Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_044.001 Zweites Hauptstück. p3b_044.002Reimverse. ------ p3b_044.003 I. Übungen in allitterierenden und assonierenden Versen. p3b_044.004§ 17. Bildung allitterierender Verse. p3b_044.005 p3b_044.009 p3b_044.011 p3b_044.017 p3b_044.020 p3b_044.025 p3b_044.001 Zweites Hauptstück. p3b_044.002Reimverse. ────── p3b_044.003 I. Übungen in allitterierenden und assonierenden Versen. p3b_044.004§ 17. Bildung allitterierender Verse. p3b_044.005 p3b_044.009 p3b_044.011 p3b_044.017 p3b_044.020 p3b_044.025 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0070" n="E44"/> </div> </div> </div> <div n="1"> <lb n="p3b_044.001"/> <head> <hi rendition="#c">Zweites Hauptstück.</hi> </head> <lb n="p3b_044.002"/> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Reimverse</hi>. ──────</hi> </head> <div n="2"> <lb n="p3b_044.003"/> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">I</hi>. Übungen in allitterierenden und assonierenden Versen.</hi> </head> <lb n="p3b_044.004"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c">§ 17. Bildung allitterierender Verse.</hi> </head> <p><lb n="p3b_044.005"/> 1. Die Allitteration (Stabreim) ist die Wiederkehr gleicher Anfangsbuchstaben. <lb n="p3b_044.006"/> Da sie zur symmetrischen Gliederung der poetischen <lb n="p3b_044.007"/> Gestaltungen verwendet wird, so muß sie ─ wie jeder Gleichklang ─ <lb n="p3b_044.008"/> in ihrer Anwendung <hi rendition="#g">gesetzmäßig</hi> sein.</p> <p><lb n="p3b_044.009"/> 2. Sie darf nur die begrifflich bedeutenden Wörter ─ also nur <lb n="p3b_044.010"/> die Stammsilben ─ verbinden.</p> <p><lb n="p3b_044.011"/> 3. Nicht die Gleichheit beliebiger Wortanfänge ist also bei den <lb n="p3b_044.012"/> allitterierenden Versen das Wesentliche, sondern der Umstand, daß die <lb n="p3b_044.013"/> durch den Gleichklang ausgezeichneten Silben auch in der Arsis stehen <lb n="p3b_044.014"/> und den Begriffston tragen. Da somit nur die Hebungen allitterieren <lb n="p3b_044.015"/> dürfen, so sind Allitterationen wie Geld und Gemüt verwerflich, nicht <lb n="p3b_044.016"/> aber Allitterationen wie Gedanke und Dienst.</p> <p><lb n="p3b_044.017"/> 4. Der Dichter muß streben, den Eindruck der sinnlich starken <lb n="p3b_044.018"/> Hauptvorstellung wellenartig fortzuleiten und zu erhalten durch Worte, <lb n="p3b_044.019"/> welche dem Worte der Hauptvorstellung im Anfangsklange ähnlich sind.</p> <p><lb n="p3b_044.020"/> 5. Am Platze ist die Allitteration, wenn eine Grundvorstellung <lb n="p3b_044.021"/> wie ein Echo über die Verse hinüberklingen soll, wenn es sich also um <lb n="p3b_044.022"/> plastisch anschauliche oder malerische Darstellung handelt. Allitterieren <lb n="p3b_044.023"/> können hierbei alle Konsonanten von gleichem Klang, wie z. B. die <lb n="p3b_044.024"/> labialen v, f, ph, pf, b, p, w.</p> <p><lb n="p3b_044.025"/> 6. Dem die Hauptvorstellung tragenden centralen Hauptstab stehen <lb n="p3b_044.026"/> in der Regel zwei Liedstäbe (Stollen) gegenüber. Diese Stäbe haben <lb n="p3b_044.027"/> insgesamt die metrische Verbindung der Zeilen zu bewirken.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [E44/0070]
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Zweites Hauptstück. p3b_044.002
Reimverse. ────── p3b_044.003
I. Übungen in allitterierenden und assonierenden Versen. p3b_044.004
§ 17. Bildung allitterierender Verse. p3b_044.005
1. Die Allitteration (Stabreim) ist die Wiederkehr gleicher Anfangsbuchstaben. p3b_044.006
Da sie zur symmetrischen Gliederung der poetischen p3b_044.007
Gestaltungen verwendet wird, so muß sie ─ wie jeder Gleichklang ─ p3b_044.008
in ihrer Anwendung gesetzmäßig sein.
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2. Sie darf nur die begrifflich bedeutenden Wörter ─ also nur p3b_044.010
die Stammsilben ─ verbinden.
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3. Nicht die Gleichheit beliebiger Wortanfänge ist also bei den p3b_044.012
allitterierenden Versen das Wesentliche, sondern der Umstand, daß die p3b_044.013
durch den Gleichklang ausgezeichneten Silben auch in der Arsis stehen p3b_044.014
und den Begriffston tragen. Da somit nur die Hebungen allitterieren p3b_044.015
dürfen, so sind Allitterationen wie Geld und Gemüt verwerflich, nicht p3b_044.016
aber Allitterationen wie Gedanke und Dienst.
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4. Der Dichter muß streben, den Eindruck der sinnlich starken p3b_044.018
Hauptvorstellung wellenartig fortzuleiten und zu erhalten durch Worte, p3b_044.019
welche dem Worte der Hauptvorstellung im Anfangsklange ähnlich sind.
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5. Am Platze ist die Allitteration, wenn eine Grundvorstellung p3b_044.021
wie ein Echo über die Verse hinüberklingen soll, wenn es sich also um p3b_044.022
plastisch anschauliche oder malerische Darstellung handelt. Allitterieren p3b_044.023
können hierbei alle Konsonanten von gleichem Klang, wie z. B. die p3b_044.024
labialen v, f, ph, pf, b, p, w.
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6. Dem die Hauptvorstellung tragenden centralen Hauptstab stehen p3b_044.026
in der Regel zwei Liedstäbe (Stollen) gegenüber. Diese Stäbe haben p3b_044.027
insgesamt die metrische Verbindung der Zeilen zu bewirken.
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