Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_014.001 p3b_014.003 p3b_014.004 (Platen IV, 26.) p3b_014.006 (Ebenda IV, 24.) p3b_014.008 p3b_014.011 So will | ich auf | den Ze | hen schlei | chen. Laß | mich doch. | p3b_014.014 Jch geh' | hinein | und gra | be. Hal | te den Mop | sus hier | p3b_014.017 p3b_014.019Zurück, | wenn heim | er keh | ren soll | te, daß | er mich | p3b_014.018 Jm Ho | fe nicht | ertap | pe, ja | den Schatz | zugleich Entdecke &c.(Platen IV, 24.) p3b_014.020 p3b_014.023 p3b_014.026 Alle zwölf zusammen sind p3b_014.033 Die erste Zahl, indessen man im Trauerspiel p3b_014.034 Nur fünfe braucht; doch freilich wird das fünfte bloß p3b_014.035 Als Stier bei den Hörnern hergezogen, während doch p3b_014.036 Der Dichter selbst das fünfte wär' als Wassermann: p3b_014.037 Doch Mopsus kommt. Er will doch nicht ins Haus hinein? p3b_014.038 Pst! Mopsus! &c. (Platen IV, 25.) p3b_014.001 p3b_014.003 p3b_014.004 (Platen IV, 26.) p3b_014.006 (Ebenda IV, 24.) p3b_014.008 p3b_014.011 So will │ ich auf │ den Ze │ hen schlei │ chen. ⎡ Laß │ mich doch. │ p3b_014.014 Jch geh' │ hinein │⎡ und gra │ be. ⎡ Hal │ tĕ dĕn Mōp │ sus hier │ p3b_014.017 p3b_014.019Zurück, │⎡ wenn heim │ er keh │ ren soll │ te, ⎡daß │ er mich │ p3b_014.018 Jm Ho │ fe nicht │ ertap │ pe, ⎡ja │ den Schatz │⎡ zugleich Entdecke &c.(Platen IV, 24.) p3b_014.020 p3b_014.023 p3b_014.026 Alle zwölf zusammen sind p3b_014.033 Die erste Zahl, indessen man im Trauerspiel p3b_014.034 Nur fünfe braucht; doch freilich wird das fünfte bloß p3b_014.035 Als Stier bei den Hörnern hergezogen, während doch p3b_014.036 Der Dichter selbst das fünfte wär' als Wassermann: p3b_014.037 Doch Mopsus kommt. Er will doch nicht ins Haus hinein? p3b_014.038 Pst! Mopsus! &c. (Platen IV, 25.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0040" n="14"/> <p><lb n="p3b_014.001"/> 8. Am schönsten erscheint die vorherrschend weibliche Cäsur im <lb n="p3b_014.002"/> 4. Takt.</p> <p><lb n="p3b_014.003"/> Beispiele:</p> <p><lb n="p3b_014.004"/><hi rendition="#aq">a</hi>. <hi rendition="#g">im</hi> 3. <hi rendition="#g">Takt:</hi> Die <metamark><hi rendition="#sup">1</hi></metamark>Kin │ der s<metamark><hi rendition="#sup">2</hi></metamark>chla │ fen, <metamark><hi rendition="#sup">3C</hi></metamark> mor │ de nicht │ den sü │ ßen Schlaf.</p> <lb n="p3b_014.005"/> <p> <hi rendition="#right">(Platen <hi rendition="#aq">IV</hi>, 26.)</hi> </p> <p><lb n="p3b_014.006"/><hi rendition="#aq">b</hi>. <hi rendition="#g">im</hi> 4. <hi rendition="#g">Takt:</hi> Du<metamark><hi rendition="#sup">1</hi></metamark>rch Feu'r │ un<metamark><hi rendition="#sup">2</hi></metamark>d Was │ ser ge<metamark><hi rendition="#sup">3</hi></metamark>h │ ich, <metamark><hi rendition="#sup">4C</hi></metamark> wie │ Pamina that.</p> <lb n="p3b_014.007"/> <p> <hi rendition="#right">(Ebenda <hi rendition="#aq">IV</hi>, 24.)</hi> </p> <p><lb n="p3b_014.008"/> 9. Würden trochäische Worte nach ihr folgen, so könnte der Rhythmus <lb n="p3b_014.009"/> leicht ins Schwanken geraten; in der Regel folgt ein einsilbiges <lb n="p3b_014.010"/> Wort, wodurch der Vers seinen jambischen Haltpunkt behält.</p> <p><lb n="p3b_014.011"/> 10. Weniger schön und beliebt ist die Cäsur im 5. Takte, obgleich <lb n="p3b_014.012"/> sie noch wirkungsvoll genug erscheint, z. B.:</p> <lb n="p3b_014.013"/> <lg> <l>So will │ ich auf │ den Ze │ hen schlei │ chen. <metamark><hi rendition="#sup">5C</hi></metamark> Laß │ mich doch. │</l> </lg> <p><lb n="p3b_014.014"/> 11. Ein Vorkommen der Diärese mit der Cäsur in der gleichen <lb n="p3b_014.015"/> Verszeile ist statthaft. Beispiel:</p> <lb n="p3b_014.016"/> <lg> <l>Jch geh' │ hinein │<metamark><hi rendition="#sup">D</hi></metamark> und gra │ be. <metamark><hi rendition="#sup">C</hi></metamark> Hal │ tĕ dĕn Mōp │ sus hier │</l> <lb n="p3b_014.017"/> <l>Zurück, │<metamark><hi rendition="#sup">D</hi></metamark> wenn heim │ er keh │ ren soll │ te, <metamark><hi rendition="#sup">C</hi></metamark>daß │ er mich │</l> <lb n="p3b_014.018"/> <l>Jm Ho │ fe nicht │ ertap │ pe, <metamark><hi rendition="#sup">C</hi></metamark>ja │ den Schatz │<metamark><hi rendition="#sup">D</hi></metamark> zugleich</l> </lg> <lb n="p3b_014.019"/> <p> <hi rendition="#right">Entdecke &c.<hi rendition="#right">(Platen <hi rendition="#aq">IV</hi>, 24.)</hi></hi> </p> <p><lb n="p3b_014.020"/> 12. Eine Cäsur ist am Anfang (also im 1. Takt) nur dann gestattet, <lb n="p3b_014.021"/> wenn ein Ausruf oder ein einsilbiges bedeutendes Wörtchen <lb n="p3b_014.022"/> (etwa ein Jmperativ, eine Negation &c.) den Vers beginnt.</p> <p><lb n="p3b_014.023"/> 13. Da der letzte Verstakt, der höchst selten mit einem einsilbigen <lb n="p3b_014.024"/> Satztakt schließt, dem Vers sein abschließendes Gepräge verleiht, so <lb n="p3b_014.025"/> befindet sich im letzten Takt nur höchst ausnahmsweise die Cäsur.</p> <p><lb n="p3b_014.026"/> 14. Rhythmische Pausen treten ein, wo das Satzende mit dem <lb n="p3b_014.027"/> Versende zusammenfällt. Um die freie Bewegung durch das Einzwängen <lb n="p3b_014.028"/> des Gedankens in den engen Raum von sechs Jamben zu <lb n="p3b_014.029"/> hindern und der Eintönigkeit vorzubeugen, ist es erlaubt, hie und da <lb n="p3b_014.030"/> längere Sätze in die neuen Verszeilen hinüberragen zu lassen, sofern <lb n="p3b_014.031"/> nur der Charakter des Senars gewahrt ist, z. B.:</p> <lb n="p3b_014.032"/> <lg> <l> Alle zwölf zusammen sind</l> <lb n="p3b_014.033"/> <l>Die erste Zahl, indessen man im Trauerspiel</l> <lb n="p3b_014.034"/> <l>Nur fünfe braucht; doch freilich wird das fünfte bloß</l> <lb n="p3b_014.035"/> <l>Als Stier bei den Hörnern hergezogen, während doch</l> <lb n="p3b_014.036"/> <l>Der Dichter selbst das fünfte wär' als Wassermann:</l> <lb n="p3b_014.037"/> <l>Doch Mopsus kommt. Er will doch nicht ins Haus hinein?</l> <lb n="p3b_014.038"/> <l>Pst! Mopsus! &c.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Platen <hi rendition="#aq">IV</hi>, 25.)</hi> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0040]
p3b_014.001
8. Am schönsten erscheint die vorherrschend weibliche Cäsur im p3b_014.002
4. Takt.
p3b_014.003
Beispiele:
p3b_014.004
a. im 3. Takt: Die 1Kin │ der s2chla │ fen, 3C mor │ de nicht │ den sü │ ßen Schlaf.
p3b_014.005
(Platen IV, 26.)
p3b_014.006
b. im 4. Takt: Du1rch Feu'r │ un2d Was │ ser ge3h │ ich, 4C wie │ Pamina that.
p3b_014.007
(Ebenda IV, 24.)
p3b_014.008
9. Würden trochäische Worte nach ihr folgen, so könnte der Rhythmus p3b_014.009
leicht ins Schwanken geraten; in der Regel folgt ein einsilbiges p3b_014.010
Wort, wodurch der Vers seinen jambischen Haltpunkt behält.
p3b_014.011
10. Weniger schön und beliebt ist die Cäsur im 5. Takte, obgleich p3b_014.012
sie noch wirkungsvoll genug erscheint, z. B.:
p3b_014.013
So will │ ich auf │ den Ze │ hen schlei │ chen. 5C Laß │ mich doch. │
p3b_014.014
11. Ein Vorkommen der Diärese mit der Cäsur in der gleichen p3b_014.015
Verszeile ist statthaft. Beispiel:
p3b_014.016
Jch geh' │ hinein │D und gra │ be. C Hal │ tĕ dĕn Mōp │ sus hier │ p3b_014.017
Zurück, │D wenn heim │ er keh │ ren soll │ te, Cdaß │ er mich │ p3b_014.018
Jm Ho │ fe nicht │ ertap │ pe, Cja │ den Schatz │D zugleich
p3b_014.019
Entdecke &c.(Platen IV, 24.)
p3b_014.020
12. Eine Cäsur ist am Anfang (also im 1. Takt) nur dann gestattet, p3b_014.021
wenn ein Ausruf oder ein einsilbiges bedeutendes Wörtchen p3b_014.022
(etwa ein Jmperativ, eine Negation &c.) den Vers beginnt.
p3b_014.023
13. Da der letzte Verstakt, der höchst selten mit einem einsilbigen p3b_014.024
Satztakt schließt, dem Vers sein abschließendes Gepräge verleiht, so p3b_014.025
befindet sich im letzten Takt nur höchst ausnahmsweise die Cäsur.
p3b_014.026
14. Rhythmische Pausen treten ein, wo das Satzende mit dem p3b_014.027
Versende zusammenfällt. Um die freie Bewegung durch das Einzwängen p3b_014.028
des Gedankens in den engen Raum von sechs Jamben zu p3b_014.029
hindern und der Eintönigkeit vorzubeugen, ist es erlaubt, hie und da p3b_014.030
längere Sätze in die neuen Verszeilen hinüberragen zu lassen, sofern p3b_014.031
nur der Charakter des Senars gewahrt ist, z. B.:
p3b_014.032
Alle zwölf zusammen sind p3b_014.033
Die erste Zahl, indessen man im Trauerspiel p3b_014.034
Nur fünfe braucht; doch freilich wird das fünfte bloß p3b_014.035
Als Stier bei den Hörnern hergezogen, während doch p3b_014.036
Der Dichter selbst das fünfte wär' als Wassermann: p3b_014.037
Doch Mopsus kommt. Er will doch nicht ins Haus hinein? p3b_014.038
Pst! Mopsus! &c.
(Platen IV, 25.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/40 |
Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/40>, abgerufen am 16.02.2025. |