Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

p3b_059.001
[Beginn Spaltensatz] tuch; | gastfreundlich rauschtest du p3b_059.002
meinem Besuch entgegen. | Jch segne p3b_059.003
dich dafür, und mein Fluch treffe den, | p3b_059.004
der dir mit Axt und Säge naht. | Zwar p3b_059.005
tönt Fluch und Segen nicht aus einem p3b_059.006
Zauberbuch. | Aber wie du mich mit p3b_059.007
Wohlgeruch umweht hast, | so weht aus p3b_059.008
frommem Dichterspruch Weiheduft entgegen. p3b_059.009
|

[Spaltenumbruch] p3b_059.101
Vor Wind und Wetter, rauschend p3b_059.102
Gastfreundlich dem Besuche! p3b_059.103
Drum ruh' auf dir mein Segen, p3b_059.104
Und trag' an meinem Fluche, p3b_059.105
Wer immer Axt und Säge p3b_059.106
Fortan an dir versuche! p3b_059.107
Und tönt auch Fluch wie Segen p3b_059.108
Aus keinem Zauberbuche, p3b_059.109
Es weht, wie mich dein Schatten p3b_059.110
Umhaucht mit Wohlgeruche, p3b_059.111
Es weht ein Duft der Weihe p3b_059.112
Aus frommem Dichterspruche.
[Ende Spaltensatz]

p3b_059.113
Aufgabe 3. Männlicher Reim. Vokal o im Endreim or. Das p3b_059.114
Metrum sei der jambische Viertakter. Reimstellung wie in Aufg.
1.

p3b_059.115
[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

p3b_059.116
Die Liebe rief von der Himmelsthüre: p3b_059.117
| Wer ist, der schaut zu Gott herauf? p3b_059.118
| Wir sind, die schau'n empor zu p3b_059.119
Gott, | rief zu der Lieb' eine Anzahl p3b_059.120
Priester. | Die Liebe rief: Wie könnt p3b_059.121
ihr schau'n? | Vor eurem Antlitz hängt p3b_059.122
ein Schleier, | er ist gewebt aus Gier p3b_059.123
und Haß, | durch den das Licht seines p3b_059.124
Scheines beraubt wurde. | Vor eurem p3b_059.125
trüben Blicke nimmt | die Sonne Wolkenschleier p3b_059.126
an. | Die Gnade, die auf p3b_059.127
Wolken sitzt, | hört nicht, was euer p3b_059.128
dumpfer Ruf verlangt. | Und die Erhörung p3b_059.129
steigt nicht herab, | wie euer Gebet p3b_059.130
es wünscht. | O thut, eh' ihr zum p3b_059.131
Himmel schaut, | euch Erdendunkels ab p3b_059.132
zuerst. | Statt Gier und Haß nehmt p3b_059.133
Lieb ins Herz, | und schaut zur Gottheit p3b_059.134
dann hinauf. |

[Spaltenumbruch] p3b_059.101

Lösung. Von Fr. Rückert.

p3b_059.102
Die Liebe rief vom Himmelsthor: p3b_059.103
Wer ist, der schaut zu Gott empor? p3b_059.104
Wir sind, die schau'n empor zu Gott, p3b_059.105
Rief zu der Lieb' ein Priesterchor. p3b_059.106
Die Liebe rief: Wie könnt ihr schau'n? p3b_059.107
Vor eurem Antlitz hängt ein Flor. p3b_059.108
Ein Flor, gewebt aus Gier und Haß, p3b_059.109
Durch den das Licht den Schein verlor. p3b_059.110
Vor eurem trüben Blicke nimmt p3b_059.111
Die Sonne Wolkenschleier vor. p3b_059.112
Die Gnade, die auf Wolken sitzt, p3b_059.113
Schließt eurem dumpfen Ruf ihr Ohr. p3b_059.114
Und die Erhörung steiget nicht p3b_059.115
Herab, die nur Gebet beschwor. p3b_059.116
O thut, eh ihr zum Himmel schaut, p3b_059.117
Euch Erdendunkels ab zuvor. p3b_059.118
Statt Gier und Haß nehmt Lieb ins p3b_059.119
Herz, p3b_059.120
Und schaut zur Gottheit dann empor.
[Ende Spaltensatz]

p3b_059.121
Aufgabe 4. Männlicher Reim. Vokal i im Endreim icht. p3b_059.122
Metrum: Der jambische Fünftakter. Reimstellung wie früher.

p3b_059.123
[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

p3b_059.124
Solange die Sonne den Nachtflor p3b_059.125
nicht durchbricht, | haben die Tagesvögel p3b_059.126
keine Zuversicht. | Die Sonne p3b_059.127
weckt die Tulpen auf; | daher sollst[Spaltenumbruch] p3b_059.101
Lösung. Von Fr. Rückert. p3b_059.102

Solang die Sonne nicht den Nachtflor p3b_059.103
bricht, p3b_059.104
Sind Tagesvögel ohne Zuversicht. p3b_059.105
Der Blick der Sonne ruft die Tulpen auf.
[Ende Spaltensatz]

p3b_059.001
[Beginn Spaltensatz] tuch; │ gastfreundlich rauschtest du p3b_059.002
meinem Besuch entgegen. │ Jch segne p3b_059.003
dich dafür, und mein Fluch treffe den, │ p3b_059.004
der dir mit Axt und Säge naht. │ Zwar p3b_059.005
tönt Fluch und Segen nicht aus einem p3b_059.006
Zauberbuch. │ Aber wie du mich mit p3b_059.007
Wohlgeruch umweht hast, │ so weht aus p3b_059.008
frommem Dichterspruch Weiheduft entgegen. p3b_059.009

[Spaltenumbruch] p3b_059.101
Vor Wind und Wetter, rauschend p3b_059.102
Gastfreundlich dem Besuche! p3b_059.103
Drum ruh' auf dir mein Segen, p3b_059.104
Und trag' an meinem Fluche, p3b_059.105
Wer immer Axt und Säge p3b_059.106
Fortan an dir versuche! p3b_059.107
Und tönt auch Fluch wie Segen p3b_059.108
Aus keinem Zauberbuche, p3b_059.109
Es weht, wie mich dein Schatten p3b_059.110
Umhaucht mit Wohlgeruche, p3b_059.111
Es weht ein Duft der Weihe p3b_059.112
Aus frommem Dichterspruche.
[Ende Spaltensatz]

p3b_059.113
Aufgabe 3. Männlicher Reim. Vokal o im Endreim or. Das p3b_059.114
Metrum sei der jambische Viertakter. Reimstellung wie in Aufg.
1.

p3b_059.115
[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

p3b_059.116
Die Liebe rief von der Himmelsthüre: p3b_059.117
│ Wer ist, der schaut zu Gott herauf? p3b_059.118
│ Wir sind, die schau'n empor zu p3b_059.119
Gott, │ rief zu der Lieb' eine Anzahl p3b_059.120
Priester. │ Die Liebe rief: Wie könnt p3b_059.121
ihr schau'n? │ Vor eurem Antlitz hängt p3b_059.122
ein Schleier, │ er ist gewebt aus Gier p3b_059.123
und Haß, │ durch den das Licht seines p3b_059.124
Scheines beraubt wurde. │ Vor eurem p3b_059.125
trüben Blicke nimmt │ die Sonne Wolkenschleier p3b_059.126
an. │ Die Gnade, die auf p3b_059.127
Wolken sitzt, │ hört nicht, was euer p3b_059.128
dumpfer Ruf verlangt. │ Und die Erhörung p3b_059.129
steigt nicht herab, │ wie euer Gebet p3b_059.130
es wünscht. │ O thut, eh' ihr zum p3b_059.131
Himmel schaut, │ euch Erdendunkels ab p3b_059.132
zuerst. │ Statt Gier und Haß nehmt p3b_059.133
Lieb ins Herz, │ und schaut zur Gottheit p3b_059.134
dann hinauf. │

[Spaltenumbruch] p3b_059.101

Lösung. Von Fr. Rückert.

p3b_059.102
Die Liebe rief vom Himmelsthor: p3b_059.103
Wer ist, der schaut zu Gott empor? p3b_059.104
Wir sind, die schau'n empor zu Gott, p3b_059.105
Rief zu der Lieb' ein Priesterchor. p3b_059.106
Die Liebe rief: Wie könnt ihr schau'n? p3b_059.107
Vor eurem Antlitz hängt ein Flor. p3b_059.108
Ein Flor, gewebt aus Gier und Haß, p3b_059.109
Durch den das Licht den Schein verlor. p3b_059.110
Vor eurem trüben Blicke nimmt p3b_059.111
Die Sonne Wolkenschleier vor. p3b_059.112
Die Gnade, die auf Wolken sitzt, p3b_059.113
Schließt eurem dumpfen Ruf ihr Ohr. p3b_059.114
Und die Erhörung steiget nicht p3b_059.115
Herab, die nur Gebet beschwor. p3b_059.116
O thut, eh ihr zum Himmel schaut, p3b_059.117
Euch Erdendunkels ab zuvor. p3b_059.118
Statt Gier und Haß nehmt Lieb ins p3b_059.119
Herz, p3b_059.120
Und schaut zur Gottheit dann empor.
[Ende Spaltensatz]

p3b_059.121
Aufgabe 4. Männlicher Reim. Vokal i im Endreim icht. p3b_059.122
Metrum: Der jambische Fünftakter. Reimstellung wie früher.

p3b_059.123
[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

p3b_059.124
Solange die Sonne den Nachtflor p3b_059.125
nicht durchbricht, │ haben die Tagesvögel p3b_059.126
keine Zuversicht. │ Die Sonne p3b_059.127
weckt die Tulpen auf; │ daher sollst[Spaltenumbruch] p3b_059.101
Lösung. Von Fr. Rückert. p3b_059.102

Solang die Sonne nicht den Nachtflor p3b_059.103
bricht, p3b_059.104
Sind Tagesvögel ohne Zuversicht. p3b_059.105
Der Blick der Sonne ruft die Tulpen auf.
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0085" n="59"/><lb n="p3b_059.001"/><cb type="start"/>
tuch; &#x2502; gastfreundlich rauschtest du <lb n="p3b_059.002"/>
meinem Besuch entgegen. &#x2502; Jch segne <lb n="p3b_059.003"/>
dich dafür, und mein Fluch treffe den, &#x2502; <lb n="p3b_059.004"/>
der dir mit Axt und Säge naht. &#x2502; Zwar <lb n="p3b_059.005"/>
tönt Fluch und Segen nicht aus einem <lb n="p3b_059.006"/>
Zauberbuch. &#x2502; Aber wie du mich mit <lb n="p3b_059.007"/>
Wohlgeruch umweht hast, &#x2502; so weht aus <lb n="p3b_059.008"/>
frommem Dichterspruch Weiheduft entgegen. <lb n="p3b_059.009"/>
&#x2502;</p>
            <cb/>
            <lb n="p3b_059.101"/>
            <lg>
              <l>Vor Wind und Wetter, rauschend</l>
              <lb n="p3b_059.102"/>
              <l>Gastfreundlich dem Besuche!</l>
              <lb n="p3b_059.103"/>
              <l>Drum ruh' auf dir mein Segen,</l>
              <lb n="p3b_059.104"/>
              <l>Und trag' an meinem Fluche,</l>
              <lb n="p3b_059.105"/>
              <l>Wer immer Axt und Säge</l>
              <lb n="p3b_059.106"/>
              <l>Fortan an dir versuche!</l>
              <lb n="p3b_059.107"/>
              <l>Und tönt auch Fluch wie Segen</l>
              <lb n="p3b_059.108"/>
              <l>Aus keinem Zauberbuche,</l>
              <lb n="p3b_059.109"/>
              <l>Es weht, wie mich dein Schatten</l>
              <lb n="p3b_059.110"/>
              <l>Umhaucht mit Wohlgeruche,</l>
              <lb n="p3b_059.111"/>
              <l>Es weht ein Duft der Weihe</l>
              <lb n="p3b_059.112"/>
              <l>Aus frommem Dichterspruche.</l>
            </lg>
            <cb type="end"/>
            <p><lb n="p3b_059.113"/><hi rendition="#g">Aufgabe</hi> 3. <hi rendition="#g">Männlicher Reim. Vokal</hi> o <hi rendition="#g">im Endreim</hi> or. <hi rendition="#g">Das <lb n="p3b_059.114"/>
Metrum sei der jambische Viertakter. Reimstellung wie in Aufg.</hi> 1.</p>
            <lb n="p3b_059.115"/>
            <cb type="start"/>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Stoff.</hi> </hi> </p>
            <p><lb n="p3b_059.116"/>
Die Liebe rief von der Himmelsthüre: <lb n="p3b_059.117"/>
&#x2502; Wer ist, der schaut zu Gott herauf? <lb n="p3b_059.118"/>
&#x2502; Wir sind, die schau'n empor zu <lb n="p3b_059.119"/>
Gott, &#x2502; rief zu der Lieb' eine Anzahl <lb n="p3b_059.120"/>
Priester. &#x2502; Die Liebe rief: Wie könnt <lb n="p3b_059.121"/>
ihr schau'n? &#x2502; Vor eurem Antlitz hängt <lb n="p3b_059.122"/>
ein Schleier, &#x2502; er ist gewebt aus Gier <lb n="p3b_059.123"/>
und Haß, &#x2502; durch den das Licht seines <lb n="p3b_059.124"/>
Scheines beraubt wurde. &#x2502; Vor eurem <lb n="p3b_059.125"/>
trüben Blicke nimmt &#x2502; die Sonne Wolkenschleier <lb n="p3b_059.126"/>
an. &#x2502; Die Gnade, die auf <lb n="p3b_059.127"/>
Wolken sitzt, &#x2502; hört nicht, was euer <lb n="p3b_059.128"/>
dumpfer Ruf verlangt. &#x2502; Und die Erhörung <lb n="p3b_059.129"/>
steigt nicht herab, &#x2502; wie euer Gebet <lb n="p3b_059.130"/>
es wünscht. &#x2502; O thut, eh' ihr zum <lb n="p3b_059.131"/>
Himmel schaut, &#x2502; euch Erdendunkels ab <lb n="p3b_059.132"/>
zuerst. &#x2502; Statt Gier und Haß nehmt <lb n="p3b_059.133"/>
Lieb ins Herz, &#x2502; und schaut zur Gottheit <lb n="p3b_059.134"/>
dann hinauf. &#x2502;</p>
            <cb/>
            <lb n="p3b_059.101"/>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Lösung. Von Fr. Rückert.</hi> </hi> </p>
            <lb n="p3b_059.102"/>
            <lg>
              <l>Die Liebe rief vom Himmelsthor:</l>
              <lb n="p3b_059.103"/>
              <l>Wer ist, der schaut zu Gott empor?</l>
              <lb n="p3b_059.104"/>
              <l>Wir sind, die schau'n empor zu Gott,</l>
              <lb n="p3b_059.105"/>
              <l>Rief zu der Lieb' ein Priesterchor.</l>
              <lb n="p3b_059.106"/>
              <l>Die Liebe rief: Wie könnt ihr schau'n?</l>
              <lb n="p3b_059.107"/>
              <l>Vor eurem Antlitz hängt ein Flor.</l>
              <lb n="p3b_059.108"/>
              <l>Ein Flor, gewebt aus Gier und Haß,</l>
              <lb n="p3b_059.109"/>
              <l>Durch den das Licht den Schein verlor.</l>
              <lb n="p3b_059.110"/>
              <l>Vor eurem trüben Blicke nimmt</l>
              <lb n="p3b_059.111"/>
              <l>Die Sonne Wolkenschleier vor.</l>
              <lb n="p3b_059.112"/>
              <l>Die Gnade, die auf Wolken sitzt,</l>
              <lb n="p3b_059.113"/>
              <l>Schließt eurem dumpfen Ruf ihr Ohr.</l>
              <lb n="p3b_059.114"/>
              <l>Und die Erhörung steiget nicht</l>
              <lb n="p3b_059.115"/>
              <l>Herab, die nur Gebet beschwor.</l>
              <lb n="p3b_059.116"/>
              <l>O thut, eh ihr zum Himmel schaut,</l>
              <lb n="p3b_059.117"/>
              <l>Euch Erdendunkels ab zuvor.</l>
              <lb n="p3b_059.118"/>
              <l>Statt Gier und Haß nehmt Lieb ins</l>
              <lb n="p3b_059.119"/>
              <l> <hi rendition="#et">Herz,</hi> </l>
              <lb n="p3b_059.120"/>
              <l>Und schaut zur Gottheit dann empor.</l>
            </lg>
            <cb type="end"/>
            <p><lb n="p3b_059.121"/><hi rendition="#g">Aufgabe</hi> 4. <hi rendition="#g">Männlicher Reim. Vokal</hi> i <hi rendition="#g">im Endreim</hi> icht. <lb n="p3b_059.122"/> <hi rendition="#g">Metrum: Der jambische Fünftakter. Reimstellung wie früher.</hi></p>
            <lb n="p3b_059.123"/>
            <cb type="start"/>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Stoff.</hi> </hi> </p>
            <p><lb n="p3b_059.124"/>
Solange die Sonne den Nachtflor <lb n="p3b_059.125"/>
nicht durchbricht, &#x2502; haben die Tagesvögel <lb n="p3b_059.126"/>
keine Zuversicht. &#x2502; Die Sonne <lb n="p3b_059.127"/>
weckt die Tulpen auf; &#x2502; daher sollst<cb/>
<lb n="p3b_059.101"/> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Lösung. Von Fr. Rückert.</hi></hi> <lb n="p3b_059.102"/>
<lg><l>Solang die Sonne nicht den Nachtflor</l><lb n="p3b_059.103"/><l><hi rendition="#et">bricht,</hi></l><lb n="p3b_059.104"/><l>Sind Tagesvögel ohne Zuversicht.</l><lb n="p3b_059.105"/><l>Der Blick der Sonne ruft die Tulpen auf.</l></lg><cb type="end"/>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0085] p3b_059.001 tuch; │ gastfreundlich rauschtest du p3b_059.002 meinem Besuch entgegen. │ Jch segne p3b_059.003 dich dafür, und mein Fluch treffe den, │ p3b_059.004 der dir mit Axt und Säge naht. │ Zwar p3b_059.005 tönt Fluch und Segen nicht aus einem p3b_059.006 Zauberbuch. │ Aber wie du mich mit p3b_059.007 Wohlgeruch umweht hast, │ so weht aus p3b_059.008 frommem Dichterspruch Weiheduft entgegen. p3b_059.009 │ p3b_059.101 Vor Wind und Wetter, rauschend p3b_059.102 Gastfreundlich dem Besuche! p3b_059.103 Drum ruh' auf dir mein Segen, p3b_059.104 Und trag' an meinem Fluche, p3b_059.105 Wer immer Axt und Säge p3b_059.106 Fortan an dir versuche! p3b_059.107 Und tönt auch Fluch wie Segen p3b_059.108 Aus keinem Zauberbuche, p3b_059.109 Es weht, wie mich dein Schatten p3b_059.110 Umhaucht mit Wohlgeruche, p3b_059.111 Es weht ein Duft der Weihe p3b_059.112 Aus frommem Dichterspruche. p3b_059.113 Aufgabe 3. Männlicher Reim. Vokal o im Endreim or. Das p3b_059.114 Metrum sei der jambische Viertakter. Reimstellung wie in Aufg. 1. p3b_059.115 Stoff. p3b_059.116 Die Liebe rief von der Himmelsthüre: p3b_059.117 │ Wer ist, der schaut zu Gott herauf? p3b_059.118 │ Wir sind, die schau'n empor zu p3b_059.119 Gott, │ rief zu der Lieb' eine Anzahl p3b_059.120 Priester. │ Die Liebe rief: Wie könnt p3b_059.121 ihr schau'n? │ Vor eurem Antlitz hängt p3b_059.122 ein Schleier, │ er ist gewebt aus Gier p3b_059.123 und Haß, │ durch den das Licht seines p3b_059.124 Scheines beraubt wurde. │ Vor eurem p3b_059.125 trüben Blicke nimmt │ die Sonne Wolkenschleier p3b_059.126 an. │ Die Gnade, die auf p3b_059.127 Wolken sitzt, │ hört nicht, was euer p3b_059.128 dumpfer Ruf verlangt. │ Und die Erhörung p3b_059.129 steigt nicht herab, │ wie euer Gebet p3b_059.130 es wünscht. │ O thut, eh' ihr zum p3b_059.131 Himmel schaut, │ euch Erdendunkels ab p3b_059.132 zuerst. │ Statt Gier und Haß nehmt p3b_059.133 Lieb ins Herz, │ und schaut zur Gottheit p3b_059.134 dann hinauf. │ p3b_059.101 Lösung. Von Fr. Rückert. p3b_059.102 Die Liebe rief vom Himmelsthor: p3b_059.103 Wer ist, der schaut zu Gott empor? p3b_059.104 Wir sind, die schau'n empor zu Gott, p3b_059.105 Rief zu der Lieb' ein Priesterchor. p3b_059.106 Die Liebe rief: Wie könnt ihr schau'n? p3b_059.107 Vor eurem Antlitz hängt ein Flor. p3b_059.108 Ein Flor, gewebt aus Gier und Haß, p3b_059.109 Durch den das Licht den Schein verlor. p3b_059.110 Vor eurem trüben Blicke nimmt p3b_059.111 Die Sonne Wolkenschleier vor. p3b_059.112 Die Gnade, die auf Wolken sitzt, p3b_059.113 Schließt eurem dumpfen Ruf ihr Ohr. p3b_059.114 Und die Erhörung steiget nicht p3b_059.115 Herab, die nur Gebet beschwor. p3b_059.116 O thut, eh ihr zum Himmel schaut, p3b_059.117 Euch Erdendunkels ab zuvor. p3b_059.118 Statt Gier und Haß nehmt Lieb ins p3b_059.119 Herz, p3b_059.120 Und schaut zur Gottheit dann empor. p3b_059.121 Aufgabe 4. Männlicher Reim. Vokal i im Endreim icht. p3b_059.122 Metrum: Der jambische Fünftakter. Reimstellung wie früher. p3b_059.123 Stoff. p3b_059.124 Solange die Sonne den Nachtflor p3b_059.125 nicht durchbricht, │ haben die Tagesvögel p3b_059.126 keine Zuversicht. │ Die Sonne p3b_059.127 weckt die Tulpen auf; │ daher sollst p3b_059.101 Lösung. Von Fr. Rückert. p3b_059.102 Solang die Sonne nicht den Nachtflor p3b_059.103 bricht, p3b_059.104 Sind Tagesvögel ohne Zuversicht. p3b_059.105 Der Blick der Sonne ruft die Tulpen auf.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/85
Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/85>, abgerufen am 27.11.2024.