sicher eingeprägt haben. Nie darf also p3b_072.022
das Enjambement am Anfange eines Gedichts eintreten; also niemals p3b_072.023
schon am Ende der 1. oder 2. Strophe.
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5. Zur Einführung in die Technik der Strophe, die eine Naturnotwendigkeit p3b_072.025
unserer Sprache ist, beschränken wir uns (anschließend p3b_072.026
an das im 1. Bd. unserer Poetik Gelehrte) lediglich auf die praktischen p3b_072.027
Gesichtspunkte, indem wir darlegen:
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I. Die Anfänge der Strophenbildung und die Entwickelung derselben,
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II. Die Länge der Verszeilen und der Strophen,
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