Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_003.001 p3b_003.006 [Beginn Spaltensatz] Stoff. p3b_003.009 Lösung. p3b_003.102 p3b_003.123 p3b_003.128 § 2. Bildung jambischer Viertakter. p3b_003.129 p3b_003.001 p3b_003.006 [Beginn Spaltensatz] Stoff. p3b_003.009 Lösung. p3b_003.102 p3b_003.123 p3b_003.128 § 2. Bildung jambischer Viertakter. p3b_003.129 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0029" n="3"/> <p><lb n="p3b_003.001"/> (Wir erwähnen in Sophokles' Aias den berühmten Monolog 815 ff., <lb n="p3b_003.002"/> Monologe in Shakespeare's Julius Cäsar, in Schillers Tell und Wallenstein. <lb n="p3b_003.003"/> Ferner Erzählendes z. B. in Wallenstein der Bericht über die Schlacht bei <lb n="p3b_003.004"/> Neustadt, oder in der Jungfrau von Orleans: „Wir hatten sechzehn Fähnlein <lb n="p3b_003.005"/> aufgebracht“ u. s. w.)</p> <p><lb n="p3b_003.006"/><hi rendition="#g">Aufgabe. Das nachfolgende Bruchstück aus</hi> Charikles und Theages <lb n="p3b_003.007"/> <hi rendition="#g">von Herder soll in jambische Verstakte umgebildet werden</hi></p> <lb n="p3b_003.008"/> <cb type="start"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Stoff.</hi> </hi> </p> <p><lb n="p3b_003.009"/> Die heilige Stille, die die Nacht <lb n="p3b_003.010"/> um sie verbreitete, die hellen Himmelslichter, <lb n="p3b_003.011"/> die als Lampen über ihnen <lb n="p3b_003.012"/> aufgehängt schienen, auf der einen <lb n="p3b_003.013"/> Seite einige zurückgebliebene Schimmer <lb n="p3b_003.014"/> der Abendröte, und auf der andern <lb n="p3b_003.015"/> der hinter den Schatten des Waldes <lb n="p3b_003.016"/> sich sanft erhebende Mond ─ wie <lb n="p3b_003.017"/> erhebt dieser prächtige Tempel, wie <lb n="p3b_003.018"/> erweitert und vergrößert er die Seele! <lb n="p3b_003.019"/> Man fühlt in diesen Augenblicken so <lb n="p3b_003.020"/> ganz die Schönheit und das Nichts <lb n="p3b_003.021"/> der Erde; welche Erholung uns Gott <lb n="p3b_003.022"/> auf einem Stern bereitet hat, auf <lb n="p3b_003.023"/> dem uns Mond und Sonne, die beiden <lb n="p3b_003.024"/> schönen Himmelslichter, abwechselnd <lb n="p3b_003.025"/> durchs Leben leiten! Und wie <lb n="p3b_003.026"/> niedrig, klein und verschwindend der <lb n="p3b_003.027"/> Punkt unseres Erdenthales sei, gegen <lb n="p3b_003.028"/> die unermeßliche Pracht und Herrlichkeit <lb n="p3b_003.029"/> aller Sterne, Sonnen und Welten <lb n="p3b_003.030"/> u. s. w.</p> <cb/> <lb n="p3b_003.101"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Lösung.</hi> </hi> </p> <p><lb n="p3b_003.102"/> Dĭe hēiligĕ Stīllĕ, dīe dĭe Nācht <lb n="p3b_003.103"/> um sie verbreitet, auch die hellen Himmelslichter, <lb n="p3b_003.104"/> die als Lampen über ihnen <lb n="p3b_003.105"/> aufgehängt erschienen, hier auf dieser <lb n="p3b_003.106"/> Seite ein'ge Schimmer goldner Abendröte, <lb n="p3b_003.107"/> die zurückgeblieben, dorten auf <lb n="p3b_003.108"/> der andern ─ hinter Waldesschatten <lb n="p3b_003.109"/> sich erhebend ─ still der Mond. Wie <lb n="p3b_003.110"/> hoch erhebt doch dieser prächt'ge Dom, <lb n="p3b_003.111"/> wie sehr erweitert und vergrößert er <lb n="p3b_003.112"/> die Seele! Fühlt man doch in solchen <lb n="p3b_003.113"/> Augenblicken ganz die Schönheit wie <lb n="p3b_003.114"/> das Nichts der Erde, ja, man fühlt <lb n="p3b_003.115"/> Erholung, uns von Gott auf einem <lb n="p3b_003.116"/> Stern bereitet, wo den Menschen Mond <lb n="p3b_003.117"/> und Sonne, diese beiden Himmelslichter, <lb n="p3b_003.118"/> wechselnd durch das Leben leiten, und <lb n="p3b_003.119"/> wie gegen aller Sterne, Sonnen, <lb n="p3b_003.120"/> Welten Pracht und unermeßnen Schöne, <lb n="p3b_003.121"/> so verschwindend klein der Punkt des <lb n="p3b_003.122"/> Erdenthales sei u. s. w.</p> <cb type="end"/> <p><lb n="p3b_003.123"/> (<hi rendition="#aq">NB</hi>. Man suche hier, wie bei allen folgenden Lösungen, Versehen aufzuspüren, <lb n="p3b_003.124"/> Kritik zu üben und z. B. nachzuweisen, wie in Z. 1 „<hi rendition="#g">die die</hi>“ unschön <lb n="p3b_003.125"/> wirkt, wie Z. 2 „<hi rendition="#g">auch die</hi>“ von sehr zweifelhafter Länge ist, wie <lb n="p3b_003.126"/> Z. 4 in „aufgehängt erschienen“ die Vorsilbe <hi rendition="#g">er</hi> die Änderung „aufgehangen <lb n="p3b_003.127"/> schienen“ empfiehlt u. s. w.)</p> </div> <div n="3"> <lb n="p3b_003.128"/> <head> <hi rendition="#c">§ 2. Bildung jambischer Viertakter.</hi> </head> <p><lb n="p3b_003.129"/> 1. Wir gehen sofort zur bequemen Form des jambischen Viertakters <lb n="p3b_003.130"/> (⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏑ –) über, welcher ebenso akatalektisch (vollzählig), wie <lb n="p3b_003.131"/> katalektisch (unvollzählig) sein kann, z. B.:</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0029]
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(Wir erwähnen in Sophokles' Aias den berühmten Monolog 815 ff., p3b_003.002
Monologe in Shakespeare's Julius Cäsar, in Schillers Tell und Wallenstein. p3b_003.003
Ferner Erzählendes z. B. in Wallenstein der Bericht über die Schlacht bei p3b_003.004
Neustadt, oder in der Jungfrau von Orleans: „Wir hatten sechzehn Fähnlein p3b_003.005
aufgebracht“ u. s. w.)
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Aufgabe. Das nachfolgende Bruchstück aus Charikles und Theages p3b_003.007
von Herder soll in jambische Verstakte umgebildet werden
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Stoff.
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Die heilige Stille, die die Nacht p3b_003.010
um sie verbreitete, die hellen Himmelslichter, p3b_003.011
die als Lampen über ihnen p3b_003.012
aufgehängt schienen, auf der einen p3b_003.013
Seite einige zurückgebliebene Schimmer p3b_003.014
der Abendröte, und auf der andern p3b_003.015
der hinter den Schatten des Waldes p3b_003.016
sich sanft erhebende Mond ─ wie p3b_003.017
erhebt dieser prächtige Tempel, wie p3b_003.018
erweitert und vergrößert er die Seele! p3b_003.019
Man fühlt in diesen Augenblicken so p3b_003.020
ganz die Schönheit und das Nichts p3b_003.021
der Erde; welche Erholung uns Gott p3b_003.022
auf einem Stern bereitet hat, auf p3b_003.023
dem uns Mond und Sonne, die beiden p3b_003.024
schönen Himmelslichter, abwechselnd p3b_003.025
durchs Leben leiten! Und wie p3b_003.026
niedrig, klein und verschwindend der p3b_003.027
Punkt unseres Erdenthales sei, gegen p3b_003.028
die unermeßliche Pracht und Herrlichkeit p3b_003.029
aller Sterne, Sonnen und Welten p3b_003.030
u. s. w.
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Lösung.
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Dĭe hēiligĕ Stīllĕ, dīe dĭe Nācht p3b_003.103
um sie verbreitet, auch die hellen Himmelslichter, p3b_003.104
die als Lampen über ihnen p3b_003.105
aufgehängt erschienen, hier auf dieser p3b_003.106
Seite ein'ge Schimmer goldner Abendröte, p3b_003.107
die zurückgeblieben, dorten auf p3b_003.108
der andern ─ hinter Waldesschatten p3b_003.109
sich erhebend ─ still der Mond. Wie p3b_003.110
hoch erhebt doch dieser prächt'ge Dom, p3b_003.111
wie sehr erweitert und vergrößert er p3b_003.112
die Seele! Fühlt man doch in solchen p3b_003.113
Augenblicken ganz die Schönheit wie p3b_003.114
das Nichts der Erde, ja, man fühlt p3b_003.115
Erholung, uns von Gott auf einem p3b_003.116
Stern bereitet, wo den Menschen Mond p3b_003.117
und Sonne, diese beiden Himmelslichter, p3b_003.118
wechselnd durch das Leben leiten, und p3b_003.119
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Welten Pracht und unermeßnen Schöne, p3b_003.121
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Erdenthales sei u. s. w.
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(NB. Man suche hier, wie bei allen folgenden Lösungen, Versehen aufzuspüren, p3b_003.124
Kritik zu üben und z. B. nachzuweisen, wie in Z. 1 „die die“ unschön p3b_003.125
wirkt, wie Z. 2 „auch die“ von sehr zweifelhafter Länge ist, wie p3b_003.126
Z. 4 in „aufgehängt erschienen“ die Vorsilbe er die Änderung „aufgehangen p3b_003.127
schienen“ empfiehlt u. s. w.)
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1. Wir gehen sofort zur bequemen Form des jambischen Viertakters p3b_003.130
(⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏑ –) über, welcher ebenso akatalektisch (vollzählig), wie p3b_003.131
katalektisch (unvollzählig) sein kann, z. B.:
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