Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_042.001 Kennst du den obersten Priester? für uns stets hat er gebetet p3b_042.002 Ernst in dem Kreis der Natur, den er zum Tempel gemacht. p3b_042.003 Da er von uns abschied, wer soll statt seiner erscheinen, p3b_042.004 Andachtvollen Gemüts uns zu vertreten vor Gott? p3b_042.005 Ach! wohl gilt es zu trauern um ihn, den nun wir verloren, p3b_042.006 Und um die andern, die nicht ihn verlieren gekonnt. p3b_042.007 Denn nicht allen hat er gelebt; doch in künftiger Zeit noch p3b_042.008 Wird er von allen erkannt, wird er von allen beweint. p3b_042.009 Bis einst dies Jahrhundert sich schließt, steht selbst er geduldig ------ p3b_042.011 V. Übungen im gemischten Rhythmus. p3b_042.012§ 16. Bildung logaödischer (gemischter) Verse. p3b_042.013 p3b_042.015 p3b_042.019 p3b_042.024 p3b_042.027 p3b_042.029 Aufgabe. Viertaktige trochäisch=daktylische Verse. p3b_042.032 p3b_042.033 p3b_042.001 Kennst du den obersten Priester? für uns stets hat er gebetet p3b_042.002 Ernst in dem Kreis der Natur, den er zum Tempel gemacht. p3b_042.003 Da er von uns abschied, wer soll statt seiner erscheinen, p3b_042.004 Andachtvollen Gemüts uns zu vertreten vor Gott? p3b_042.005 Ach! wohl gilt es zu trauern um ihn, den nun wir verloren, p3b_042.006 Und um die andern, die nicht ihn verlieren gekonnt. p3b_042.007 Denn nicht allen hat er gelebt; doch in künftiger Zeit noch p3b_042.008 Wird er von allen erkannt, wird er von allen beweint. p3b_042.009 Bis einst dies Jahrhundert sich schließt, steht selbst er geduldig ────── p3b_042.011 V. Übungen im gemischten Rhythmus. p3b_042.012§ 16. Bildung logaödischer (gemischter) Verse. p3b_042.013 p3b_042.015 p3b_042.019 p3b_042.024 p3b_042.027 p3b_042.029 Aufgabe. 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Hauptstück die <lb n="p3b_042.021"/> gemischten antiken Maße berücksichtigen werden, so können wir uns <lb n="p3b_042.022"/> hier darauf beschränken, durch eine Aufgabe die Einmischung von Daktylen <lb n="p3b_042.023"/> in den trochäischen Rhythmus des deutschen Verses zu üben.</p> <p><lb n="p3b_042.024"/> 4. Um dem immer neu ins Stocken geratenden trochäischen <lb n="p3b_042.025"/> Verse größere Beweglichkeit zu verleihen, empfiehlt sich diese Einmischung <lb n="p3b_042.026"/> von Daktylen.</p> <p><lb n="p3b_042.027"/> 5. Der Anfänger hat sein Augenmerk auf Wiederkehr und Anordnung <lb n="p3b_042.028"/> des Daktylus zu richten.</p> <p><lb n="p3b_042.029"/> 6. Überhaupt verlangt die Symmetrie, daß dem Daktylus kein <lb n="p3b_042.030"/> Übergewicht eingeräumt werde.</p> <lb n="p3b_042.031"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Aufgabe. Viertaktige trochäisch=daktylische Verse. <lb n="p3b_042.032"/> Eibsee.</hi> </hi> </p> <p><lb n="p3b_042.033"/><hi rendition="#g">Stoff.</hi> Grauenvoll, schwindelnd sind die Felswände, die von Adlern <lb n="p3b_042.034"/> umschwebten Riesenberge, welche das Felsenantlitz widerspiegeln in dem stillen, <lb n="p3b_042.035"/> tannenbekränzten schwarzen Bergsee: Grauenvoll ist das heimliche Atmen, <lb n="p3b_042.036"/> Wogen, Weben, Todeslächeln, zu vergleichen Hertha's heiliger Waldsee auf <lb n="p3b_042.037"/> der vom Nordlicht umflammten Jnsel, wo den Wagen der Göttin weiße Kühe </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0068]
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Kennst du den obersten Priester? für uns stets hat er gebetet p3b_042.002
Ernst in dem Kreis der Natur, den er zum Tempel gemacht. p3b_042.003
Da er von uns abschied, wer soll statt seiner erscheinen, p3b_042.004
Andachtvollen Gemüts uns zu vertreten vor Gott? p3b_042.005
Ach! wohl gilt es zu trauern um ihn, den nun wir verloren, p3b_042.006
Und um die andern, die nicht ihn verlieren gekonnt. p3b_042.007
Denn nicht allen hat er gelebt; doch in künftiger Zeit noch p3b_042.008
Wird er von allen erkannt, wird er von allen beweint. p3b_042.009
Bis einst dies Jahrhundert sich schließt, steht selbst er geduldig
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V. Übungen im gemischten Rhythmus. p3b_042.012
§ 16. Bildung logaödischer (gemischter) Verse. p3b_042.013
1. Die Mischungen von verschiedenen Metren sind ziemlich vielfältig, p3b_042.014
was auch unsere Übungen des 5. Hauptstücks darthun werden.
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2. Die neueren Dichter beschränken sich meistenteils ─ sofern p3b_042.016
sie nicht freie Accentverse vorziehen ─ auf Einmischung von Anapästen p3b_042.017
(⏑⏑–) in den jambischen Rhythmus, sowie von Daktylen (–⏑⏑) in den p3b_042.018
trochäischen.
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3. Da wir dem jambisch=anapästischen Rhythmus mehrfache p3b_042.020
Übungen im 3. Hauptstücke widmen konnten und im 5. Hauptstück die p3b_042.021
gemischten antiken Maße berücksichtigen werden, so können wir uns p3b_042.022
hier darauf beschränken, durch eine Aufgabe die Einmischung von Daktylen p3b_042.023
in den trochäischen Rhythmus des deutschen Verses zu üben.
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4. Um dem immer neu ins Stocken geratenden trochäischen p3b_042.025
Verse größere Beweglichkeit zu verleihen, empfiehlt sich diese Einmischung p3b_042.026
von Daktylen.
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5. Der Anfänger hat sein Augenmerk auf Wiederkehr und Anordnung p3b_042.028
des Daktylus zu richten.
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6. Überhaupt verlangt die Symmetrie, daß dem Daktylus kein p3b_042.030
Übergewicht eingeräumt werde.
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Aufgabe. Viertaktige trochäisch=daktylische Verse. p3b_042.032
Eibsee.
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Stoff. Grauenvoll, schwindelnd sind die Felswände, die von Adlern p3b_042.034
umschwebten Riesenberge, welche das Felsenantlitz widerspiegeln in dem stillen, p3b_042.035
tannenbekränzten schwarzen Bergsee: Grauenvoll ist das heimliche Atmen, p3b_042.036
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der vom Nordlicht umflammten Jnsel, wo den Wagen der Göttin weiße Kühe
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