Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_263.001 [Beginn Spaltensatz]
Der Schönheit Preis, der Gottheit hehres p3b_263.102 p3b_263.105Bild: p3b_263.103 Der Mensch, des Züge das Gepräg' des p3b_263.104 Geistes tragen. Nun eilt die Zeit im ew'gen Kreislauf p3b_263.106 p3b_263.114fort, p3b_263.107 Schon manch Jahrhundert rasch entschwand p3b_263.108 dem Menschen, p3b_263.109 Seit Edens Garten er verließ - p3b_263.110 Und vor dem Schöpfer unschuldsvoll er p3b_263.111 stand: p3b_263.112 Doch zeigt sein Antlitz noch, o Schöpfer, p3b_263.113 Dein Gepräge. Noch hofft der Mensch, hebt seinen Blick p3b_263.115 [Ende Spaltensatz]
zum Licht, p3b_263.116 Zum Vaterauge, im urew'gen Himmel, p3b_263.117 Noch betet liebend er zu dem, p3b_263.118 Der ihn gestraft, doch nicht verstoßen hat: p3b_263.119 O, mög' sein Bild des Ursprungs p3b_263.120 Hoheit ewig wahren! p3b_263.121 p3b_263.133 p3b_263.001 [Beginn Spaltensatz]
Der Schönheit Preis, der Gottheit hehres p3b_263.102 p3b_263.105Bild: p3b_263.103 Der Mensch, des Züge das Gepräg' des p3b_263.104 Geistes tragen. Nun eilt die Zeit im ew'gen Kreislauf p3b_263.106 p3b_263.114fort, p3b_263.107 Schon manch Jahrhundert rasch entschwand p3b_263.108 dem Menschen, p3b_263.109 Seit Edens Garten er verließ ─ p3b_263.110 Und vor dem Schöpfer unschuldsvoll er p3b_263.111 stand: p3b_263.112 Doch zeigt sein Antlitz noch, o Schöpfer, p3b_263.113 Dein Gepräge. Noch hofft der Mensch, hebt seinen Blick p3b_263.115 [Ende Spaltensatz]
zum Licht, p3b_263.116 Zum Vaterauge, im urew'gen Himmel, p3b_263.117 Noch betet liebend er zu dem, p3b_263.118 Der ihn gestraft, doch nicht verstoßen hat: p3b_263.119 O, mög' sein Bild des Ursprungs p3b_263.120 Hoheit ewig wahren! p3b_263.121 p3b_263.133 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0289" n="263"/> <lb n="p3b_263.001"/> <cb type="start"/> <p> <hi rendition="#aq"> <lg> <l>Till dess ditt öga skaͦdat menniskan,</l> <lb n="p3b_263.002"/> <lb n="p3b_263.003"/> <l>Som andens prägel bär uti de ljufva</l> <lb n="p3b_263.004"/> <l> <hi rendition="#et">dragen.</hi> </l> </lg> <lb n="p3b_263.005"/> <lg> <l>Hur maͦnga seklers skiften vexlat</l> <lb n="p3b_263.006"/> <l> <hi rendition="#et">om</hi> </l> <lb n="p3b_263.007"/> <l>Paͦ tidens bana, hvälfvande sig</l> <lb n="p3b_263.008"/> <l> <hi rendition="#et">framaͦt,</hi> </l> <lb n="p3b_263.009"/> <l> Alltsedan hon fraͦn Eden gick,</l> <lb n="p3b_263.010"/> <l>Och fjerran fraͦn den ljusa morgonstund,</l> <lb n="p3b_263.011"/> <lb n="p3b_263.012"/> <l>Daͦ oskuldsfull och ren hon stod för</l> <lb n="p3b_263.013"/> <l> <hi rendition="#et">Herrans aͦsyn.</hi> </l> </lg> <lb n="p3b_263.014"/> <lg> <l>Ännu, ännu hon kan dock skaͦda</l> <lb n="p3b_263.015"/> <l> <hi rendition="#et">upp</hi> </l> <lb n="p3b_263.016"/> <l>Mot fadersögat, som i himlen vakar,</l> <lb n="p3b_263.017"/> <l> Och än med kärlek bedja den,</l> <lb n="p3b_263.018"/> <l>Som henne straffat, ej förskjutit</l> <lb n="p3b_263.019"/> <l> <hi rendition="#et">har,</hi> </l> <lb n="p3b_263.020"/> <l>Och saͦ hon kan sin första ursprungshöghet</l> <lb n="p3b_263.021"/> <l><hi rendition="#right">röja</hi>!</l> </lg> </hi> </p> <cb/> <lb n="p3b_263.101"/> <lg> <l>Der Schönheit Preis, der Gottheit hehres</l> <lb n="p3b_263.102"/> <l> <hi rendition="#et">Bild:</hi> </l> <lb n="p3b_263.103"/> <l>Der Mensch, des Züge das Gepräg' des</l> <lb n="p3b_263.104"/> <l> <hi rendition="#et">Geistes tragen.</hi> </l> </lg> <lb n="p3b_263.105"/> <lg> <l>Nun eilt die Zeit im ew'gen Kreislauf</l> <lb n="p3b_263.106"/> <l> <hi rendition="#et">fort,</hi> </l> <lb n="p3b_263.107"/> <l>Schon manch Jahrhundert rasch entschwand</l> <lb n="p3b_263.108"/> <l> <hi rendition="#right">dem Menschen,</hi> </l> <lb n="p3b_263.109"/> <l>Seit Edens Garten er verließ ─</l> <lb n="p3b_263.110"/> <l>Und vor dem Schöpfer unschuldsvoll er</l> <lb n="p3b_263.111"/> <l> <hi rendition="#et">stand:</hi> </l> <lb n="p3b_263.112"/> <l>Doch zeigt sein Antlitz noch, o Schöpfer,</l> <lb n="p3b_263.113"/> <l> <hi rendition="#et">Dein Gepräge.</hi> </l> </lg> <lb n="p3b_263.114"/> <lg> <l>Noch hofft der Mensch, hebt seinen Blick</l> <lb n="p3b_263.115"/> <l> <hi rendition="#et">zum Licht,</hi> </l> <lb n="p3b_263.116"/> <l>Zum Vaterauge, im urew'gen Himmel,</l> <lb n="p3b_263.117"/> <l>Noch betet liebend er zu <hi rendition="#g">dem,</hi></l> <lb n="p3b_263.118"/> <l>Der ihn gestraft, doch nicht verstoßen hat:</l> <lb n="p3b_263.119"/> <l>O, mög' sein Bild des Ursprungs</l> <lb n="p3b_263.120"/> <l> <hi rendition="#et">Hoheit ewig wahren!</hi> </l> </lg> <cb type="end"/> <p><lb n="p3b_263.121"/><hi rendition="#aq">NB</hi>. Der Anfänger, welcher sich durch Übersetzungen der instruktiven Gedichte <lb n="p3b_263.122"/> König Oskars <hi rendition="#aq">II</hi>. in die Geheimnisse der Übertragung aus dem Schwedischen <lb n="p3b_263.123"/> eingeführt hat, möge nunmehr einzelne bekannt gewordene lyrische Stücke der <lb n="p3b_263.124"/> sog. Phosphoristen Atterbom und Dahlgren, oder vom großen schwedischen <lb n="p3b_263.125"/> Romantiker <hi rendition="#g">Almqvist</hi> wählen. Sodann versuche er die Verdeutschung von <lb n="p3b_263.126"/> <hi rendition="#g">Tegners</hi> Frithjofsage. Um sich zum Übersetzer auszubilden, vergleiche er Vers <lb n="p3b_263.127"/> für Vers die Verdeutschungen von Amalie von Helwig, Mohnike, Leinburg, <lb n="p3b_263.128"/> Simrock, Zoller u. a. Wenn er peinlich genaue Kritik übt, so wird er bald <lb n="p3b_263.129"/> die Schwächen der einzelnen Übersetzer erkennen, die Vorteile der anderen sich <lb n="p3b_263.130"/> aneignen und zweifelsohne zu jener Übersetzer-Tüchtigkeit und Routine gelangen, <lb n="p3b_263.131"/> die in ihrer der Form wie dem Geist des Urbilds Rechnung tragenden Vollendung <lb n="p3b_263.132"/> Anspruch auf Anerkennung zu machen berechtigt ist.</p> <p><lb n="p3b_263.133"/> (Beispiele für noch weitere Sprachen zu geben, kann nach der Ausführung <lb n="p3b_263.134"/> S 198 dieses Bandes nicht unsere Absicht sein. Wer uns folgte, wird bei <lb n="p3b_263.135"/> Anwendung der von uns zum erstenmal [in ihrer Vereinigung] entwickelten <lb n="p3b_263.136"/> Übersetzungsgrundsätze imstande sein, mit Erfolg die Übertragung aus jeder <lb n="p3b_263.137"/> ihm geläufigen fremden Sprache zu versuchen!)</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [263/0289]
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Till dess ditt öga skaͦdat menniskan, p3b_263.002
p3b_263.003
Som andens prägel bär uti de ljufva p3b_263.004
dragen.
p3b_263.005
Hur maͦnga seklers skiften vexlat p3b_263.006
om p3b_263.007
Paͦ tidens bana, hvälfvande sig p3b_263.008
framaͦt, p3b_263.009
Alltsedan hon fraͦn Eden gick, p3b_263.010
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Daͦ oskuldsfull och ren hon stod för p3b_263.013
Herrans aͦsyn.
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Ännu, ännu hon kan dock skaͦda p3b_263.015
upp p3b_263.016
Mot fadersögat, som i himlen vakar, p3b_263.017
Och än med kärlek bedja den, p3b_263.018
Som henne straffat, ej förskjutit p3b_263.019
har, p3b_263.020
Och saͦ hon kan sin första ursprungshöghet p3b_263.021
röja!
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Der Schönheit Preis, der Gottheit hehres p3b_263.102
Bild: p3b_263.103
Der Mensch, des Züge das Gepräg' des p3b_263.104
Geistes tragen.
p3b_263.105
Nun eilt die Zeit im ew'gen Kreislauf p3b_263.106
fort, p3b_263.107
Schon manch Jahrhundert rasch entschwand p3b_263.108
dem Menschen, p3b_263.109
Seit Edens Garten er verließ ─ p3b_263.110
Und vor dem Schöpfer unschuldsvoll er p3b_263.111
stand: p3b_263.112
Doch zeigt sein Antlitz noch, o Schöpfer, p3b_263.113
Dein Gepräge.
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Noch hofft der Mensch, hebt seinen Blick p3b_263.115
zum Licht, p3b_263.116
Zum Vaterauge, im urew'gen Himmel, p3b_263.117
Noch betet liebend er zu dem, p3b_263.118
Der ihn gestraft, doch nicht verstoßen hat: p3b_263.119
O, mög' sein Bild des Ursprungs p3b_263.120
Hoheit ewig wahren!
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NB. Der Anfänger, welcher sich durch Übersetzungen der instruktiven Gedichte p3b_263.122
König Oskars II. in die Geheimnisse der Übertragung aus dem Schwedischen p3b_263.123
eingeführt hat, möge nunmehr einzelne bekannt gewordene lyrische Stücke der p3b_263.124
sog. Phosphoristen Atterbom und Dahlgren, oder vom großen schwedischen p3b_263.125
Romantiker Almqvist wählen. Sodann versuche er die Verdeutschung von p3b_263.126
Tegners Frithjofsage. Um sich zum Übersetzer auszubilden, vergleiche er Vers p3b_263.127
für Vers die Verdeutschungen von Amalie von Helwig, Mohnike, Leinburg, p3b_263.128
Simrock, Zoller u. a. Wenn er peinlich genaue Kritik übt, so wird er bald p3b_263.129
die Schwächen der einzelnen Übersetzer erkennen, die Vorteile der anderen sich p3b_263.130
aneignen und zweifelsohne zu jener Übersetzer-Tüchtigkeit und Routine gelangen, p3b_263.131
die in ihrer der Form wie dem Geist des Urbilds Rechnung tragenden Vollendung p3b_263.132
Anspruch auf Anerkennung zu machen berechtigt ist.
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(Beispiele für noch weitere Sprachen zu geben, kann nach der Ausführung p3b_263.134
S 198 dieses Bandes nicht unsere Absicht sein. Wer uns folgte, wird bei p3b_263.135
Anwendung der von uns zum erstenmal [in ihrer Vereinigung] entwickelten p3b_263.136
Übersetzungsgrundsätze imstande sein, mit Erfolg die Übertragung aus jeder p3b_263.137
ihm geläufigen fremden Sprache zu versuchen!)
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/289>, abgerufen am 17.07.2024. |