Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_258.001 p3b_258.004 p3b_258.010 p3b_258.014 Eröffnungsstrophe des 4. Gesangs der Lusiaden des Camoens. p3b_258.016
1. Übersetzung. Von Booch-Arkossy. p3b_258.026Nach wilden Stürmen und nach grausen Nächten p3b_258.027 p3b_258.034Ruht aus das Meer am hellen heitern Morgen; p3b_258.028 Der neue Tag trotzt all' den finstern Mächten, p3b_258.029 Des Hafens Hoffnung scheucht des Schiffers Sorgen, p3b_258.030 Und die von Kampf und Angst und Not Geschwächten p3b_258.031 Begrüßt das Licht der Sonne wohlgeborgen: p3b_258.032 So kam denn auch das tapfre Reich zum Frieden, p3b_258.033 Als König Fernand aus der Welt geschieden. 2. Übersetzung. Von R. Ave=Lallemant. p3b_258.035Nach wilder, schwerer Ungewitter Toben p3b_258.036
Die uns in dunkler Nacht, im Sturm getroffen, p3b_258.037 Bringt schon der Morgen heitres Licht von oben, p3b_258.038 Er läßt den Hafen, läßt die Rettung hoffen. p3b_258.001 p3b_258.004 p3b_258.010 p3b_258.014 Eröffnungsstrophe des 4. Gesangs der Lusiaden des Camoëns. p3b_258.016
1. Übersetzung. Von Booch-Arkossy. p3b_258.026Nach wilden Stürmen und nach grausen Nächten p3b_258.027 p3b_258.034Ruht aus das Meer am hellen heitern Morgen; p3b_258.028 Der neue Tag trotzt all' den finstern Mächten, p3b_258.029 Des Hafens Hoffnung scheucht des Schiffers Sorgen, p3b_258.030 Und die von Kampf und Angst und Not Geschwächten p3b_258.031 Begrüßt das Licht der Sonne wohlgeborgen: p3b_258.032 So kam denn auch das tapfre Reich zum Frieden, p3b_258.033 Als König Fernand aus der Welt geschieden. 2. Übersetzung. Von R. Avé=Lallemant. p3b_258.035Nach wilder, schwerer Ungewitter Toben p3b_258.036
Die uns in dunkler Nacht, im Sturm getroffen, p3b_258.037 Bringt schon der Morgen heitres Licht von oben, p3b_258.038 Er läßt den Hafen, läßt die Rettung hoffen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0284" n="258"/> <p><lb n="p3b_258.001"/> 3. Durch ihre überreichen weichen und süßen Klänge erhält die Sprache <lb n="p3b_258.002"/> ein unmännliches, kraftloses Gepräge, was der deutsche Übersetzer sehr beachten <lb n="p3b_258.003"/> muß, um bei der Übertragung keine Fehlgriffe zu thun.</p> <p><lb n="p3b_258.004"/> 4. Dem Anfänger raten wir zur Übersetzung: die <hi rendition="#g">Lusiaden des <lb n="p3b_258.005"/> Camo<hi rendition="#aq">ë</hi>ns,</hi> welche alle Vorzüge der portugiesischen Sprache vereinen, dabei <lb n="p3b_258.006"/> durch ihren Jnhalt, durch ihre glühende Vaterlandsliebe, durch ihre fesselnden <lb n="p3b_258.007"/> Bilder löwenkühnen Mutes im Kampfe gegen die Mauren und zur See in <lb n="p3b_258.008"/> Sturm und Schiffbruch, wie durch ihre Verehrung alles Schönen (also auch <lb n="p3b_258.009"/> der Frauenschönheit) eine ungemein lohnende Übersetzungsaufgabe ergeben.</p> <p><lb n="p3b_258.010"/> 5. Als Probe bieten wir eine Strophe, welche zu den schönsten unter <lb n="p3b_258.011"/> allen Lusiaden-Strophen gehört und in der That durch ihre Malerei, Musik <lb n="p3b_258.012"/> und Lebensweisheit als die beste, echteste Camo<hi rendition="#aq">ë</hi>nsstrophe für alle Zeiten gerühmt <lb n="p3b_258.013"/> werden kann.</p> <p> <lb n="p3b_258.014"/> <hi rendition="#g">Aufgabe.</hi> </p> <lb n="p3b_258.015"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Eröffnungsstrophe des</hi> 4. <hi rendition="#g">Gesangs der Lusiaden des Camo<hi rendition="#aq">ë</hi>ns. <lb n="p3b_258.016"/> Stoff.</hi></hi> </p> <lb n="p3b_258.017"/> <p> <hi rendition="#aq"> <lg> <l>Despois de procellosa tempestade,</l> <lb n="p3b_258.018"/> <l>Nocturna sombra, e sibilante vento,</l> <lb n="p3b_258.019"/> <l>Traz a manhã serena claridade,</l> <lb n="p3b_258.020"/> <l>Esperança de porto e salvamento:</l> <lb n="p3b_258.021"/> <l>Aparta o sol a negra escuridade,</l> <lb n="p3b_258.022"/> <l>Removendo o temor do pensamento:</l> <lb n="p3b_258.023"/> <l>Assi no reino forte aconteceu,</l> <lb n="p3b_258.024"/> <l>Despois que o rei Fernando falleceu.</l> </lg> </hi> </p> <lb n="p3b_258.025"/> <p> <hi rendition="#c">1. <hi rendition="#g">Übersetzung. Von Booch-Arkossy.</hi></hi> </p> <lb n="p3b_258.026"/> <lg> <l>Nach wilden Stürmen und nach grausen Nächten</l> <lb n="p3b_258.027"/> <l>Ruht aus das Meer am hellen heitern Morgen;</l> <lb n="p3b_258.028"/> <l>Der neue Tag trotzt all' den finstern Mächten,</l> <lb n="p3b_258.029"/> <l>Des Hafens Hoffnung scheucht des Schiffers Sorgen,</l> <lb n="p3b_258.030"/> <l>Und die von Kampf und Angst und Not Geschwächten</l> <lb n="p3b_258.031"/> <l>Begrüßt das Licht der Sonne wohlgeborgen:</l> <lb n="p3b_258.032"/> <l>So kam denn auch das tapfre Reich zum Frieden,</l> <lb n="p3b_258.033"/> <l>Als König Fernand aus der Welt geschieden.</l> </lg> <lb n="p3b_258.034"/> <p> <hi rendition="#c">2. <hi rendition="#g">Übersetzung. Von</hi> R. <hi rendition="#g">Av<hi rendition="#aq">é</hi>=Lallemant.</hi></hi> </p> <lb n="p3b_258.035"/> <lg> <l>Nach wilder, schwerer Ungewitter Toben</l> <lb n="p3b_258.036"/> <l>Die uns in dunkler Nacht, im Sturm getroffen,</l> <lb n="p3b_258.037"/> <l>Bringt schon der Morgen heitres Licht von oben,</l> <lb n="p3b_258.038"/> <l>Er läßt den Hafen, läßt die Rettung hoffen.</l> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [258/0284]
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3. Durch ihre überreichen weichen und süßen Klänge erhält die Sprache p3b_258.002
ein unmännliches, kraftloses Gepräge, was der deutsche Übersetzer sehr beachten p3b_258.003
muß, um bei der Übertragung keine Fehlgriffe zu thun.
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4. Dem Anfänger raten wir zur Übersetzung: die Lusiaden des p3b_258.005
Camoëns, welche alle Vorzüge der portugiesischen Sprache vereinen, dabei p3b_258.006
durch ihren Jnhalt, durch ihre glühende Vaterlandsliebe, durch ihre fesselnden p3b_258.007
Bilder löwenkühnen Mutes im Kampfe gegen die Mauren und zur See in p3b_258.008
Sturm und Schiffbruch, wie durch ihre Verehrung alles Schönen (also auch p3b_258.009
der Frauenschönheit) eine ungemein lohnende Übersetzungsaufgabe ergeben.
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5. Als Probe bieten wir eine Strophe, welche zu den schönsten unter p3b_258.011
allen Lusiaden-Strophen gehört und in der That durch ihre Malerei, Musik p3b_258.012
und Lebensweisheit als die beste, echteste Camoënsstrophe für alle Zeiten gerühmt p3b_258.013
werden kann.
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Aufgabe.
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Eröffnungsstrophe des 4. Gesangs der Lusiaden des Camoëns. p3b_258.016
Stoff.
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Despois de procellosa tempestade, p3b_258.018
Nocturna sombra, e sibilante vento, p3b_258.019
Traz a manhã serena claridade, p3b_258.020
Esperança de porto e salvamento: p3b_258.021
Aparta o sol a negra escuridade, p3b_258.022
Removendo o temor do pensamento: p3b_258.023
Assi no reino forte aconteceu, p3b_258.024
Despois que o rei Fernando falleceu.
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1. Übersetzung. Von Booch-Arkossy.
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Nach wilden Stürmen und nach grausen Nächten p3b_258.027
Ruht aus das Meer am hellen heitern Morgen; p3b_258.028
Der neue Tag trotzt all' den finstern Mächten, p3b_258.029
Des Hafens Hoffnung scheucht des Schiffers Sorgen, p3b_258.030
Und die von Kampf und Angst und Not Geschwächten p3b_258.031
Begrüßt das Licht der Sonne wohlgeborgen: p3b_258.032
So kam denn auch das tapfre Reich zum Frieden, p3b_258.033
Als König Fernand aus der Welt geschieden.
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2. Übersetzung. Von R. Avé=Lallemant.
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Nach wilder, schwerer Ungewitter Toben p3b_258.036
Die uns in dunkler Nacht, im Sturm getroffen, p3b_258.037
Bringt schon der Morgen heitres Licht von oben, p3b_258.038
Er läßt den Hafen, läßt die Rettung hoffen.
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/284>, abgerufen am 16.02.2025. |