Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_032.001 Von dem Walde darnach auch erzähle du ihr, von der neckend verborgnen Najade, p3b_032.002 p3b_032.014Die die Rosen umblühn, die das Moos übergrünt, die der durstige Eppich p3b_032.003 umrankt hält. p3b_032.004 Wie du selbst es geschaut, so behalt es genau, und sobald du gewonnen das p3b_032.005 Städtchen, p3b_032.006 Da entschwinge dich leicht aus den schwindelnden Höhn auf die nickenden p3b_032.007 Wipfel des Baumes, p3b_032.008 Der mit tröstlichem Grün durch das Fenster ihr blickt in das matte verschmachtende p3b_032.009 Auge, p3b_032.010 Und entfalte die Schwing' und umfächle sie leis mit genesender Luft des p3b_032.011 Gebirges, p3b_032.012 Und dein Auge verklärt von der mailichen Luft in das Düstere laß es ihr p3b_032.013 leuchten; Es verscheuche vor ihr p3b_032.015 Den gespenstigen Spuk, p3b_032.016 Daß sie schaue die Welt p3b_032.017 Als ein blühendes Bild, p3b_032.018 Und des Freundes Gestalt, p3b_032.019 Der in allem dem Glück p3b_032.020 Der Entbehrenden treulich gedenk blieb! ------ p3b_032.021 IV. Übungen im heroischen Versmaß. p3b_032.022§ 13. Bildung von deutschen Accenthexametern. p3b_032.023 p3b_032.027 p3b_032.037 p3b_032.001 Von dem Walde darnach auch erzähle du ihr, von der neckend verborgnen Najade, p3b_032.002 p3b_032.014Die die Rosen umblühn, die das Moos übergrünt, die der durstige Eppich p3b_032.003 umrankt hält. p3b_032.004 Wie du selbst es geschaut, so behalt es genau, und sobald du gewonnen das p3b_032.005 Städtchen, p3b_032.006 Da entschwinge dich leicht aus den schwindelnden Höhn auf die nickenden p3b_032.007 Wipfel des Baumes, p3b_032.008 Der mit tröstlichem Grün durch das Fenster ihr blickt in das matte verschmachtende p3b_032.009 Auge, p3b_032.010 Und entfalte die Schwing' und umfächle sie leis mit genesender Luft des p3b_032.011 Gebirges, p3b_032.012 Und dein Auge verklärt von der mailichen Luft in das Düstere laß es ihr p3b_032.013 leuchten; Es verscheuche vor ihr p3b_032.015 Den gespenstigen Spuk, p3b_032.016 Daß sie schaue die Welt p3b_032.017 Als ein blühendes Bild, p3b_032.018 Und des Freundes Gestalt, p3b_032.019 Der in allem dem Glück p3b_032.020 Der Entbehrenden treulich gedenk blieb! ────── p3b_032.021 IV. 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Zur Vermeidung <lb n="p3b_032.031"/> der Eintönigkeit der übrigbleibenden fünf Daktylen hat man <lb n="p3b_032.032"/> als hemmendes Mittel je nach Bedürfnis den einen oder den andern <lb n="p3b_032.033"/> der ersten 4 Daktylen mit einem Spondeus vertauscht, nicht aber den 5., <lb n="p3b_032.034"/> der als Charakteristikum für den Hexameter unangetastet bleiben mußte. <lb n="p3b_032.035"/> Das bewegliche Schema des Hexameters gestaltete sich nunmehr folgendermaßen: <lb n="p3b_032.036"/> <figure><note type="editorial">type="versmetrik"</note></figure></p> <p><lb n="p3b_032.037"/> 2. Der deutsche Hexameter darf nicht gegen die deutschen Accentgesetze <lb n="p3b_032.038"/> verstoßen; er darf also niemals leichte Silben in die Arsis <lb n="p3b_032.039"/> bringen, oder die betonten wie unbetonte thetisch verwenden. Wir </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0058]
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Von dem Walde darnach auch erzähle du ihr, von der neckend verborgnen Najade, p3b_032.002
Die die Rosen umblühn, die das Moos übergrünt, die der durstige Eppich p3b_032.003
umrankt hält. p3b_032.004
Wie du selbst es geschaut, so behalt es genau, und sobald du gewonnen das p3b_032.005
Städtchen, p3b_032.006
Da entschwinge dich leicht aus den schwindelnden Höhn auf die nickenden p3b_032.007
Wipfel des Baumes, p3b_032.008
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Auge, p3b_032.010
Und entfalte die Schwing' und umfächle sie leis mit genesender Luft des p3b_032.011
Gebirges, p3b_032.012
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leuchten;
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Es verscheuche vor ihr p3b_032.015
Den gespenstigen Spuk, p3b_032.016
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Der Entbehrenden treulich gedenk blieb!
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IV. Übungen im heroischen Versmaß. p3b_032.022
§ 13. Bildung von deutschen Accenthexametern. p3b_032.023
Obwohl der ausländische (exotische) Hexameter für uns Deutsche p3b_032.024
in keiner Weise zu den empfehlenswerten Maßen gehört, so muß man p3b_032.025
sich doch mit ihm vertraut machen, um die deutschen hexametrischen p3b_032.026
Dichtungen ihrem Werte nach würdigen zu können.
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1. Der Hexameter ist ein ursprünglich aus 6 Daktylen bestehender p3b_032.028
Vers. Um seinen ins Unendliche forthüpfenden Gang zu zügeln und p3b_032.029
sein Ende zu markieren, setzte man an Stelle des letzten Daktylus p3b_032.030
einen hemmenden Spondeus (– –) oder Trochäus (– ⏑). Zur Vermeidung p3b_032.031
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der ersten 4 Daktylen mit einem Spondeus vertauscht, nicht aber den 5., p3b_032.034
der als Charakteristikum für den Hexameter unangetastet bleiben mußte. p3b_032.035
Das bewegliche Schema des Hexameters gestaltete sich nunmehr folgendermaßen: p3b_032.036
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2. Der deutsche Hexameter darf nicht gegen die deutschen Accentgesetze p3b_032.038
verstoßen; er darf also niemals leichte Silben in die Arsis p3b_032.039
bringen, oder die betonten wie unbetonte thetisch verwenden. Wir
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