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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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[Beginn Spaltensatz]

Jch danke dem Geschicke | für die Gunst p3b_064.002
eines schönen Mädchens | und überlasse p3b_064.003
dir gern deinen Prunk | und p3b_064.004
deiner Edlen Blicke. | Schweigend vernahm p3b_064.005
dies der Wein | und schalt hinfort p3b_064.006
das Wasser nicht mehr. - Ja, schöne p3b_064.007
Mädchen gelten zu allen Zeiten viel | p3b_064.008
und werden jederzeit viel gelten. |

[Spaltenumbruch] p3b_064.101
Um solcher Gunst von schöner Maid p3b_064.102
Wohl dank' ich dem Geschicke p3b_064.103
Und laß dir gerne deinen Prunk p3b_064.104
Und deiner Edlen Blicke. - p3b_064.105
Und schweigend hörte es der Wein, p3b_064.106
Wollt's Wasser nicht mehr schelten. p3b_064.107
Ja schöne Mädchen gelten viel p3b_064.108
Und werden 's immer gelten.
[Ende Spaltensatz]
p3b_064.109
§ 23. Bildung von ununterbrochenen Reimversen.

p3b_064.110
1. Jm Gegensatz zu den Gedichten mit abwechselnd reimlosen und p3b_064.111
gereimten Verszeilen enthalten alle Reimgedichte lediglich gereimte Verse p3b_064.112
und zwar in den verschiedensten Stellungen und Kombinationen.

p3b_064.113
2. Die wesentlichen Kombinationen in der Reimzahl und =Stellung p3b_064.114
werden in der Strophenlehre zur Anschauung gebracht werden. Hier p3b_064.115
beschränken wir uns auf drei charakteristische Formen.

p3b_064.116

a. Reimpaare.

p3b_064.117
Aufgabe 1. Nachstehender Stoff ist in jambischen Viertaktern p3b_064.118
wiederzugeben. Männliche und weibliche Reime sind je nach Bedürfnis p3b_064.119
gestattet.

p3b_064.120
[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

p3b_064.121
Der jugendliche Beherrscher einer p3b_064.122
halben Welt erhielt in seinem Königszelte p3b_064.123
die Nachricht, daß von all seinen p3b_064.124
Kriegern nicht ein einziger zurückgekehrt p3b_064.125
sei, daß die Krieger scharenweise p3b_064.126
an einer Quelle verschwänden. Da p3b_064.127
besann er sich nicht lange. Rasch bestieg p3b_064.128
er sein Schlachtroß und ohne jegliches p3b_064.129
Gefolge sprengte er dem Bache p3b_064.130
zu. Dort angelangt band er eilig p3b_064.131
sein Roß an einen Baum und erklomm p3b_064.132
nun den Hügel, wie es seine p3b_064.133
Krieger auch gemacht hatten. Zum p3b_064.134
erstenmal erfaßte ihn die Lust, frei p3b_064.135
zu wandern. Er vergaß Stolz und p3b_064.136
Eitelkeit seiner Würde und fühlte p3b_064.137
menschlich rein, wie entzückend die p3b_064.138
Natur sei.

[Spaltenumbruch] p3b_064.101

Lösung. Von Karl von Thaler.

p3b_064.102
Die Kunde kam ins Königszelt, p3b_064.103
Dem jungen Herrn der halben Welt, p3b_064.104
Daß Keiner, den man ausgesandt, p3b_064.105
Zum Heimweg sich zurückgewandt; p3b_064.106
Daß ganze Scharen an der Quelle p3b_064.107
Verschwänden wie des Baches Welle. p3b_064.108
Der König sann nicht lange nach, p3b_064.109
Als solches Wort zu ihm man sprach; p3b_064.110
Er warf sich rasch aufs hohe Roß, p3b_064.111
Ließ ferne des Gefolges Troß p3b_064.112
Und ritt allein dem Bache zu. p3b_064.113
Dort angelangt, hatt' er nicht Ruh; p3b_064.114
Er stieg vom Pferd am Ufersaum, p3b_064.115
Band selbst das Tier an einen Baum p3b_064.116
Und klomm den Hügel dann hinan, p3b_064.117
Wie seine Krieger auch gethan. p3b_064.118
Zum erstenmal war Alexandern p3b_064.119
Die Lust gekommen, frei zu wandern. p3b_064.120
Der Krone Stolz und Eitelkeit p3b_064.121
Vergaß er ganz für kurze Zeit p3b_064.122
Und fühlte rein und menschlich nur, p3b_064.123
Wie schön und prächtig die Natur.
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Jch danke dem Geschicke │ für die Gunst p3b_064.002
eines schönen Mädchens │ und überlasse p3b_064.003
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Um solcher Gunst von schöner Maid p3b_064.102
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§ 23. Bildung von ununterbrochenen Reimversen.

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1. Jm Gegensatz zu den Gedichten mit abwechselnd reimlosen und p3b_064.111
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Stoff.

p3b_064.121
Der jugendliche Beherrscher einer p3b_064.122
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p3b_064.102
Die Kunde kam ins Königszelt, p3b_064.103
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/90
Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/90>, abgerufen am 23.11.2024.