Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_047.001 p3b_047.003 p3b_047.006 p3b_047.011 p3b_047.014 p3b_047.017 Lösung. Aus Roland und Alda. Von Uhland. p3b_047.031 Schon kehren die Vianer in die Stadt, p3b_047.035
Gehoben wird die Brück', das Thor verwahrt. p3b_047.036 Als Kaiser Karl es sieht, sein Blut aufwallt, p3b_047.037 Laut auf er schreit, von wildem Zorn entbrannt: p3b_047.038 "Wohlan zum Sturme, wackre Ritterschaft! p3b_047.039 Wer jetzt mir fehlt, was er zu Lehen hat, p3b_047.040 Hab' er in Frankreich Bergschloß oder Stadt, p3b_047.041 Turm oder Feste, Flecken oder Markt, p3b_047.001 p3b_047.003 p3b_047.006 p3b_047.011 p3b_047.014 p3b_047.017 Lösung. Aus Roland und Alda. Von Uhland. p3b_047.031 Schon kehren die Vianer in die Stadt, p3b_047.035
Gehoben wird die Brück', das Thor verwahrt. p3b_047.036 Als Kaiser Karl es sieht, sein Blut aufwallt, p3b_047.037 Laut auf er schreit, von wildem Zorn entbrannt: p3b_047.038 „Wohlan zum Sturme, wackre Ritterschaft! p3b_047.039 Wer jetzt mir fehlt, was er zu Lehen hat, p3b_047.040 Hab' er in Frankreich Bergschloß oder Stadt, p3b_047.041 Turm oder Feste, Flecken oder Markt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0073" n="47"/> <p><lb n="p3b_047.001"/> 4. Assonanzen mit dem faden e haben nur geringe Wirkung und <lb n="p3b_047.002"/> sollten daher weniger geübt werden.</p> <p><lb n="p3b_047.003"/> 5. Um von vornherein namentlich auf die versgliedernden Assonanzen <lb n="p3b_047.004"/> am Zeilenende aufmerksam zu machen, ist zu raten, in den <lb n="p3b_047.005"/> ersten Zeilen der jeweiligen Dichtung Binnenassonanzen anzuwenden.</p> <p><lb n="p3b_047.006"/> 6. Die assonierenden Klänge dürfen nicht zu weit auseinander stehen, <lb n="p3b_047.007"/> wenn sie wirksam sein sollen. Man sollte daher in Vermischung nicht <lb n="p3b_047.008"/> assonierender Verse mit assonierenden möglichst sparsam sein. (Jn der <lb n="p3b_047.009"/> spanischen Art assoniert jeder gerade Vers, also bei vier Versen der <lb n="p3b_047.010"/> 2. und 4.)</p> <p><lb n="p3b_047.011"/> 7. Die assonierenden Verse verlangen ein einfaches Versmaß und <lb n="p3b_047.012"/> klaren, freundlichen Rhythmus, wenn nicht die Aufmerksamkeit von <lb n="p3b_047.013"/> der Assonanz abgezogen werden soll.</p> <p><lb n="p3b_047.014"/><hi rendition="#g">Aufgabe. Nachstehender Stoff soll in akatalektischen jambischen <lb n="p3b_047.015"/> Quinaren wiedergegeben werden. Der assonierende</hi> a=<hi rendition="#g">Laut <lb n="p3b_047.016"/> soll als Vokal der letzten Silbe die Verszeilen schließen.</hi></p> <p><lb n="p3b_047.017"/><hi rendition="#g">Stoff.</hi> Die Vianer kehren in ihre Stadt zurück, ziehen die Brücke auf <lb n="p3b_047.018"/> und verwahren das Stadtthor. Darüber wird Kaiser Karl sehr zornig; und <lb n="p3b_047.019"/> aufgebracht ruft er aus: „Zum Sturm, meine Ritter! Wer heute fehlt, <lb n="p3b_047.020"/> dessen Lehen in Frankreich, gleichviel ob es Schloß oder Stadt, Turm oder <lb n="p3b_047.021"/> Feste, Dorf oder Markt sei, soll dem Boden gleich gemacht werden.“ Da kommen <lb n="p3b_047.022"/> sie alle herbei. Die Schildner dringen gegen die Mauer vor, mit Hammer und <lb n="p3b_047.023"/> gestähltem Schaft schlagend. Aber die Vianer steigen auf die Mauern und <lb n="p3b_047.024"/> werfen Steine und Scheiter herab, wobei mehr als 60 Frankenjünglinge zermalmt <lb n="p3b_047.025"/> werden. Da spricht Herzog Naims im Bart: „Herr Kaiser, glaubt <lb n="p3b_047.026"/> Jhr, daß Jhr diese hohen Mauern mit ihren starken Zinnen und den festen, <lb n="p3b_047.027"/> jahrhundertalten Türmen, welche einst kräftige Heiden erbauten, mit Gewalt <lb n="p3b_047.028"/> gewinnen werdet? Jhr werdet es nicht vermögen. Daher rate ich, Zimmerleute <lb n="p3b_047.029"/> herbeirufen zu lassen, um Rüstzeuge zu erbauen.</p> <lb n="p3b_047.030"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Lösung.</hi> Aus Roland und Alda. <hi rendition="#g">Von Uhland.</hi></hi> </p> <p><lb n="p3b_047.031"/> (<hi rendition="#aq">NB</hi>. Das nachfolgende Beispiel ist eine Tirade und französischer Art. <lb n="p3b_047.032"/> Das Schwänzchen „Davon die Mauern stürzen“ ist das Ausgehen des Atems, <lb n="p3b_047.033"/> und stets folgt sodann eine neue Assonanz.)</p> <lb n="p3b_047.034"/> <lg> <l>Schon kehren die Vianer in die Stadt,</l> <lb n="p3b_047.035"/> <l>Gehoben wird die Brück', das Thor verwahrt.</l> <lb n="p3b_047.036"/> <l>Als Kaiser Karl es sieht, sein Blut aufwallt,</l> <lb n="p3b_047.037"/> <l>Laut auf er schreit, von wildem Zorn entbrannt:</l> <lb n="p3b_047.038"/> <l>„Wohlan zum Sturme, wackre Ritterschaft!</l> <lb n="p3b_047.039"/> <l>Wer jetzt mir fehlt, was er zu Lehen hat,</l> <lb n="p3b_047.040"/> <l>Hab' er in Frankreich Bergschloß oder Stadt,</l> <lb n="p3b_047.041"/> <l>Turm oder Feste, Flecken oder Markt,</l> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0073]
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4. Assonanzen mit dem faden e haben nur geringe Wirkung und p3b_047.002
sollten daher weniger geübt werden.
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5. Um von vornherein namentlich auf die versgliedernden Assonanzen p3b_047.004
am Zeilenende aufmerksam zu machen, ist zu raten, in den p3b_047.005
ersten Zeilen der jeweiligen Dichtung Binnenassonanzen anzuwenden.
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6. Die assonierenden Klänge dürfen nicht zu weit auseinander stehen, p3b_047.007
wenn sie wirksam sein sollen. Man sollte daher in Vermischung nicht p3b_047.008
assonierender Verse mit assonierenden möglichst sparsam sein. (Jn der p3b_047.009
spanischen Art assoniert jeder gerade Vers, also bei vier Versen der p3b_047.010
2. und 4.)
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7. Die assonierenden Verse verlangen ein einfaches Versmaß und p3b_047.012
klaren, freundlichen Rhythmus, wenn nicht die Aufmerksamkeit von p3b_047.013
der Assonanz abgezogen werden soll.
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Aufgabe. Nachstehender Stoff soll in akatalektischen jambischen p3b_047.015
Quinaren wiedergegeben werden. Der assonierende a=Laut p3b_047.016
soll als Vokal der letzten Silbe die Verszeilen schließen.
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Stoff. Die Vianer kehren in ihre Stadt zurück, ziehen die Brücke auf p3b_047.018
und verwahren das Stadtthor. Darüber wird Kaiser Karl sehr zornig; und p3b_047.019
aufgebracht ruft er aus: „Zum Sturm, meine Ritter! Wer heute fehlt, p3b_047.020
dessen Lehen in Frankreich, gleichviel ob es Schloß oder Stadt, Turm oder p3b_047.021
Feste, Dorf oder Markt sei, soll dem Boden gleich gemacht werden.“ Da kommen p3b_047.022
sie alle herbei. Die Schildner dringen gegen die Mauer vor, mit Hammer und p3b_047.023
gestähltem Schaft schlagend. Aber die Vianer steigen auf die Mauern und p3b_047.024
werfen Steine und Scheiter herab, wobei mehr als 60 Frankenjünglinge zermalmt p3b_047.025
werden. Da spricht Herzog Naims im Bart: „Herr Kaiser, glaubt p3b_047.026
Jhr, daß Jhr diese hohen Mauern mit ihren starken Zinnen und den festen, p3b_047.027
jahrhundertalten Türmen, welche einst kräftige Heiden erbauten, mit Gewalt p3b_047.028
gewinnen werdet? Jhr werdet es nicht vermögen. Daher rate ich, Zimmerleute p3b_047.029
herbeirufen zu lassen, um Rüstzeuge zu erbauen.
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Lösung. Aus Roland und Alda. Von Uhland.
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(NB. Das nachfolgende Beispiel ist eine Tirade und französischer Art. p3b_047.032
Das Schwänzchen „Davon die Mauern stürzen“ ist das Ausgehen des Atems, p3b_047.033
und stets folgt sodann eine neue Assonanz.)
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Schon kehren die Vianer in die Stadt, p3b_047.035
Gehoben wird die Brück', das Thor verwahrt. p3b_047.036
Als Kaiser Karl es sieht, sein Blut aufwallt, p3b_047.037
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„Wohlan zum Sturme, wackre Ritterschaft! p3b_047.039
Wer jetzt mir fehlt, was er zu Lehen hat, p3b_047.040
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Turm oder Feste, Flecken oder Markt,
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